(Eine wahre Geschichte)
Ein kleiner sechsjähriger protestantischer Knabe hatte oft seine katholischen Kameraden das "Ave Maria" beten gehört. Er liebte es so sehr, dass er es abschrieb, auswendig lernte und jeden Tag zu beten begann. "Schau, Mamma, was für ein wunderschönes Gebet", sagte er zu seiner Mutter eines Tages."
Sprich es nie mehr", antwortete seine Mutter. "Es ist ein abergläubisches Gebet der Katholiken, die Idole anbeten und denken, Maria sei eine Göttin. Dabei ist sie doch eine Frau wie alle andern. Komm schon, nimm diese Bibel und lies darin. Sie enthält alles, was wir tun sollen und tun müssen." Von diesem Tage an hörte der kleine Knabe auf, sein tägliches "Ave Maria" zu sagen und er nahm sich mehr Zeit, statt dessen die Bibel zu lesen.
Eines Tages, während er das Evangelium las, kam er auf den Abschnitt betreffend die Verkündigung des Engels an Unsere Liebe Frau. Voll Freude sprang der kleine Bub zu seiner Mutter und sagte: "Mamma, ich habe das "Ave Maria" in der Bibel gefunden. Da heisst es: "Gegrüsst, Du Gnadenvolle, der Herr ist mit dir, gesegnet bist du unter allen Frauen." Warum nennst du es ein abergläubisches Gebet?"
Bei einer anderen Gelegenheit fand er jenen wunderschönen Gruß der heiligen Elisabeth an die Jungfrau Maria und das herrliche Lied MAGNIFICAT, in dem Maria vorhersagte, dass "alle Geschlechter sie selig preisen werden."
Er sagte nichts mehr darüber zu seiner Mutter, aber begann, das "Ave Maria" jeden Tag zu beten, wie vorher. Er fand Gefallen daran, diese bezaubernden Worte an die Mutter Jesu, unseres Erlösers, zu richten.
Als er vierzehn Jahre alt geworden war, hörte er eines Tages eine Diskussion über Unsere Liebe Frau unter den Mitgliedern seiner Familie. Ein jeder sagte, dass Maria eine ganz gewöhnliche Frau sei wie jede andere. Nachdem er sich ihre irrigen Vernünfteleien angehört hatte, konnte der Knabe es nicht mehr länger aushalten, und voll Missmut unterbrach er sie, indem er sprach:
"Maria ist nicht wie alle andern Kinder Adams befleckt mit Sünde. Nein! Der Engel nannte sie VOLL DER GNADEN UND GESEGNET UNTER DEN FRAUEN. Maria ist die Mutter Jesu Christi und folglich Mutter Gottes. Es gibt keine höhere Würde, zu der ein Geschöpf erhoben werden kann. Das Evangelium sagt, dass alle Generationen sie als die Gesegnete verkünden würden und ihr versucht, sie zu verachten und auf sie herabzuschauen. Euer Geist ist nicht der Geist des Evangeliums oder der Bibel, von der ihr feierlich verkündet, dass sie das Fundament der christlichen Religon sei."
So tief war der Eindruck, den die Rede des Knaben hinterließ, dass seine Mutter oftmals laut und traurig ausrief: "Oh mein Gott! Ich fürchte, dass dieser mein Sohn eines Tages zur katholischen Religion übertreten wird, der Relgion der Päpste!" Und in der Tat, nicht sehr lange nachher, nachdem er ernsthafte Studien sowohl des Protestanismus als auch des Katholizismus gemacht hatte, fand der Knabe den letzteren als die einzig wahre Religion und umfing sie und wurde einer ihrer eifrigsten Apostel.
Einige Zeit nach seiner Bekehrung traf er seine verheiratete Schwester, die ihn schalt und entsetzt sagte: "Du hast keine Ahnung, wie sehr ich meine Kinder liebe. Aber sollte eines von ihnen das Verlangen haben, katholisch zu werden, würde ich eher sein Herz mit einem Messer durchbohren als ihm gestatten, die Religion der Päpste anzunehmen!"
Ihr Ärger und Wut waren so rasend wie jene des heiligen Paulus vor seiner Konversion. Jedoch, sie sollte ihr Gehabe ändern, wie es dem hl. Paulus auf seinem Weg nach Damsaskus ergangen ist. So geschah es, dass einer ihrer Söhne so gefährlich krank wurde, dass die Ärzte die Hoffnung auf Genesung aufgaben. Ihr Bruder ging daraufhin auf sie zu und redete mit ihr liebevoll, indem er sagte: "Meine liebe Schwester, du wünschest sicherlich, dass Dein Kind geheilt werde. Nun denn, tue, was ich von dir verlange. Folge mir, lass uns ein "Ave Maria" beten und Gott versprechen, dass du, wenn Dein Sohn gesund wird, ernsthaft die katholische Lehre studieren wirst, und solltest du zum Schlusse kommen, dass der Katholizismus die einzige wahre Religion ist, dass du sie annehmen wirst, was auch immer dies an Opfern kosten wird."
Seine Schwester war anfänglich widerwillig, aber da sie so sehr die Genesung ihres Sohnes wünschte, nahm sie den Vorschlag ihres Bruders an und betete das "Ave Maria" mit ihm zusammen. Am folgenden Tag war ihr Sohn vollstädig geheilt. Die Mutter erfüllte ihr Versprechen und sie studierte die katholische Lehre. Nach langer Vorbereitung empfing sie die Taufe zusammen mit ihrer ganzen Familie, und sie dankte ihrem Bruder, dass er für sie ein Apostel war.
Die Geschichte wurde erzählt während einer Predigt gehalten vom hochwürdigen Pater Tuckwell. "Brüder", fuhr er fort, "der Knabe, der ein Katholik wurde und seine Schwester zum katholischen Glauben bekehrte, weihte sein ganzes Leben dem Dienste Gottes. Es ist der Priester, der jetzt zu Euch spricht! Was ich bin, verdanke ich Unserer Lieben Frau. Auch ihr, meine geliebten Brüder, seid auch ihr ganz hingegeben Unserer Lieben Frau und lasst nie einen Tag vergehen, ohne das schöne Gebet "Ave Maria" und den Rosenkranz zu beten. Bittet sie, die Herzen der Potestanten zu erleuchten, die sich von der wahren Kirche Christi getrennt haben, die auf dem Felsen (Petrus) gebaut ist und 'welche die Pforten der Hölle niemals überwältigen werden.'
Freitag, 26. Oktober 2007
Montag, 15. Oktober 2007
Ein großes Wunder bist Du, Maria!
Ein großes Wunder bist Du, Maria. Was ist im Himmel und auf Erden größer und herrlicher als Du? Nicht die Propheten und Apostel, die Martyrer und Jungfrauen - keines der erschaffenen Wesen in der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Königin des Himels, Maria, wieviel überragst Du alle Scharen der Engel. Diese nahen Gott mit scheuer Ehrfurcht, Du aber sagst getrost zum Herrn: Mein Sohn! - Darum sei gegrüßt, Jungfrau Mutter, Du Schirmerin, Ruhm und Zierde der Kirche! Bleibe huldvoll geneigt Deinem Geschlecht, sei uns allenthalben Zuflucht und Heil, allen erzeige Deine Hilfe: Trost den Kleinen, Kraft den Schwachen, Schutz den Bedrängten, Leben den Sterbenden!
Nach dem heiligen Erzbischof und Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus (Goldmund)
Nach dem heiligen Erzbischof und Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus (Goldmund)
So war Maria
Innerlich wie äußerlich war alles an ihr gediegen, alles Ebenmaß und Einheit. Die wunderbare Ordnung ihres Wesens übetraf weit die Harmonie, mit der Adam und Eva im Stande der Unschuld das Paradies verklärten. Jeder ihrer Sinne folgte dem Willen, der Wille dem Verstande, der Verstand den Einsprechungen und dem Gesetze Gottes. Nur ein Wink des Gewissens, und Gottes leisester Wunsch war vollzogen, so vollkommen, dass sich auch nicht die Bewegung eines Fingers dem Gebote der Vollkommenheit entzog.
Welche Bescheidenheit und Eingezogenheit in ihrem Betragen! Augen, Mund, Gebärde, Gang und Ton der Stimme predigte Milde, Ruhe, Sammlung, Liebe. Da war nichts gemacht, nichts berechnet, nichts verstellt. Ihre Haltung war edel, ernst, gerade und freundlich, zugleich Ehrfurcht und Bewunderung einflößend, liebenswürdig, ohne zu reizen, erhaben, ohne zurückzuschrecken, anziehend und doch Zurückhaltung gebietend.
Ihre Kleidung und was sie in Händen hatte, war immer geordnet, reinlich, zierlich und doch äußerste Einfachheit.
Was sie zu tun hatte, war immer zur rechten Zeit getan und nie mit Eilfertigkeit und Aufregung vollbracht. Was heute geschehen mußte, verschob sie nicht auf morgen, was morgen traf, tat sie heute nur, wenn es voraussichtlich morgen nicht möglich war. Was sie begann, dabei war sie ganz, und doch war sie dabei ganz in Gott. Was sie tat, das war getan; woran sie die Hand gelegt, daran brauchte keine mehr eine zu legen. Wer ihr den Auftrag gab, der wußte, dass er besorgt, wer ihr ein Geheimnis anvertraute, der war beruhigt darüber, dass es gut aufgehoben sei. Übereilung, Übersehen, Zerstreutheit, Vergessen hat ihr niemand je vorgeworfen. Sie brauchte keine Tat zu verbessern, kein Wort zurückzunehmen oder zu erläutern. Sie hat sich nie vergessen, nie versprochen.
Nichts war ihr zu klein, zu niedrig, zu schwer, nichts kam ihr unerwartet oder ungelegen.
Sie lebte in dem, der alles in Händen hält. Sie ließ keinen Gedanken in sich aufkommen als den der Gleichförmigkeit mit dem, der alle Pläne und alle Hindernisse kennt. Ihr Wille war nie ein anderer als der Wille dessen, der Herr über alles ist. Darum kreuzte nichts ihre Pläne, darum verlor sie nie Fassung und Ruhe, darum geschah auch im Widerwärtigsten ihr Wille.
Niemand sah sie ratlos, mutlos, hilflos. Nie hörten ihre Engel sie klagen. Nie war sie so müde, dass sie der Liebe und Pflicht eine neue Arbeit abgeschlagen, nie so arm, dass sie nicht immer wieder etwas zu geben gehabt hätte.
Kein Augenblick sah sie müßig, und doch hatte sie immer Zeit für jede Not und für jeden ernsten Wunsch des Nächsten. Keinem hat sie wehe getan, keinem einen Wunsch abgeschlagen, der in Gott getan war. Einen vorwurfsvollen Blick, eine trübe Miene, eine trockene Antwort erfuhr niemand von ihr. Sie gehörte allen, denen Gott gehört, den Sündern, den Elenden, den Frommen.
Einen Wechsel beobachtete keiner an ihr, keinen Kleinmut, keine Unbeständigkeit, keine Erschöpfung, nicht einmal den seligen Wechsel zum Bessern. Die einzige Änderung, die man an ihr wahrnahm, war die stetig gleichmäßige Entfaltung ihrer entzückenden Tugendfülle.
Oh, sagt eine fromme Seele, wer die Schönheit, Reinheit und arglose Tiefe Mariä sehen könnte! Sie weiß alles, und doch ist sie sich dessen nicht bewußt, so kindlich ist sie. Sie schlägt die Augen nieder, aber wen sie ansieht, dem geht ihr Blick wie ein unbefleckter Lichtstrahl, wie die Wahrheit durch und durch. Das aber ist darum, weil sie so ganz unschuldig und Gottes voll und ohne alle Absicht auf sich selber ist. Niemand kann diesem Blick widerstehen.
(Schmöger, Anna Katharina Emmerich (2) II, 187.
Aus dem Buche: APOLOGIE DES CHRISTENTUMS, fünfter Band: die Philosophie der Vollkommenheit, zweite und dritte Auflage, Herder, Freiburg im Breisgau 1898.
Welche Bescheidenheit und Eingezogenheit in ihrem Betragen! Augen, Mund, Gebärde, Gang und Ton der Stimme predigte Milde, Ruhe, Sammlung, Liebe. Da war nichts gemacht, nichts berechnet, nichts verstellt. Ihre Haltung war edel, ernst, gerade und freundlich, zugleich Ehrfurcht und Bewunderung einflößend, liebenswürdig, ohne zu reizen, erhaben, ohne zurückzuschrecken, anziehend und doch Zurückhaltung gebietend.
Ihre Kleidung und was sie in Händen hatte, war immer geordnet, reinlich, zierlich und doch äußerste Einfachheit.
Was sie zu tun hatte, war immer zur rechten Zeit getan und nie mit Eilfertigkeit und Aufregung vollbracht. Was heute geschehen mußte, verschob sie nicht auf morgen, was morgen traf, tat sie heute nur, wenn es voraussichtlich morgen nicht möglich war. Was sie begann, dabei war sie ganz, und doch war sie dabei ganz in Gott. Was sie tat, das war getan; woran sie die Hand gelegt, daran brauchte keine mehr eine zu legen. Wer ihr den Auftrag gab, der wußte, dass er besorgt, wer ihr ein Geheimnis anvertraute, der war beruhigt darüber, dass es gut aufgehoben sei. Übereilung, Übersehen, Zerstreutheit, Vergessen hat ihr niemand je vorgeworfen. Sie brauchte keine Tat zu verbessern, kein Wort zurückzunehmen oder zu erläutern. Sie hat sich nie vergessen, nie versprochen.
Nichts war ihr zu klein, zu niedrig, zu schwer, nichts kam ihr unerwartet oder ungelegen.
Sie lebte in dem, der alles in Händen hält. Sie ließ keinen Gedanken in sich aufkommen als den der Gleichförmigkeit mit dem, der alle Pläne und alle Hindernisse kennt. Ihr Wille war nie ein anderer als der Wille dessen, der Herr über alles ist. Darum kreuzte nichts ihre Pläne, darum verlor sie nie Fassung und Ruhe, darum geschah auch im Widerwärtigsten ihr Wille.
Niemand sah sie ratlos, mutlos, hilflos. Nie hörten ihre Engel sie klagen. Nie war sie so müde, dass sie der Liebe und Pflicht eine neue Arbeit abgeschlagen, nie so arm, dass sie nicht immer wieder etwas zu geben gehabt hätte.
Kein Augenblick sah sie müßig, und doch hatte sie immer Zeit für jede Not und für jeden ernsten Wunsch des Nächsten. Keinem hat sie wehe getan, keinem einen Wunsch abgeschlagen, der in Gott getan war. Einen vorwurfsvollen Blick, eine trübe Miene, eine trockene Antwort erfuhr niemand von ihr. Sie gehörte allen, denen Gott gehört, den Sündern, den Elenden, den Frommen.
Einen Wechsel beobachtete keiner an ihr, keinen Kleinmut, keine Unbeständigkeit, keine Erschöpfung, nicht einmal den seligen Wechsel zum Bessern. Die einzige Änderung, die man an ihr wahrnahm, war die stetig gleichmäßige Entfaltung ihrer entzückenden Tugendfülle.
Oh, sagt eine fromme Seele, wer die Schönheit, Reinheit und arglose Tiefe Mariä sehen könnte! Sie weiß alles, und doch ist sie sich dessen nicht bewußt, so kindlich ist sie. Sie schlägt die Augen nieder, aber wen sie ansieht, dem geht ihr Blick wie ein unbefleckter Lichtstrahl, wie die Wahrheit durch und durch. Das aber ist darum, weil sie so ganz unschuldig und Gottes voll und ohne alle Absicht auf sich selber ist. Niemand kann diesem Blick widerstehen.
(Schmöger, Anna Katharina Emmerich (2) II, 187.
Aus dem Buche: APOLOGIE DES CHRISTENTUMS, fünfter Band: die Philosophie der Vollkommenheit, zweite und dritte Auflage, Herder, Freiburg im Breisgau 1898.
Montag, 23. April 2007
Geistiger Pilgertag in Lourdes - von Pfarrer Anton Pichler, Salzburg, Wien
Geleitwort
Ganz still ist es in meinem Krankenzimmer. Es ist Montag. Schwer hält mich die Krankheit gefesselt. Ich bin müde an Seele und Leib. Meine Gedanken werden schwächer und schwächer, es beginnt dunkel zu werden vor meiner Seele. Die Lieben, die mich besuchen und neben mir weinen, kenne ich nur noch mühsam. Ich rede wirre Dinge und fühle meine Kräfte schwinden. Gegen Abend wird es noch schlimmer. Mir ist heiß und kalt in allen Gliedern, es ist, als käme der Tod, mich zu holen zum Heimgange. In schwerster Not falte ich die Hände und bete wissend und unwissend: "Maria hilf, Maria hilf!" Die Krankenschwester legt mir einen Umschlag mit Lourdeswasser auf die Stirne. "Aber jetzt ist mir sonderbar", sage ich plötzlich. Als es Morgen wurde, war ich gerettet.
Zu gleicher Zeit steigen Tausende von Gebeten zum Himmel. Meine Getreuen, besonders die Kinder, bestürmen Maria immer wieder: "Gedenke, gedenke!"
Am Freitag konnte ich ohne jede Ermüdung das erstemal das Krankenlager verlassen, am Dienstag ging ich ins Freie, am Donnerstag las ich die erste heilige Messe. Das hat Maria von Lourdes getan.
Wenn ich dieses Büchlein schrieb, soll es geschehen sein, meine Dankbarkeit gegen Maria auszusprechen. Das Büchlein nennt sich: "Geistiger Pilgertag in Lourdes. Ein Büchlein für alle, die Heimweh nach Lourdes haben." Es gibt so viele, die schon in Lourdes waren und seitdem Heimweh haben nach der Gnadenstätte. Aber noch größer ist die Zahl jener, die noch nicht dort gewesen und doch so gerne hineilen würden, wenn sie könnten. Für diese und jene soll dies Büchlein bestimmt sein, ihr Heimweh zu stillen. Geistigerweise will ich sie an den Gnadenort hinführen und mit ihnen einen Pilgertag jubelnd, vertrauend, betend an heiliger Stäte weilen. Vom Morgengruß bis zum Abendläuten soll alles Beten und Glück, alles Hoffen und Sehnen ein Pilgertag in Lourdes werden. Vor uns soll sich die Grotte erheben und die Heiligtümer des Gnadenortes, neben uns rausche die Wunderquelle, ringsum knien und singen die Pilger: Wir geistigerweise in ihrer Mitte. Das ganze Herz soll in Lourdes sein und Lourdesfrieden genießen.
Maria segne dich, liebes Büchlein, du Büchlein meines Herzens. Und so fliege hiaus wie ein Muttergottesvöglein und singe von Tal zu Tal:
Ave, ave Maria!
Salzburg, am Feste Mariä Reinheit 1901. Der Verfasser.
Die Entstehung des Gnadenortes
Am 11. Februar 1858 gingen zur Mittagsstunde drei Mädchen aus Lourdes zum Felsen Massabielle hinaus, daselbst Holz zu suchen. Dabei mußten sie den Mühlbach durchwaten, dorthin zu gelangen. Maria und Johanna befanden sich bereits jenseits des Baches, Bernadette, ein schwaches, kränkliches Kind, war soeben daran, die Strümpfe auszuziehen. Da hört sie plötzlich über sich ein Rauschen, sie schaut auf, doch kein Blatt regt sich. Einige Augenblicke später hört sie das gleiche Rauschen, wieder schaut sie auf, da steht vor ihren Blicken in der Felsenhöhe eine wunderbare Erscheinung. Von himmlischem Lichte umflossen, sieht Bernadette eine liebliche Frauengestalt. Ein blendendweißes Kleid umfließt die Glieder, ein blauer Gürtel umschlingt die Hüften, ein langer Schleier wallt vom Haupte nieder. Auf den Füßen sprossen goldene Rosen, die Hände sind zum Gebete gefaltet und tragen einen schneeweißen Rosenkranz.
Das Kind erschrickt, doch die Erscheinung lächelt mild. Sie heißt das Kind den heiligen Rosenkranz beten, Bernadette verliert jede Furcht, sie betet, plötzlich ist die Erscheinung verschwunden; die Grotte ist wieder öde und leer. Die beiden Mädchen hatten die Erscheinung nicht gesehen, aber sie glaubten der Erzählung Bernadettes.
Die Kunde von dem Geschehenen verbreitete sich schnell in der ganzen Stadt. Die einen glaubten, die andern spotteten.
Am nächsten Sonntag gingen die drei Mädchen wieder zur Grotte. Die Mädchen hatten verabredet, Bernadette solle die Erscheinung mit Weihwasser besprengen und sagen: "Kommst du von Gott, so nähere dich, kommst du vom Teufel, entferne dich!" Bernadette betete den Rosenkranz. Plötzlich verklärte sich das Antlitz des Kindes, und das Mädchen rief: "Sehet, da ist sie!" Dann besprengte es die Erscheinung und sagte: "Kommst du von Gott, so nähere dich." Mehr konnte es nicht sagen, denn die Jungfrau trat vor: Sie kam von Gott. Ihr Antlitz leuchtete noch schöner, dann verschwand sie.
Das drittemal zeigte sich die Erscheinung am 18. Februar. Das Mächen war von zwei Damen begleitet, welche ein Schreibzeug mitnahmen, damit die Erscheinung ihren Namen aufschreiben möge. Als die Jungfrau sich zeigte, bat das Mädchen, sie möge niederschreiben, wer sie sei und was sie wolle. Die Erscheiung lächelte und sagte: "Was ich sagen will, brauche ich nicht aufzuschreiben. Mache mir die Freude und komme zwei Wochen hindurch täglich hieher. Ich werde dich dafür glücklich machen, nicht in dieser Welt, sondern in der anderen. Auch die anderen sollen mitkommen, ich will viele Leute hier sehen." Nach diesen Worten war die Erscheinung verschwunden.
An den nächsten Tagen kamen bereits Hunderte, am Sonntag mehrere Tausend zur Grotte. Ohne jede Verwirrung durchschritt das Mädchen die Menge, kniete sich nieder und wartete des begnadeten Augenblickes. Auf einmal verklärten sich die Züge, das Auge schien den Himmel zu schauen, das ganze Wesen schien in eine andere Welt übergegangen zu sein.
Am Sonntag sprach die Erscheinung zum Kinde: "Bete für die Sünder."
Die Bewegung zog immer weitere Kreise. Schon nach wenigen Tagen mischte sich die Polizei in die Angelegenheit. Der Polizeikommissär zog Bernadette ins Verhör und verbot ihr, zur Grotte zu gehen. Von ihm eingeschüchtert, schloß sich der Vater Bernadettes, Franz Soubirous, dem Verbote an. Der Schmerz, den das Mädchen durch das Verbot des Vaters leiden mußte, war groß. Doch Maria verließ ihr Kind nicht. Sie änderte die Gesinnung des Vaters, so daß er schon am nächsten Tage dem staunenden Kinde die volle Freiheit gewährte, zur Grotte zu gehen. Der Polizeikommissär wütete, doch seine Wut war vergebens. Bernadette hatte sich keines Vergehens schuldig gemacht. Wer sollte ihr verbieten können, im Walde zu beten? Die Leute hatten sie nicht gerufen, sie waren selbst gekommen.
Am 23. Februar kam das Mädchen wieder zur Grotte. Die Erscheinung war von unsäglicher Schönheit. Voll mütterlicher Zärtlichkeit ruhte der Blick auf dem Kinde. Zum erstenmal nannte die Jungfrau das Mädchen beim Namen.
"Bernadette, ich will dir ein Geheimnis anvertrauen, das nur dich betrifft. Versprichst du mir, es niemand zu sagen?"
Das Mädchen versprach es und erfuhr jenes Geheimnis, das sie nie offenbarte.
"Und jetzt, meine Tochter, gehe und sage den Priestern, daß ich an diesem Orte eine Kapelle errichtet haben will." Dann verschwand sie.
Für das arme Mädchen war es ein schwerer Gang, dem Pfarrer die Nachricht zu überbringen. Pfarrer Peyramale war ein ernster Mann, der den Erscheinungen eher mit Mißtrauen als Vertrauen gegenüberstand. Im Einverständnisse mit dem Bischof von Tarbes ließ er die Sache ihren Lauf gehen und verbot den Geistlichen seines Dekanates den Besuch der Grotte.
Bernadette betrat schüchtern das Zimmer des Pfarrers. Er hörte sie an und gab ihr den Auftrag, die Erscheinung möge durch ein Wunder bestätigen, daß sie von Gott komme. Der Rosenstrauch in der Höhle solle zu blühen beginnen, dann glaube er.
Das Kind erzählt der Erscheinung von dem Wunder, das der Pfarrer begehrte. Die Dame lächelte: Zu armselig schien ihr das Wunder, Rosen blühen zu lassen, die nur der sieht, der zur Grotte kommen kann. Ein größeres Wunderwerk hatte sie vorbereitet, ein Denkmal ihrer Mutterliebe für die ganze Menschheit.
Von unzähligen Scharen begleitet, betrat am 25. Februar Bernadette die Grotte. Die Dame erschien.
"Trinke und wasche dich an der Quelle und iß von den Kräutern, die dort wachsen."
Das Mädchen wollte zum Bache gehen, dort zu trinken.
"Gehe nicht dahin. Schöpfe aus dieser Quelle."
Dabei wies die Erscheinung in die trockene Ecke an der rechten Seite der Grotte. Das Kind folgte, konnte jedoch keine Quelle entdecken. Die Zuschauer konnten sich nicht erklären, was das Kind suche. Es begann die Erde aufzulockern, siehe! Da begann es aus unbekannten Tiefen zu rieseln, immer reichlicher kam das Wasser, bis es endlich aus der Höhle wie ein dünner Faden auf die Menge zuquoll. Bernadette trank, inzwischen schwand die Erscheinung. Nach einigen Tagen wuchs die Quelle bis zu einem Wasserstrahle in der Stärke eines Kinderarmes.
Am 26. erschien die Dame nicht. Es war, als wollte sie ihr Kind prüfen und vor Stolz und Eitelkeit bewahren. Dafür geschah an diesem Tage das erste Wunder. Der blinde Steinbrecher Bouriette wurde durch das Wasser der Quelle plötzlich sehend. Außerdem ereigneten sich noch mehrere andere wunderbare Heilungen durch das Wasser der Grotte.
Am 4. März, dem letzten der vierzehn Tage, warteten mehr als zwanzigtausend Menchen auf das Wunderkind. Unter lautloser Stille konnte sich Bernadette der Grotte nahen. Das Kind mußte beten und aus der Quelle trinken, so befahl die Erscheinung. Als es bat, die Dame möge ihren Namen nennen, wurde die Bitte nicht gewährt.
Am gleichen Tage wurde ein sterbendes Kind durch Untertauchen in das eisigkalte Wasser der Grotte plöztlich geheilt. Ebenso erlangte eine seit zwanzig Jahren taube Frau plötzlich das Gehör wieder. Der Ruf der Wunder verbreitete sich in Sturmeseile.
An den kommenden Tagen zeigte sich die Erscheinung nicht mehr. Erst am Feste Mariä Verkündigung, jenem lieblichen Feste, an dem der Himmel und die Erde den Bund des Friedens geschlossen, zeigte sich die Jungfrau dem Kinde wieder. Eine ungeheure Menschenmenge umlagerte die Grotte. Bernadette kniete sich nieder, im gleichen Augenblicke erschien die Dame.
"Ich bitte dich, liebe Frau, sage mir doch, wer du bist."
Mild lächelte die Jungfrau. Sie konnte nicht mehr länger das Flehen unerhört lassen. Langsam öffnete sie ihre Hände, ließ den Rosenkranz am Arm hinabgleiten, breitete die Hände wie zum Segen aus und sprach in unendlich himmlischer Wonne die Worte:
"Ich bin die Unbefleckte Empfängnis."
Dann verschwand sie. Nun war das Rätsel gelöst, die Jungfrau war Maria. Bernadette eilte zum Pfarrer, Peyramale glaubte.
Am 16. Juli erschien Maria zum letztenmale. So schön und herrlich war die Erscheinung noch nicht gewesen. Heute war sie gekommen, dem Kinde für diese Welt "Lebewohl" zu sagen. Erst in der andern Welt sollte die Auserwählte ihre Mutter wiedersehen.
Die Tage der Erscheinungen waren nicht, wie es scheinen sollte, Tage des Friedens, sie waren eine Zeit schweren Kampfes. Die Hölle bot ihre ganze Macht auf, den Sieg der Unbefleckten zu vereiteln. Und doch mußte sie siegen und der Schlange den Kopf zertreten. Der erste Ansturm der Feinde galt dem Kinde. Man suchte es durch Drohungen und Gewalt einzuschüchtern. Als dies vergebens war, stellte man Bernadette als eine Närrin hin. Und doch besiegte das Kind durch seine Ruhe, durch die Klarheit seiner Aussagen die Anschläge der Feinde. Aus dem Munde der Kinder will der Herr sein Lob verkünden.
Der zweite Ansturm galt dem gläubigen Volke. Durch alle erdenklichen Mittel suchte man es irre zu machen, mit Gewalt hielt man es von der Grotte zurück. Doch das gläubige Volk wußte es: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Hatte nicht die Jungfrau gesagt: Es sollen viele Leute kommen? Sollten sie lieber den Menschen als der himmlischen Mutter folgen?
Man sperrte die Grotte ab. Umsonst, das Volk umlagerte die Schranken. Man beraubte das Heiligtum der Weihegeschenke, das Volk brachte andere. Es wurde die Quelle verschüttet. Vergebens, unter dem Schutte kam sie wieder hervor. Die Aufgeklärten nannten die Erscheinungen Einbildung. Umsonst, Tausende riefen den Gelehrten entgegen. Sie hat die Mutter Gottes gesehen. Man untersuchte das Wasser und erklärte, es sei an sich schon heilkräftig, das brauche nicht von oben erst wundertätig geworden zu sein. Vergebens, das Volk nannte die Quelle das Wunderwasser der Jungfrau. Man bezahlte Leute, daß sie sich krank stellen sollten. Sie sollten in der Grotte baden und sich für geheilt ausgeben. Dann überweise man sie des Betruges und könne erklären, wie leichtgläubig das Volk sei. Umsonst, die Mutter Gottes ist klüger als Menschenweisheit: der Betrug kam ans Tageslicht und gereichte den Urhebern selbst zur Schande.
Inzwischen geschieht Wunder auf Wunder, sowohl in Lourdes selbst als auch außer Lourdes. Dabei ist keine Krankheit ausgeschlossen, kein Leiden ist zu alt und zu hartnäckig, um nicht in Lourdes geheilt zu werden. Nicht nur die Krankheit des Leibes, auch die Leiden der Seele werden geheilt. So wird Lourdes inmitten der Feinde, wie einst die Kirche Jesu, zum Gnadenorte der Gottesmutter, zur größten Gnadenstätte Mariens auf weiter Welt.
Der Bischof von Tarbes hielt mit jeder Stellungnahme zu den Erscheiungen noch immer zurück. Nicht früher wollte er sich der Angelegenheit annehmen, als er von der Wahrheit der Tatsachen überzeugt war. Sobald dies geschehen war, trat er mit aller Entschiedenheit auf.
Noch immer führte die staatliche Gewalt den erbittertsten Kampf gegen Lourdes. Derselbe nahm zuweilen eine Schärfe und Härte an, daß es ein Wunder war, wenn das Volk nicht zum Aufruhr getrieben wurde. Der Zutritt zur Grotte war durch Schranken verwehrt, die schwersten Strafen standen dem bevor, der es gewagt hätte, zuwider zu handeln.
Doch wer kann dauernd wider Maria sein, wenn Gott für Lourdes war? Maria führte ihre Getreuen nach hartem Kampfe zum herrlichen Siege.
Kaiser Napoleon III. sah der Entwicklung der Dinge schweigend zu. Er mußte zu oft Meinung und Gegenmeinung anhören und konnte so zu keinem Entschlusse kommen. Im Spätsommer begab sich der Kaiser nach Biaritz ins Seebad, nicht allzufern von Lourdes. Dort besuchten ihn Vertreter der höchsten Stände und erklärten ihm freimütig, die Zustände in Lourdes seien für das Volk unerträglich geworden. Gewalttat auf Gewalttat schände das kaiserliche Ansehen.
Der Kaiser hörte ruhig zu. Auf einmal blitzte sein Auge zornig auf und Schatten flogen über seine Stirne. Unwillig griff er nach der Klingel und übergab dem Diener ein Blatt Papier. Der Diener eilte zum Telegraphenamt. Und schneller wie der Sturm eilte die Nachricht an die Gnadenstätte: Die Grotte ist frei, Maria hat gesiegt.
Wohl suchten die Feinde nochmals ihre ganze Kraft anzuwenden, die Entscheidung rückgängig zu machen, doch vergebens. Der Kaiser blieb bei seinem Entschlusse. Als das Volk die Freudennachricht vernahm, eilte es zur Grotte, der Jungfrau zu danken. Man brachte Kränze und schmückte das Heiligtum; Lied auf Lied erklang, die Gebete wollten kein Ende nehmen. Das war der Triumphzug der Gottesmutter.
Bernadette jubelte mit. Sie lebte noch eine Zeit lang bei ihren Eltern, dann verschwand sie, ihr Werk war vollendet. Im Klosterfrieden von Nevers lebte sie als Schwester Maria Bernarda ein heiligmäßiges Leben. Am 16. April 1879 ging sie heim, auf ewig die milde Jungfrau zu schauen. Und Maria wird sie glücklich gemacht haben in jener andern Welt.
Das heutige Lourdes
Vor zwei Jahren hatte ich Gelegenheit, Lourdes zu besuchen. Der Weg ist wohl weit, das Opfer, das man bringt, ist groß, aber wie gerne bringt man dieses Opfer.
Nach zweiundzwanzig Stunden kam ich von Lyon in Lourdes an. Es war fünf Uhr morgens. Wie das Herz jubelnd zittert: "Ich bin in Lourdes!" Wie die Lippe nur ein Wort spricht: "Ave Maria!"
Eine Stunde nach meiner Ankunft konnte ich schon die heilige Messe lesen. Oft muß man stundenlang warten. Ich zelebrierte am Altare der hl. Anna in der Basilika. Wie glücklich ich in jenen Augenblicken war, kann ich nicht schildern.
Der liebste Gang des Pilgers ist der Gang zur Grotte. Jenes Heiligtum zu sehen, wo Maria erschienen: Ziel aller Sehnsucht. Vor mir steht die Grotte. In der Höhle das Bild der Jungfrau, vor demselben die Lichter ohne Zahl, im Kreise die betenden Pilger. Ich wußte nicht, wie mir war. Fast schien es, das Herz sei nicht so warm und glühend, wie es der heilige Augenblick geboten hätte. Ich knie mich nieder. Der Blick ist auf das Bild gebannt, die Hände sind zum Gebete gefaltet. Auf einmal fließen die Tränen: Ich bin in Lourdes. Das ist das Plätzchen, wo die süße Jungfrau stand. Neben mir die Kranken. Dieses Vertrauen, diese Gottergebenheit. Wie die Lichter brennen und aufwärts streben: Wieviele Anliegen sprechen aus diesen Kerzen. Rings der grüne Epheu, wie er einst sproßte, noch der gleiche Epheu am gleichen Felsen: Ein Bild der Unvergänglichkeit. Es rauscht der Gave; dieses ist das Wasser, das die Kinder durchwaten mußten. Lebendig tritt das Bild der ersten Erscheinung vor meine Seele. Neben mir ist eine Gedenktafel: Hier kniete Bernadette. Jetzt darf ich an der gleichen Stelle knien. Von hier aus sah das Gnadenkind die Jungfrau. Oben flüstern die Sträucher in den Spalten der Höhle. So mochte es gerauscht haben, bevor die Jungfrau sich zeigte. Ein Vöglein setzt sich in der Grotte vor der Gottesmutter nieder, dem Vöglein scheint wohl zu sein in der Nähe der Mutter.
Man beginnt zu singen neben mir. Ich kenne die Sprache nicht. Das Lied ist vollendet, da beginnt man den Rosenkranz zu beten: Italienische Pilger. Neben mir knien Franzosen, vor mir deutsche Pilger aus Elsaß. Spanien hat seine Marienkinder gesendet, neben ihnen knien Engländer. Wer hat sie denn hieher gerufen? Die Liebe zur gleichen Mutter. Da trennt keine Sprache, da ist alles eins in Maria.
Man bringt neue Kranke. Wie die Augen ganz starr sind im gläubigen Aufblick und doch so mild in der Ergebung. Es nähert sich eine Mutter mit einem blinden Kinde. Sie kniet sich nieder, legt das Kind auf die Erde und betet mit ausgespannten Armen. Auf die Krücke gestützt, schleppt sich ein Kranker vor die Grotte, dort bringt man auf der Tragbahre einen Mann aus vornehmem Stande, hier führt man im Rollsessel ein Mütterlein zur Gnadenmutter.
Oft ist es ganz still um die Grotte, doch nur für Augenblicke. Dann beginnt wieder Lied und Gebet. Es besteigt ein deutscher Prediger die Kanzel. Wie die Muttersprache wohltut, am Throne der himmlischen Mutter zur noch süßeren Muttersprache geworden. Jedes Wort dringt tief ins Herz und wird unvergeßlich.
Bis tief in den Vormittag hinein dauern die heiligen Messen an der Grotte.
Nur Bischöfe, Dignitäre und Führer eines Pilgerzuges dürfen auf dem herrlichen Silberaltar in der Grotte die heilige Messe lesen. Inzwischen wird die heilige Kommunion ausgeteilt, für die Gesunden durch das Gitter der Grotte, für die Kranken unter einem Baldachine in feierlicher Prozession.
Wie man in Lourdes betet, betet man wohl nur an wenigen Orten der Erde. Dieses Vertrauen, diese Innigkeit, dieses Gottergebensein! Da gibt es keine Menschenfucht, keine Rücksicht auf andere, da gibt sich das Herz, wie es ist. O, so selig ist es, mutterseelenallein dort zu beten! Alles andere verschwindet, man ist mutterseelenallein.
Lourdes einst und jetzt. Einst ein bescheidenes Städtchen, jetzt durch Maria eine Weltwallfahrt.
"Man soll mir eine Kapelle bauen", hatte Maria gesagt. Aber für das kindliche Vertrauen wäre eine Kapelle zu eng und zu klein gewesen. Das Vertrauen und der opferwillige Glaube baute drei herrliche Gotteshäuser, die sozusagen ineinandergeflochten wie Glaube, Hoffnung und Liebe, ein in Marmor gegrabenes Werk katholischer Marienbegeisterung darstellen. Hoch oben ragt und grüßte die herrliche Basilika, der Glaube; unter ihr liegt wie das Hoffen im Schoße der Erde die geheimnisvolle Krypta, die Hoffnung; noch tiefer die Rosenkranzkirche, rund, ohne Anfang und Ende wie die göttliche Liebe, die Geheimnisse des Rosenkranzes, die Geheimnisse der menschgewordenen Liebe darstellend. Und das alles birgt einen Reichtum, und doch ist dieser Reichtum entstanden zumeist aus den Gaben der Armen.
So eilt man von Stätte zu Stätte, nicht so sehr um zu schauen, als zu beten. Aber immer wieder kehrt man am liebsten zur Grotte zurück, sie ist die Seele von Lourdes. Man geht hin und kommt wieder. Eine himmlische Atmosphäre, ein übernatürliches Geheimnis weht an dieser Stätte, man fühlt sich sozusagen der Erde entrückt und dem Himmel näher.
Neben der Grotte fließen die Brunnen mit Lourdeswasser. Sie sind fast immer von Pilgern belagert. Man wäscht sich, man trinkt, man denkt; dies ist das himmlische Wasser.
Kniet man vor der Grotte, dann überläßt man sich seinen Gedanken und Gefühlen. Es zieht das Leben an der Seele vorüber, Sturm und Leid. Die Seele ist weicher gestimmt als sonst, empfänglich für die Stimme der Gnade. Lauter als sonst klopft der Herr an das Herz, man bringt Opfer, man entsagt, man macht Umkehr, man sucht Frieden. Man verspricht, ein neuer Mensch zu werden, man weint, man lächelt: Es kommt der Friede.
Um 4 Uhr nachmittags trägt man die Kranken ins Bad. Heraußen bestürmt das Volk die Mutter der Kranken. Wie oft geschah in dieser Stunde eine wunderbare Heilung.
Hernach findet die feierliche Prozession mit dem Allerheiligsten statt. Das ganze Volk singt. Inmitten der Prozession führt man die Kranken. So bewegt sich der Zug vorwärts bis zum großen Platze vor der Rosenkranzkirche. Dort werden die Kranken in ihren Bahren und Wägen nebeneinander gereiht. Oben auf den Stufen steht der Priester mit dem Allerheiligsten. Neben ihm ein anderer Priester. Mit kräftiger Stimme fleht dieser zum Himmel: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" "Herr, hilf uns, sonst gehen wir zugrunde!" "Herr, der, den du lieb hast, ist krank!" "O Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, und meine Seele ist gesund!" Das Volk wiederholt, Tränen in den Augen, oft bis zum ungestümen Vertrauen hingerissen, die Worte. Die Kranken flüstern die gleichen Worte, der Glaube kennt keine Grenze mehr. Der Priester nähert sich mit dem Allerheiligsten jedem einzelnen Kranken und gibt ihm den Segen. So mancher stand schon in diesem Augenblicke auf und war gesund. Man sieht, wie sich die Kranken aufzuraffen suchen, geheilt zu sein, wie sie schmerzvoll zum Himmel schauend wieder zurücksinken ins Lager: "Herr, dein Wille geschehe!"
Um 8 Uhr abends versammeln sich die Pilger zur Lichterprozession. Die Grotte ist in ein Meer von Lichtern getaucht. Langsam beginnen die Pilger, sich paarweise zu ordnen, man hat an der Grotte den heiligen Rosenkranz und die Litanei beendet, da beginnt jenes wunderbare Schauspiel, das der Pilger zeitlebens nicht mehr vergessen kann. Es reiht sich Paar an Paar, Licht an Licht. Ringsumher ist es dunkel, vom Himmel grüßen die Sterne. Es wird das Lourdeslied angestimmt. In seiner einfachen Melodie ergreift es das Herz und reißt zur Begeisterung hin. In dieser und jener Sprache hört man singen, die Melodie eint die Worte aller Sprachen.
"Auf Bergen, in Tälern, am rauschenden Fluß
Ertönet die Glocke zum englischen Gruß:
Ave, ave, ave Maria!"
Wie ein Jubeln rauscht das Lied durch die Nacht hin, sooft das "Ave Maria" aus dem Pilgermunde klingt: Man ist hingerissen von heiliger Begeisterung für die Mutter. So bewegt sich der Zug bis zur Basilika, jeder wollte noch eine Stunde singen und gehen; die Lichter erlöschen, die Pilger suchen die Herberge auf. Ich eile nochmals zur Grotte, der lieben Mutter "Gute Nacht!" zu sagen. Hunderte von Pilgern befinden sich dort. Im Lichte der Opferkerzen steht die Statue in der Grotte wie verklärt. Ringsumher der Friede der Nacht. Über uns die zahllosen Sterne. Ein leises Flüstern geht durch die Zweige. Das Herz gedenkt eines Liedes der fernen, deutschen Heimat. Auf leichten Schwingen schwebe das Lied zur Gnadenvollen empor, ein Kindesgruß:
"Wir ziehen zur Mutter der Gnade,
Zu ihrem hochheiligen Bild;
O, lenke der Wanderer Pfade
Und segne, Maria, sie mild,
Damit wir das Herz dir erfreuen,
Uns selber im Geiste erneuen.
Wo immer auf Wegen und Stegen
Auch wandelt der Pilgernden Fuß,
Da rufen wie allen entgegen:
"Maria, Maria!" zum Gruß.
Und höret ihr unsere Grüße,
Dann preiset Maria, die Süße.
Mit Kummer und Schulden beladen,
Mit gläubig vertrauendem Sinn,
So ziehn wir zur Mutter der Ganden
Die Pfade der Buße dahin:
O, führe, Maria, die Blinden,
Damit sie den Himmel einst finden."
Aus: Geistiger Pilgertag in Lourdes - Ein Büchlein für alle, die Heimweh nach Lourdes haben. Von Anton Pichler. Mit f.-e. (fürsterzbischöflicher) Approbation. III. Auflage, Wien. Im Selbstverlage des Verfassers. 1902
Ganz still ist es in meinem Krankenzimmer. Es ist Montag. Schwer hält mich die Krankheit gefesselt. Ich bin müde an Seele und Leib. Meine Gedanken werden schwächer und schwächer, es beginnt dunkel zu werden vor meiner Seele. Die Lieben, die mich besuchen und neben mir weinen, kenne ich nur noch mühsam. Ich rede wirre Dinge und fühle meine Kräfte schwinden. Gegen Abend wird es noch schlimmer. Mir ist heiß und kalt in allen Gliedern, es ist, als käme der Tod, mich zu holen zum Heimgange. In schwerster Not falte ich die Hände und bete wissend und unwissend: "Maria hilf, Maria hilf!" Die Krankenschwester legt mir einen Umschlag mit Lourdeswasser auf die Stirne. "Aber jetzt ist mir sonderbar", sage ich plötzlich. Als es Morgen wurde, war ich gerettet.
Zu gleicher Zeit steigen Tausende von Gebeten zum Himmel. Meine Getreuen, besonders die Kinder, bestürmen Maria immer wieder: "Gedenke, gedenke!"
Am Freitag konnte ich ohne jede Ermüdung das erstemal das Krankenlager verlassen, am Dienstag ging ich ins Freie, am Donnerstag las ich die erste heilige Messe. Das hat Maria von Lourdes getan.
Wenn ich dieses Büchlein schrieb, soll es geschehen sein, meine Dankbarkeit gegen Maria auszusprechen. Das Büchlein nennt sich: "Geistiger Pilgertag in Lourdes. Ein Büchlein für alle, die Heimweh nach Lourdes haben." Es gibt so viele, die schon in Lourdes waren und seitdem Heimweh haben nach der Gnadenstätte. Aber noch größer ist die Zahl jener, die noch nicht dort gewesen und doch so gerne hineilen würden, wenn sie könnten. Für diese und jene soll dies Büchlein bestimmt sein, ihr Heimweh zu stillen. Geistigerweise will ich sie an den Gnadenort hinführen und mit ihnen einen Pilgertag jubelnd, vertrauend, betend an heiliger Stäte weilen. Vom Morgengruß bis zum Abendläuten soll alles Beten und Glück, alles Hoffen und Sehnen ein Pilgertag in Lourdes werden. Vor uns soll sich die Grotte erheben und die Heiligtümer des Gnadenortes, neben uns rausche die Wunderquelle, ringsum knien und singen die Pilger: Wir geistigerweise in ihrer Mitte. Das ganze Herz soll in Lourdes sein und Lourdesfrieden genießen.
Maria segne dich, liebes Büchlein, du Büchlein meines Herzens. Und so fliege hiaus wie ein Muttergottesvöglein und singe von Tal zu Tal:
Ave, ave Maria!
Salzburg, am Feste Mariä Reinheit 1901. Der Verfasser.
Die Entstehung des Gnadenortes
Am 11. Februar 1858 gingen zur Mittagsstunde drei Mädchen aus Lourdes zum Felsen Massabielle hinaus, daselbst Holz zu suchen. Dabei mußten sie den Mühlbach durchwaten, dorthin zu gelangen. Maria und Johanna befanden sich bereits jenseits des Baches, Bernadette, ein schwaches, kränkliches Kind, war soeben daran, die Strümpfe auszuziehen. Da hört sie plötzlich über sich ein Rauschen, sie schaut auf, doch kein Blatt regt sich. Einige Augenblicke später hört sie das gleiche Rauschen, wieder schaut sie auf, da steht vor ihren Blicken in der Felsenhöhe eine wunderbare Erscheinung. Von himmlischem Lichte umflossen, sieht Bernadette eine liebliche Frauengestalt. Ein blendendweißes Kleid umfließt die Glieder, ein blauer Gürtel umschlingt die Hüften, ein langer Schleier wallt vom Haupte nieder. Auf den Füßen sprossen goldene Rosen, die Hände sind zum Gebete gefaltet und tragen einen schneeweißen Rosenkranz.
Das Kind erschrickt, doch die Erscheinung lächelt mild. Sie heißt das Kind den heiligen Rosenkranz beten, Bernadette verliert jede Furcht, sie betet, plötzlich ist die Erscheinung verschwunden; die Grotte ist wieder öde und leer. Die beiden Mädchen hatten die Erscheinung nicht gesehen, aber sie glaubten der Erzählung Bernadettes.
Die Kunde von dem Geschehenen verbreitete sich schnell in der ganzen Stadt. Die einen glaubten, die andern spotteten.
Am nächsten Sonntag gingen die drei Mädchen wieder zur Grotte. Die Mädchen hatten verabredet, Bernadette solle die Erscheinung mit Weihwasser besprengen und sagen: "Kommst du von Gott, so nähere dich, kommst du vom Teufel, entferne dich!" Bernadette betete den Rosenkranz. Plötzlich verklärte sich das Antlitz des Kindes, und das Mädchen rief: "Sehet, da ist sie!" Dann besprengte es die Erscheinung und sagte: "Kommst du von Gott, so nähere dich." Mehr konnte es nicht sagen, denn die Jungfrau trat vor: Sie kam von Gott. Ihr Antlitz leuchtete noch schöner, dann verschwand sie.
Das drittemal zeigte sich die Erscheinung am 18. Februar. Das Mächen war von zwei Damen begleitet, welche ein Schreibzeug mitnahmen, damit die Erscheinung ihren Namen aufschreiben möge. Als die Jungfrau sich zeigte, bat das Mädchen, sie möge niederschreiben, wer sie sei und was sie wolle. Die Erscheiung lächelte und sagte: "Was ich sagen will, brauche ich nicht aufzuschreiben. Mache mir die Freude und komme zwei Wochen hindurch täglich hieher. Ich werde dich dafür glücklich machen, nicht in dieser Welt, sondern in der anderen. Auch die anderen sollen mitkommen, ich will viele Leute hier sehen." Nach diesen Worten war die Erscheinung verschwunden.
An den nächsten Tagen kamen bereits Hunderte, am Sonntag mehrere Tausend zur Grotte. Ohne jede Verwirrung durchschritt das Mädchen die Menge, kniete sich nieder und wartete des begnadeten Augenblickes. Auf einmal verklärten sich die Züge, das Auge schien den Himmel zu schauen, das ganze Wesen schien in eine andere Welt übergegangen zu sein.
Am Sonntag sprach die Erscheinung zum Kinde: "Bete für die Sünder."
Die Bewegung zog immer weitere Kreise. Schon nach wenigen Tagen mischte sich die Polizei in die Angelegenheit. Der Polizeikommissär zog Bernadette ins Verhör und verbot ihr, zur Grotte zu gehen. Von ihm eingeschüchtert, schloß sich der Vater Bernadettes, Franz Soubirous, dem Verbote an. Der Schmerz, den das Mädchen durch das Verbot des Vaters leiden mußte, war groß. Doch Maria verließ ihr Kind nicht. Sie änderte die Gesinnung des Vaters, so daß er schon am nächsten Tage dem staunenden Kinde die volle Freiheit gewährte, zur Grotte zu gehen. Der Polizeikommissär wütete, doch seine Wut war vergebens. Bernadette hatte sich keines Vergehens schuldig gemacht. Wer sollte ihr verbieten können, im Walde zu beten? Die Leute hatten sie nicht gerufen, sie waren selbst gekommen.
Am 23. Februar kam das Mädchen wieder zur Grotte. Die Erscheinung war von unsäglicher Schönheit. Voll mütterlicher Zärtlichkeit ruhte der Blick auf dem Kinde. Zum erstenmal nannte die Jungfrau das Mädchen beim Namen.
"Bernadette, ich will dir ein Geheimnis anvertrauen, das nur dich betrifft. Versprichst du mir, es niemand zu sagen?"
Das Mädchen versprach es und erfuhr jenes Geheimnis, das sie nie offenbarte.
"Und jetzt, meine Tochter, gehe und sage den Priestern, daß ich an diesem Orte eine Kapelle errichtet haben will." Dann verschwand sie.
Für das arme Mädchen war es ein schwerer Gang, dem Pfarrer die Nachricht zu überbringen. Pfarrer Peyramale war ein ernster Mann, der den Erscheinungen eher mit Mißtrauen als Vertrauen gegenüberstand. Im Einverständnisse mit dem Bischof von Tarbes ließ er die Sache ihren Lauf gehen und verbot den Geistlichen seines Dekanates den Besuch der Grotte.
Bernadette betrat schüchtern das Zimmer des Pfarrers. Er hörte sie an und gab ihr den Auftrag, die Erscheinung möge durch ein Wunder bestätigen, daß sie von Gott komme. Der Rosenstrauch in der Höhle solle zu blühen beginnen, dann glaube er.
Das Kind erzählt der Erscheinung von dem Wunder, das der Pfarrer begehrte. Die Dame lächelte: Zu armselig schien ihr das Wunder, Rosen blühen zu lassen, die nur der sieht, der zur Grotte kommen kann. Ein größeres Wunderwerk hatte sie vorbereitet, ein Denkmal ihrer Mutterliebe für die ganze Menschheit.
Von unzähligen Scharen begleitet, betrat am 25. Februar Bernadette die Grotte. Die Dame erschien.
"Trinke und wasche dich an der Quelle und iß von den Kräutern, die dort wachsen."
Das Mädchen wollte zum Bache gehen, dort zu trinken.
"Gehe nicht dahin. Schöpfe aus dieser Quelle."
Dabei wies die Erscheinung in die trockene Ecke an der rechten Seite der Grotte. Das Kind folgte, konnte jedoch keine Quelle entdecken. Die Zuschauer konnten sich nicht erklären, was das Kind suche. Es begann die Erde aufzulockern, siehe! Da begann es aus unbekannten Tiefen zu rieseln, immer reichlicher kam das Wasser, bis es endlich aus der Höhle wie ein dünner Faden auf die Menge zuquoll. Bernadette trank, inzwischen schwand die Erscheinung. Nach einigen Tagen wuchs die Quelle bis zu einem Wasserstrahle in der Stärke eines Kinderarmes.
Am 26. erschien die Dame nicht. Es war, als wollte sie ihr Kind prüfen und vor Stolz und Eitelkeit bewahren. Dafür geschah an diesem Tage das erste Wunder. Der blinde Steinbrecher Bouriette wurde durch das Wasser der Quelle plötzlich sehend. Außerdem ereigneten sich noch mehrere andere wunderbare Heilungen durch das Wasser der Grotte.
Am 4. März, dem letzten der vierzehn Tage, warteten mehr als zwanzigtausend Menchen auf das Wunderkind. Unter lautloser Stille konnte sich Bernadette der Grotte nahen. Das Kind mußte beten und aus der Quelle trinken, so befahl die Erscheinung. Als es bat, die Dame möge ihren Namen nennen, wurde die Bitte nicht gewährt.
Am gleichen Tage wurde ein sterbendes Kind durch Untertauchen in das eisigkalte Wasser der Grotte plöztlich geheilt. Ebenso erlangte eine seit zwanzig Jahren taube Frau plötzlich das Gehör wieder. Der Ruf der Wunder verbreitete sich in Sturmeseile.
An den kommenden Tagen zeigte sich die Erscheinung nicht mehr. Erst am Feste Mariä Verkündigung, jenem lieblichen Feste, an dem der Himmel und die Erde den Bund des Friedens geschlossen, zeigte sich die Jungfrau dem Kinde wieder. Eine ungeheure Menschenmenge umlagerte die Grotte. Bernadette kniete sich nieder, im gleichen Augenblicke erschien die Dame.
"Ich bitte dich, liebe Frau, sage mir doch, wer du bist."
Mild lächelte die Jungfrau. Sie konnte nicht mehr länger das Flehen unerhört lassen. Langsam öffnete sie ihre Hände, ließ den Rosenkranz am Arm hinabgleiten, breitete die Hände wie zum Segen aus und sprach in unendlich himmlischer Wonne die Worte:
"Ich bin die Unbefleckte Empfängnis."
Dann verschwand sie. Nun war das Rätsel gelöst, die Jungfrau war Maria. Bernadette eilte zum Pfarrer, Peyramale glaubte.
Am 16. Juli erschien Maria zum letztenmale. So schön und herrlich war die Erscheinung noch nicht gewesen. Heute war sie gekommen, dem Kinde für diese Welt "Lebewohl" zu sagen. Erst in der andern Welt sollte die Auserwählte ihre Mutter wiedersehen.
Die Tage der Erscheinungen waren nicht, wie es scheinen sollte, Tage des Friedens, sie waren eine Zeit schweren Kampfes. Die Hölle bot ihre ganze Macht auf, den Sieg der Unbefleckten zu vereiteln. Und doch mußte sie siegen und der Schlange den Kopf zertreten. Der erste Ansturm der Feinde galt dem Kinde. Man suchte es durch Drohungen und Gewalt einzuschüchtern. Als dies vergebens war, stellte man Bernadette als eine Närrin hin. Und doch besiegte das Kind durch seine Ruhe, durch die Klarheit seiner Aussagen die Anschläge der Feinde. Aus dem Munde der Kinder will der Herr sein Lob verkünden.
Der zweite Ansturm galt dem gläubigen Volke. Durch alle erdenklichen Mittel suchte man es irre zu machen, mit Gewalt hielt man es von der Grotte zurück. Doch das gläubige Volk wußte es: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Hatte nicht die Jungfrau gesagt: Es sollen viele Leute kommen? Sollten sie lieber den Menschen als der himmlischen Mutter folgen?
Man sperrte die Grotte ab. Umsonst, das Volk umlagerte die Schranken. Man beraubte das Heiligtum der Weihegeschenke, das Volk brachte andere. Es wurde die Quelle verschüttet. Vergebens, unter dem Schutte kam sie wieder hervor. Die Aufgeklärten nannten die Erscheinungen Einbildung. Umsonst, Tausende riefen den Gelehrten entgegen. Sie hat die Mutter Gottes gesehen. Man untersuchte das Wasser und erklärte, es sei an sich schon heilkräftig, das brauche nicht von oben erst wundertätig geworden zu sein. Vergebens, das Volk nannte die Quelle das Wunderwasser der Jungfrau. Man bezahlte Leute, daß sie sich krank stellen sollten. Sie sollten in der Grotte baden und sich für geheilt ausgeben. Dann überweise man sie des Betruges und könne erklären, wie leichtgläubig das Volk sei. Umsonst, die Mutter Gottes ist klüger als Menschenweisheit: der Betrug kam ans Tageslicht und gereichte den Urhebern selbst zur Schande.
Inzwischen geschieht Wunder auf Wunder, sowohl in Lourdes selbst als auch außer Lourdes. Dabei ist keine Krankheit ausgeschlossen, kein Leiden ist zu alt und zu hartnäckig, um nicht in Lourdes geheilt zu werden. Nicht nur die Krankheit des Leibes, auch die Leiden der Seele werden geheilt. So wird Lourdes inmitten der Feinde, wie einst die Kirche Jesu, zum Gnadenorte der Gottesmutter, zur größten Gnadenstätte Mariens auf weiter Welt.
Der Bischof von Tarbes hielt mit jeder Stellungnahme zu den Erscheiungen noch immer zurück. Nicht früher wollte er sich der Angelegenheit annehmen, als er von der Wahrheit der Tatsachen überzeugt war. Sobald dies geschehen war, trat er mit aller Entschiedenheit auf.
Noch immer führte die staatliche Gewalt den erbittertsten Kampf gegen Lourdes. Derselbe nahm zuweilen eine Schärfe und Härte an, daß es ein Wunder war, wenn das Volk nicht zum Aufruhr getrieben wurde. Der Zutritt zur Grotte war durch Schranken verwehrt, die schwersten Strafen standen dem bevor, der es gewagt hätte, zuwider zu handeln.
Doch wer kann dauernd wider Maria sein, wenn Gott für Lourdes war? Maria führte ihre Getreuen nach hartem Kampfe zum herrlichen Siege.
Kaiser Napoleon III. sah der Entwicklung der Dinge schweigend zu. Er mußte zu oft Meinung und Gegenmeinung anhören und konnte so zu keinem Entschlusse kommen. Im Spätsommer begab sich der Kaiser nach Biaritz ins Seebad, nicht allzufern von Lourdes. Dort besuchten ihn Vertreter der höchsten Stände und erklärten ihm freimütig, die Zustände in Lourdes seien für das Volk unerträglich geworden. Gewalttat auf Gewalttat schände das kaiserliche Ansehen.
Der Kaiser hörte ruhig zu. Auf einmal blitzte sein Auge zornig auf und Schatten flogen über seine Stirne. Unwillig griff er nach der Klingel und übergab dem Diener ein Blatt Papier. Der Diener eilte zum Telegraphenamt. Und schneller wie der Sturm eilte die Nachricht an die Gnadenstätte: Die Grotte ist frei, Maria hat gesiegt.
Wohl suchten die Feinde nochmals ihre ganze Kraft anzuwenden, die Entscheidung rückgängig zu machen, doch vergebens. Der Kaiser blieb bei seinem Entschlusse. Als das Volk die Freudennachricht vernahm, eilte es zur Grotte, der Jungfrau zu danken. Man brachte Kränze und schmückte das Heiligtum; Lied auf Lied erklang, die Gebete wollten kein Ende nehmen. Das war der Triumphzug der Gottesmutter.
Bernadette jubelte mit. Sie lebte noch eine Zeit lang bei ihren Eltern, dann verschwand sie, ihr Werk war vollendet. Im Klosterfrieden von Nevers lebte sie als Schwester Maria Bernarda ein heiligmäßiges Leben. Am 16. April 1879 ging sie heim, auf ewig die milde Jungfrau zu schauen. Und Maria wird sie glücklich gemacht haben in jener andern Welt.
Das heutige Lourdes
Vor zwei Jahren hatte ich Gelegenheit, Lourdes zu besuchen. Der Weg ist wohl weit, das Opfer, das man bringt, ist groß, aber wie gerne bringt man dieses Opfer.
Nach zweiundzwanzig Stunden kam ich von Lyon in Lourdes an. Es war fünf Uhr morgens. Wie das Herz jubelnd zittert: "Ich bin in Lourdes!" Wie die Lippe nur ein Wort spricht: "Ave Maria!"
Eine Stunde nach meiner Ankunft konnte ich schon die heilige Messe lesen. Oft muß man stundenlang warten. Ich zelebrierte am Altare der hl. Anna in der Basilika. Wie glücklich ich in jenen Augenblicken war, kann ich nicht schildern.
Der liebste Gang des Pilgers ist der Gang zur Grotte. Jenes Heiligtum zu sehen, wo Maria erschienen: Ziel aller Sehnsucht. Vor mir steht die Grotte. In der Höhle das Bild der Jungfrau, vor demselben die Lichter ohne Zahl, im Kreise die betenden Pilger. Ich wußte nicht, wie mir war. Fast schien es, das Herz sei nicht so warm und glühend, wie es der heilige Augenblick geboten hätte. Ich knie mich nieder. Der Blick ist auf das Bild gebannt, die Hände sind zum Gebete gefaltet. Auf einmal fließen die Tränen: Ich bin in Lourdes. Das ist das Plätzchen, wo die süße Jungfrau stand. Neben mir die Kranken. Dieses Vertrauen, diese Gottergebenheit. Wie die Lichter brennen und aufwärts streben: Wieviele Anliegen sprechen aus diesen Kerzen. Rings der grüne Epheu, wie er einst sproßte, noch der gleiche Epheu am gleichen Felsen: Ein Bild der Unvergänglichkeit. Es rauscht der Gave; dieses ist das Wasser, das die Kinder durchwaten mußten. Lebendig tritt das Bild der ersten Erscheinung vor meine Seele. Neben mir ist eine Gedenktafel: Hier kniete Bernadette. Jetzt darf ich an der gleichen Stelle knien. Von hier aus sah das Gnadenkind die Jungfrau. Oben flüstern die Sträucher in den Spalten der Höhle. So mochte es gerauscht haben, bevor die Jungfrau sich zeigte. Ein Vöglein setzt sich in der Grotte vor der Gottesmutter nieder, dem Vöglein scheint wohl zu sein in der Nähe der Mutter.
Man beginnt zu singen neben mir. Ich kenne die Sprache nicht. Das Lied ist vollendet, da beginnt man den Rosenkranz zu beten: Italienische Pilger. Neben mir knien Franzosen, vor mir deutsche Pilger aus Elsaß. Spanien hat seine Marienkinder gesendet, neben ihnen knien Engländer. Wer hat sie denn hieher gerufen? Die Liebe zur gleichen Mutter. Da trennt keine Sprache, da ist alles eins in Maria.
Man bringt neue Kranke. Wie die Augen ganz starr sind im gläubigen Aufblick und doch so mild in der Ergebung. Es nähert sich eine Mutter mit einem blinden Kinde. Sie kniet sich nieder, legt das Kind auf die Erde und betet mit ausgespannten Armen. Auf die Krücke gestützt, schleppt sich ein Kranker vor die Grotte, dort bringt man auf der Tragbahre einen Mann aus vornehmem Stande, hier führt man im Rollsessel ein Mütterlein zur Gnadenmutter.
Oft ist es ganz still um die Grotte, doch nur für Augenblicke. Dann beginnt wieder Lied und Gebet. Es besteigt ein deutscher Prediger die Kanzel. Wie die Muttersprache wohltut, am Throne der himmlischen Mutter zur noch süßeren Muttersprache geworden. Jedes Wort dringt tief ins Herz und wird unvergeßlich.
Bis tief in den Vormittag hinein dauern die heiligen Messen an der Grotte.
Nur Bischöfe, Dignitäre und Führer eines Pilgerzuges dürfen auf dem herrlichen Silberaltar in der Grotte die heilige Messe lesen. Inzwischen wird die heilige Kommunion ausgeteilt, für die Gesunden durch das Gitter der Grotte, für die Kranken unter einem Baldachine in feierlicher Prozession.
Wie man in Lourdes betet, betet man wohl nur an wenigen Orten der Erde. Dieses Vertrauen, diese Innigkeit, dieses Gottergebensein! Da gibt es keine Menschenfucht, keine Rücksicht auf andere, da gibt sich das Herz, wie es ist. O, so selig ist es, mutterseelenallein dort zu beten! Alles andere verschwindet, man ist mutterseelenallein.
Lourdes einst und jetzt. Einst ein bescheidenes Städtchen, jetzt durch Maria eine Weltwallfahrt.
"Man soll mir eine Kapelle bauen", hatte Maria gesagt. Aber für das kindliche Vertrauen wäre eine Kapelle zu eng und zu klein gewesen. Das Vertrauen und der opferwillige Glaube baute drei herrliche Gotteshäuser, die sozusagen ineinandergeflochten wie Glaube, Hoffnung und Liebe, ein in Marmor gegrabenes Werk katholischer Marienbegeisterung darstellen. Hoch oben ragt und grüßte die herrliche Basilika, der Glaube; unter ihr liegt wie das Hoffen im Schoße der Erde die geheimnisvolle Krypta, die Hoffnung; noch tiefer die Rosenkranzkirche, rund, ohne Anfang und Ende wie die göttliche Liebe, die Geheimnisse des Rosenkranzes, die Geheimnisse der menschgewordenen Liebe darstellend. Und das alles birgt einen Reichtum, und doch ist dieser Reichtum entstanden zumeist aus den Gaben der Armen.
So eilt man von Stätte zu Stätte, nicht so sehr um zu schauen, als zu beten. Aber immer wieder kehrt man am liebsten zur Grotte zurück, sie ist die Seele von Lourdes. Man geht hin und kommt wieder. Eine himmlische Atmosphäre, ein übernatürliches Geheimnis weht an dieser Stätte, man fühlt sich sozusagen der Erde entrückt und dem Himmel näher.
Neben der Grotte fließen die Brunnen mit Lourdeswasser. Sie sind fast immer von Pilgern belagert. Man wäscht sich, man trinkt, man denkt; dies ist das himmlische Wasser.
Kniet man vor der Grotte, dann überläßt man sich seinen Gedanken und Gefühlen. Es zieht das Leben an der Seele vorüber, Sturm und Leid. Die Seele ist weicher gestimmt als sonst, empfänglich für die Stimme der Gnade. Lauter als sonst klopft der Herr an das Herz, man bringt Opfer, man entsagt, man macht Umkehr, man sucht Frieden. Man verspricht, ein neuer Mensch zu werden, man weint, man lächelt: Es kommt der Friede.
Um 4 Uhr nachmittags trägt man die Kranken ins Bad. Heraußen bestürmt das Volk die Mutter der Kranken. Wie oft geschah in dieser Stunde eine wunderbare Heilung.
Hernach findet die feierliche Prozession mit dem Allerheiligsten statt. Das ganze Volk singt. Inmitten der Prozession führt man die Kranken. So bewegt sich der Zug vorwärts bis zum großen Platze vor der Rosenkranzkirche. Dort werden die Kranken in ihren Bahren und Wägen nebeneinander gereiht. Oben auf den Stufen steht der Priester mit dem Allerheiligsten. Neben ihm ein anderer Priester. Mit kräftiger Stimme fleht dieser zum Himmel: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" "Herr, hilf uns, sonst gehen wir zugrunde!" "Herr, der, den du lieb hast, ist krank!" "O Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, und meine Seele ist gesund!" Das Volk wiederholt, Tränen in den Augen, oft bis zum ungestümen Vertrauen hingerissen, die Worte. Die Kranken flüstern die gleichen Worte, der Glaube kennt keine Grenze mehr. Der Priester nähert sich mit dem Allerheiligsten jedem einzelnen Kranken und gibt ihm den Segen. So mancher stand schon in diesem Augenblicke auf und war gesund. Man sieht, wie sich die Kranken aufzuraffen suchen, geheilt zu sein, wie sie schmerzvoll zum Himmel schauend wieder zurücksinken ins Lager: "Herr, dein Wille geschehe!"
Um 8 Uhr abends versammeln sich die Pilger zur Lichterprozession. Die Grotte ist in ein Meer von Lichtern getaucht. Langsam beginnen die Pilger, sich paarweise zu ordnen, man hat an der Grotte den heiligen Rosenkranz und die Litanei beendet, da beginnt jenes wunderbare Schauspiel, das der Pilger zeitlebens nicht mehr vergessen kann. Es reiht sich Paar an Paar, Licht an Licht. Ringsumher ist es dunkel, vom Himmel grüßen die Sterne. Es wird das Lourdeslied angestimmt. In seiner einfachen Melodie ergreift es das Herz und reißt zur Begeisterung hin. In dieser und jener Sprache hört man singen, die Melodie eint die Worte aller Sprachen.
"Auf Bergen, in Tälern, am rauschenden Fluß
Ertönet die Glocke zum englischen Gruß:
Ave, ave, ave Maria!"
Wie ein Jubeln rauscht das Lied durch die Nacht hin, sooft das "Ave Maria" aus dem Pilgermunde klingt: Man ist hingerissen von heiliger Begeisterung für die Mutter. So bewegt sich der Zug bis zur Basilika, jeder wollte noch eine Stunde singen und gehen; die Lichter erlöschen, die Pilger suchen die Herberge auf. Ich eile nochmals zur Grotte, der lieben Mutter "Gute Nacht!" zu sagen. Hunderte von Pilgern befinden sich dort. Im Lichte der Opferkerzen steht die Statue in der Grotte wie verklärt. Ringsumher der Friede der Nacht. Über uns die zahllosen Sterne. Ein leises Flüstern geht durch die Zweige. Das Herz gedenkt eines Liedes der fernen, deutschen Heimat. Auf leichten Schwingen schwebe das Lied zur Gnadenvollen empor, ein Kindesgruß:
"Wir ziehen zur Mutter der Gnade,
Zu ihrem hochheiligen Bild;
O, lenke der Wanderer Pfade
Und segne, Maria, sie mild,
Damit wir das Herz dir erfreuen,
Uns selber im Geiste erneuen.
Wo immer auf Wegen und Stegen
Auch wandelt der Pilgernden Fuß,
Da rufen wie allen entgegen:
"Maria, Maria!" zum Gruß.
Und höret ihr unsere Grüße,
Dann preiset Maria, die Süße.
Mit Kummer und Schulden beladen,
Mit gläubig vertrauendem Sinn,
So ziehn wir zur Mutter der Ganden
Die Pfade der Buße dahin:
O, führe, Maria, die Blinden,
Damit sie den Himmel einst finden."
Aus: Geistiger Pilgertag in Lourdes - Ein Büchlein für alle, die Heimweh nach Lourdes haben. Von Anton Pichler. Mit f.-e. (fürsterzbischöflicher) Approbation. III. Auflage, Wien. Im Selbstverlage des Verfassers. 1902
Freitag, 23. Februar 2007
L'Immaculée Conception de Marie - selon la mystique Marie Lataste
Un jour de la fête de l'Immaculée Conception, j'étais venue prier devant l'autel de Marie longtemps avant la célébration de la sainte messe. J'avais rendu mes hommages à Marie conçue sans péché, j'avais félicité Notre-Seigneur Jésus-Christ d'avoir une créature si privilégiée pour mère. Je m'associai de tout coeur à la croyance de l'Église et m'unis à tous les fidèles qui, en ce jour, rendaient honneur à Marie. J'eus le plaisir de communier. Quand Jésus fut dans mon coeur, il me dit ainsi :
"Ma fille, vos hommages ont été agréés par ma mère, et aussi par moi. Je veux vous remercier de votre piété par une nouvelle qui vous fera plaisir. Le jour va venir où le ciel et la terre se concerteront ensemble pour donner à ma Mère ce qui lui est dû dans la plus grande de ses prérogatives. Le péché n'a jamais été en elle, et sa conception a été pure, et sans tache, et immaculée comme le reste de sa vie. Je veux que sur la terre cette vérité soit proclamée et reconnue par tous les chrétiens. Je me suis élu un Pape et j'ai soufflé dans son coeur cette résolution. Il aura dans sa tête cette pensée toujours, pendant qu'il sera Pape. Il réunira les évêques du monde pour entendre leurs voix proclamer Marie immaculée dans sa Conception et toutes les voix se réuniront dans sa voix. Sa voix proclamera la croyance des autres voix, et retentira dans le monde entier. Alors, sur la terre, rien ne manquera à l'honneur de ma Mère. Les puissances infernales et leurs suppôts s'élèveront contre cette gloire de Marie, mais Dieu la soutiendra de sa force, et les puissances infernales rentreront dans leur abîme avec leurs suppôts. Ma Mère apparaîtra au monde sur un piédestal solide et inébranlable ; ses pieds seront de l'or le plus pur, ses mains comme de la cire blanche fondue, son visage comme un soleil, son coeur comme une fournaise ardente. Une épée sortira de sa bouche et renversera ses ennemies et les ennemis de ceux qui l'aiment et l'ont proclamée sans tache. Ceux de l'orient l'appelleront la rose mystique, et ceux du nouveau monde la femme forte. Elle portera sur son front écrit en caractères de feu : «Je suis la ville du Seigneur, la protectrice des opprimés, la consolatrice des affligés, le rempart comme les ennemis.» Or, l'affliction viendra sur la terre, l'oppression régnera dans la cité que j'aime et où j'ai laissé mon coeur. Elle sera dans la tristesse et la désolation, environnée d'ennemis de toutes parts, comme un oiseau pris dans les filets. Cette cité paraîtra succomber pendant (trois ans) et un peu de temps encore après ces trois ans. Mais ma Mère descendra dans la cité ; elle prendra les mains du vieillard assis sur un trône, et lui dira : «Voici l'heure, lève-toi. Regarde tes ennemis, je les fais disparaître les uns après les autres, et ils disparaissent pour toujours. Tu m'as rendu gloire au ciel et sur la terre, je veux te rendre gloire sur la terre et au ciel. Vois les hommes, ils sont en vénération devant ton nom, en vénération devant ton courage, en vénération devant ta puissance. Tu vivras et je vivrai avec toi. Vieillard, sèche tes larmes, je te bénis.» La paix reviendra dans le monde parce que Marie soufflera sur les tempêtes et les apaisera; son nom sera loué, béni, exalté à jamais. Les captifs reconnaîtront lui devoir leur liberté, et les exilés la patrie, et les malheureux la tranquillité et le bonheur. Il y aura entre elle et tous ses protégés un échange mutuel de prières et de grâces, et d'amour et d'affection, et de l'orient au midi, du nord au couchant, tout proclamera Marie, Marie conçue sans péché, Marie reine de la terre et des cieux. Amen!!!"
Marie Lataste, Mimbaste (21.2.1822 - 10.5.1847), Livre III, chap. 4. (Les Oeuvres de Marie Lataste comprennent 12 livres et des lettres)
"Ma fille, vos hommages ont été agréés par ma mère, et aussi par moi. Je veux vous remercier de votre piété par une nouvelle qui vous fera plaisir. Le jour va venir où le ciel et la terre se concerteront ensemble pour donner à ma Mère ce qui lui est dû dans la plus grande de ses prérogatives. Le péché n'a jamais été en elle, et sa conception a été pure, et sans tache, et immaculée comme le reste de sa vie. Je veux que sur la terre cette vérité soit proclamée et reconnue par tous les chrétiens. Je me suis élu un Pape et j'ai soufflé dans son coeur cette résolution. Il aura dans sa tête cette pensée toujours, pendant qu'il sera Pape. Il réunira les évêques du monde pour entendre leurs voix proclamer Marie immaculée dans sa Conception et toutes les voix se réuniront dans sa voix. Sa voix proclamera la croyance des autres voix, et retentira dans le monde entier. Alors, sur la terre, rien ne manquera à l'honneur de ma Mère. Les puissances infernales et leurs suppôts s'élèveront contre cette gloire de Marie, mais Dieu la soutiendra de sa force, et les puissances infernales rentreront dans leur abîme avec leurs suppôts. Ma Mère apparaîtra au monde sur un piédestal solide et inébranlable ; ses pieds seront de l'or le plus pur, ses mains comme de la cire blanche fondue, son visage comme un soleil, son coeur comme une fournaise ardente. Une épée sortira de sa bouche et renversera ses ennemies et les ennemis de ceux qui l'aiment et l'ont proclamée sans tache. Ceux de l'orient l'appelleront la rose mystique, et ceux du nouveau monde la femme forte. Elle portera sur son front écrit en caractères de feu : «Je suis la ville du Seigneur, la protectrice des opprimés, la consolatrice des affligés, le rempart comme les ennemis.» Or, l'affliction viendra sur la terre, l'oppression régnera dans la cité que j'aime et où j'ai laissé mon coeur. Elle sera dans la tristesse et la désolation, environnée d'ennemis de toutes parts, comme un oiseau pris dans les filets. Cette cité paraîtra succomber pendant (trois ans) et un peu de temps encore après ces trois ans. Mais ma Mère descendra dans la cité ; elle prendra les mains du vieillard assis sur un trône, et lui dira : «Voici l'heure, lève-toi. Regarde tes ennemis, je les fais disparaître les uns après les autres, et ils disparaissent pour toujours. Tu m'as rendu gloire au ciel et sur la terre, je veux te rendre gloire sur la terre et au ciel. Vois les hommes, ils sont en vénération devant ton nom, en vénération devant ton courage, en vénération devant ta puissance. Tu vivras et je vivrai avec toi. Vieillard, sèche tes larmes, je te bénis.» La paix reviendra dans le monde parce que Marie soufflera sur les tempêtes et les apaisera; son nom sera loué, béni, exalté à jamais. Les captifs reconnaîtront lui devoir leur liberté, et les exilés la patrie, et les malheureux la tranquillité et le bonheur. Il y aura entre elle et tous ses protégés un échange mutuel de prières et de grâces, et d'amour et d'affection, et de l'orient au midi, du nord au couchant, tout proclamera Marie, Marie conçue sans péché, Marie reine de la terre et des cieux. Amen!!!"
Marie Lataste, Mimbaste (21.2.1822 - 10.5.1847), Livre III, chap. 4. (Les Oeuvres de Marie Lataste comprennent 12 livres et des lettres)
Mittwoch, 14. Februar 2007
Immaculata spes nostra ora pro nobis!
Das hier wiedergegebene Bild enthält auf der Rückseite folgenden Text aus dem Jahre 1913:
Das Institut von der hl. Familie in Grave (Holland)
Diese Anstalt wurde von dem am 16. Oktober 1908 verstorbenen P. J. Berthier mit dem Segen des Hl. Vaters und der Gutheißung des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Van de Ven von Herzogenbusch in dessen Diözese zu Grave (Holland) im Jahre 1895 gegründet. In ihr werden fromme und begabte Jünglinge, besonders wenn sie ihrer Armut oder ihres Alters wegen in andern ähnlichen Häusern keine Aufnahme mehr finden, zu Priestern für die auswärtigen Missionen ausgebildet. Das Institut zählt bereits 65 Priester und gegen 500 Zöglinge der humanistischen und philosophisch-theologischen Studien. Auch finden daselbst gesunde, kräftige Jünglinge bis zum Alter von 35 Jahren als Brüder liebevolle Aufnahme. -- Das Institut hat Niederlassungen in Holland, Belgien, in der Schweiz und in Brasilien. Am 16. Juni 1911 erhielt es vom Hl. Stuhle das Decretum laudis (Belobigungsdekret).
Der geringe Pensionspreis für die Zöglinge beträgt jährlich 200 M. Da aber auch dieser niedrigst gestellte Betrag nicht immer gezahlt werden kann, so mögen edelmütige Seelen, denen die Entfaltung apostolischer Berufe am Herzen liegt, dem Institute durch Gebet und durch Verbreitung des "Sendboten der hl. Familie" sowie der vom Institute herausgegebenen Bücher zu Hilfe kommen. Preisverzeichnisse umsonst und portofrei. Die Wohltäter haben teil an allen Gebeten, Kommunionen und guten Werken, welche täglich von den Mitgliedern verrichtet werden; ferner wird jeden Dienstag eine hl. Messe zu Ehren des hl. Antonius, jeden Mittwoch eine zu Ehren der hl. Familie und jeden Samstag eine zu Ehren der Mutter Gottes für sie gelesen.
Aufnahmegesuche wolle man gefl. richten an den Rektor des Instituts von der hl. Familie zu Grave, postlagernd Cranenburg (Rheinland). Derselbe ist zu jeder weiteren Auskunft gern bereit. Man bittet, das Institut besonders in den Jünglings-Kongregationen und in den Gesellen-Vereinen bekannt zu machen.
Imprimatur. J. Pompen, Vic. Gen. Busc. -- Buscoduci, die 30. Nov. 1913
Das Institut von der hl. Familie in Grave (Holland)
Diese Anstalt wurde von dem am 16. Oktober 1908 verstorbenen P. J. Berthier mit dem Segen des Hl. Vaters und der Gutheißung des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Van de Ven von Herzogenbusch in dessen Diözese zu Grave (Holland) im Jahre 1895 gegründet. In ihr werden fromme und begabte Jünglinge, besonders wenn sie ihrer Armut oder ihres Alters wegen in andern ähnlichen Häusern keine Aufnahme mehr finden, zu Priestern für die auswärtigen Missionen ausgebildet. Das Institut zählt bereits 65 Priester und gegen 500 Zöglinge der humanistischen und philosophisch-theologischen Studien. Auch finden daselbst gesunde, kräftige Jünglinge bis zum Alter von 35 Jahren als Brüder liebevolle Aufnahme. -- Das Institut hat Niederlassungen in Holland, Belgien, in der Schweiz und in Brasilien. Am 16. Juni 1911 erhielt es vom Hl. Stuhle das Decretum laudis (Belobigungsdekret).
Der geringe Pensionspreis für die Zöglinge beträgt jährlich 200 M. Da aber auch dieser niedrigst gestellte Betrag nicht immer gezahlt werden kann, so mögen edelmütige Seelen, denen die Entfaltung apostolischer Berufe am Herzen liegt, dem Institute durch Gebet und durch Verbreitung des "Sendboten der hl. Familie" sowie der vom Institute herausgegebenen Bücher zu Hilfe kommen. Preisverzeichnisse umsonst und portofrei. Die Wohltäter haben teil an allen Gebeten, Kommunionen und guten Werken, welche täglich von den Mitgliedern verrichtet werden; ferner wird jeden Dienstag eine hl. Messe zu Ehren des hl. Antonius, jeden Mittwoch eine zu Ehren der hl. Familie und jeden Samstag eine zu Ehren der Mutter Gottes für sie gelesen.
Aufnahmegesuche wolle man gefl. richten an den Rektor des Instituts von der hl. Familie zu Grave, postlagernd Cranenburg (Rheinland). Derselbe ist zu jeder weiteren Auskunft gern bereit. Man bittet, das Institut besonders in den Jünglings-Kongregationen und in den Gesellen-Vereinen bekannt zu machen.
Imprimatur. J. Pompen, Vic. Gen. Busc. -- Buscoduci, die 30. Nov. 1913
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Samstag, 20. Januar 2007
Gebet Papst Benedikts XVI zur Unbefleckten Empfängnis vom 8.12.2006
Siehe den ganzen, von ZENIT am 20. Januar 2007 veröffentlichten, deutschen Text hier!
Schlüsselaussagen dieses Gebetstextes:
"Wer sich an dich (Maria Immaculata) wendet, entdeckt wieder die Schönheit der Wahrheit und der Liebe, und er findet den Weg wieder, der zum Haus des Vaters führt."
"Maria, die du mit deinem »Ja« die Pläne des Schöpfers angenommen und uns damit den Weg zum Heil eröffnet hast. Lehre in deiner Schule auch uns, unser »Ja« zum Willen des Herrn zu sprechen. Ein »Ja«, das sich mit deinem ohne Vorbehalt und Zweifel gesprochenen »Ja« verbindet, auf das der himmlische Vater angewiesen sein wollte, um den neuen Menschen zu zeugen, Christus, den einzigen Retter der Welt und der Geschichte."
"... zeige, daß du Mutter und wachsame Hüterin für Italien und für Europa bist, damit die Völker aus den alten christlichen Wurzeln neue Lebenskraft für den Aufbau ihrer Gegenwart und Zukunft schöpfen können; zeige, daß du die fürsorgliche und barmherzige Mutter für die ganze Welt bist..."
Schlüsselaussagen dieses Gebetstextes:
"Wer sich an dich (Maria Immaculata) wendet, entdeckt wieder die Schönheit der Wahrheit und der Liebe, und er findet den Weg wieder, der zum Haus des Vaters führt."
"Maria, die du mit deinem »Ja« die Pläne des Schöpfers angenommen und uns damit den Weg zum Heil eröffnet hast. Lehre in deiner Schule auch uns, unser »Ja« zum Willen des Herrn zu sprechen. Ein »Ja«, das sich mit deinem ohne Vorbehalt und Zweifel gesprochenen »Ja« verbindet, auf das der himmlische Vater angewiesen sein wollte, um den neuen Menschen zu zeugen, Christus, den einzigen Retter der Welt und der Geschichte."
"... zeige, daß du Mutter und wachsame Hüterin für Italien und für Europa bist, damit die Völker aus den alten christlichen Wurzeln neue Lebenskraft für den Aufbau ihrer Gegenwart und Zukunft schöpfen können; zeige, daß du die fürsorgliche und barmherzige Mutter für die ganze Welt bist..."
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Donnerstag, 18. Januar 2007
Die heiligste Jungfrau Maria in der Geschichte Frankreichs - 06 - Kapitel VI
MARIA UND DIE ERSTEN KAPETINGER
Maria kannte die tiefe Verehrung, die ihr seit mehreren Generationen der dritte Zweig des königlichen Stammes entgegenbrachte. Denn schon zu Zeiten der Merowinger hatte Hildebrand, der Bruder Karl Martels und Oberhaupt des kapetingischen Geschlechtes anläßlich einer Schlacht gegen die Barbaren auf Maria vertraut. Sein Glaube wurde belohnt, und er war bemüht, ein Zeichen seiner Dankbarkeit zu hinterlassen, indem er die Kirche U.lb. Frau von Aubune, nicht weit von Avignon gründete.
Anderthalb Jahrhunderte vorher (888) kommt Odo (Eudes) nach Reims, um vom Gesandten des Königs Arnulf, Sohn Karlmann, die Königskrone zu empfangen; diese will er sich nur in der Kirche U.lb.Frau zu Reims auf das Haupt setzen lassen, um so zu zeigen, daß er seine Macht Maria verdankt. (1) Ein wenig später übergibt ein König des gleichen Zweiges - Rudolf - der Kirche U.lb. Frau von Puy (2) kostbare Befreiungen. Zuletzt verbindet Maria Hugo den Großen, Vater von Hugo dem Kapetinger, mit der wunderbaren Heilung von der Brennseuche, die auf der Ile de France wütete. Es wurden jedoch nur diejenigen Kranken gerettet, die sich in die Basilika Notre-Dame von Paris flüchteten, und sich dort lange genug vor der Seuche schützten. Maria schenkte die Gesundheit, während der fränkische Prinz nicht nur die Ernährung der Unglücklichen übernahm, sondern während der Dauer der furchtbaren Epidemie auch für alle anderen Bedürfnisse sorgte. (3)
So bereitete Maria den dritten königlichen Zweig auf das Regierungsamt vor, indem sie ihn mit ihrem Werk des Mitleids und der Barmherzigkeit in Verbindung brachte. Und als es sich 987 zeigte, daß die Karolinger ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren, fiel die göttliche Wahl auf Hugo Capet, sorgte die himmlische Königin dafür, daß die Auswahl in Ihrem Hause, in einem ihr geweihten Kloster geschah: auf Mont Notre-Dame. - Welch bewundernswerter Symbolismus in diesem Namen! - Maria wachte (von der Höhe) über die göttliche Wahl. Hätte sie für das Volk ihrer Vorliebe und für das königliche Geschlecht mehr tun können, denn denjenigen Zweig auf den Thron zu erheben, der den heiligen Ludwig hervorbringen sollte, damit er die Welt mit seinen Tugenden erleuchte und das bewunderswerte Vorbild des vollkommen christlichen Königs verkörpere? Von da an pflegten die Kapetinger Maria den Stern ihres Königreiches zu nennen!"
Die Kirche von Notre-Dame (in Paris) war der Gegenstand der Vorliebe dieser Prinzen, und sie war in ihren Augen die erste unter allen Kirchen des Königreichs. Das zu ihr gehörige Kloster war die erste Schule, in die sie die (königlichen) Kinder Frankreichs schickten, gleichwie unter die Aufsicht Mariens gestellt, welche sie als die beste unter allen Müttern schätzten. Dort wurden die Thronfolger zu den christlichen Tugenden erzogen, dort wurden sie in die Wissenschaften eingeführt, die ihrer Stellung zukam. Der Charme dieser ersten Erziehung veweilte in ihrer Seele als zarte Erinnerung ihr ganzes Leben hindurch. (4) Das ist es, was uns Ludwig VII, in einer Verordnung aus dem Jahr 1155 mitteilt, durch welche er der Kirche Notre-Dame in Paris die Befreiung von den Abgaben zugesteht. "In ihr haben wir, wie im mütterlichen Schoß, die erste Zeit unserer Kindheit und unserer Jugendzeit verbracht, in der Kirche, die unseren Vorfahren besonders lieb war." (5) Innerhalb der großräumigen Umfriedung dieser großen Basilika wurden durch alle Jahrhunderte hindurch die Taufen, die Hochzeiten und die Begräbnisse der Oberhäupter abgehalten. Dorthin pflegten unsere Könige bei der Rückkehr von ihren Kriegszügen stets zu kommen, um Gott und Maria für den Sieg zu danken. Auch haben sie Ihr bei vielen anderen Anlässen die größte Huldigung, die ihr auf Erden entgegengebracht werden kann gemacht. Die Huldigung des schönsten Königreichs nach demjenigen des Himmels."
Nach dem Tode Hugo Capets wollten gewisse Adelige seinem Sohn Robert die Krone verweigern. Die Frage sollte durch einen Zweikampf entschieden werden. Auch hier griff Maria ein, um die Durchführung der göttlichen Wahl und des Salinischen Gesetzes zu sichern. Dem Grafen von Anjou, der für die Verteidigung der Rechte des legitimen Königs kämpfen sollte, vertraute die Königin eine Reliquie an, welche unter denen, die von Königen Frankreichs in frommer Andacht bewahrt werden, eine der kostbarsten ist: den Gürtel der heiligsten Jungfrau, welche die Kaiserin Irene von Konstantinopel Karl dem Großen übersandt hatte. Der Verteidiger des königlichen Blutes gürtete sich damit, wie mit einem Schutzpanzer und sein Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Der Gürtel der Jungfrau sicherte ihm den Sieg, sowie die Erhaltung des Thrones für die Kapetinger, auf den Maria sie berufen hatte. (6) Robert der Fromme hatte keine Konkurrenten mehr und konnte nunmehr den Thron besteigen. Während der fünfunddreißig Jahre seiner Regierung tat er alles in seiner Kraft stehende, um Maria seine Dankbarkeit zu bezeigen. Er legte den Grundstein für die Kirche U.lb. Frau von Longpont; er gründete das Stift U.lb. Frau von Melun; er wiederrebaute die Kirche U.lb. Frau der Guten Nachricht (de la Bonne Nouvelle) von Orsay; Königin Bertha erbaute N.-D. von Fresnay und N.-D. von Ségrie; Königin Irmengard, des Königs zweite Frau, wiedererbaute N.-D. von Talloires, usw.... (7) Außerdem wollte er druch die Kundgebung seiner Liebe zur himmlischen Königin zu ihrer Huldigung beitragen. Dazu bestätigte er am 8. September 1022 unter dem Titel der Verordnung von N.-D. de l'Etoile (U.lb.Frau vom Stern) den Orden, den Karl Martel nach der Schlacht von Poitiers gegründet hatte und dekretierte, daß alle Ritter, die Mitglieder des Ordens seien, täglich fünfzig Ave Maria zu beten hätten. Dieser Orden wurde zum Prototyp aller nachfolgend gegründeten Orden. (8) So viel Frömmigkeit konnte seitens Mariens nicht ohne Zeichen ihres Wohlwollens bleiben. Während die Könige Frankreichs durch die Salbung (9) die Kraft zur wunderbaren Heilung von der Skrofulose (écrouelles) erhielten, erhielt Robert der Fromme die außergewöhnliche Gabe, andere Krankheiten auf wunderbare Weise zu heilen. In der Osterzeit kurz vor seinem Tod in Jahre 1031 besuchte der König die Kranken, insbesondere die Leprakranken, küßte ihnen die Hände, berührte sie und heilte sie, indem er das Zeichen des Kreuzes machte. Dies berichtet sein Geschichtsschreiber, der Mönch Helgand. (10)
Der König pflegte die Komposition von Hymnen. Bestimmten davon wurde die Ehre zuteil, von der Kirche aufgenommen zu werden. Dazu gehört das "Ave Maris Stella".
Sein Sohn, Heinrich I., bezeigte 1046 seine königliche Wohltätigkeit zu Gunsten U.lb. Frau von Etampes, und zwei Jahre später zu Gunsten U.lb. Frau von Chartres, dessen neue Basilika gerade konsekriert worden war. Er erklärte sich zu ihrem Sachwalter und Beschützer. (11)
Philipp I. unterzeichnete am Tag seiner Salbung am Pfingstfest, den 22. Mai 1059, eine Verordnung zu gunsten der Kirche U.lb. Frau von Reims und der Kirchen und Abteien dieses Bezirkes. Auch begehrte er, in einem Maria geweihten Kloster begraben zu werden, in N.-D. la Fleury zu Saint-Benoît an der Loire. (12) Während seiner Regierung kam der französische Papst Urban II. nach Frankreich, um zum Kreuzzug aufzurufen. Von N.-D. von Puy aus berief er am 15. August das Konzil von Clermont ein. Dort, gleichsam unter dem Blick U.lb. Frau von Port, entflammte er die französischen Herzen und gewann sie für die Befreiung des Heiligen Grabes (13). Der König begünstigte den Kreuzzug, für welchen sein Bruder Hugo von Vermandois einer der Befehlshaber wurde. Dieser großen Glaubensbewegung und ihrem Enthusiasmus, der von Frankreich ausging und die übrige christliche Welt ergriff, konnte Maria nicht abhold sein.
Ludwig VI., der Dicke, wollte Theobald IV., den Grafen von Chartres, wegen seiner Unverschämtheit durch Respekt und Hingabe an U.lb. Frau züchtigen und wünschte daher, die Stadt nicht als Krieger, sondern als Wallfahrer zu betreten. In Erinnerung an seinen Schwager, Karl den Guten, Graf von Flandern, der zu Brügge ermordet worden war, gründete er die Abtei N.-D. de Chaalis, die dank seiner Freigebigkeit und derjenigen seiner Nachfolger zu einer der bedeutendsten Abteien des Königreichs wurde. Er schenkte 1130 der Abtei von Saint-Benoit an der Loire die Kapelle von N.-D. de Lepinay und im selben Jahr kaufte er zusammen mit der Königin Adelheid von Savoyen das Kloster und die Kirche St. Maria vom Montmartre, installierte dort die Benerdiktiner und bestimmte, daß die Kapelle Maria geweiht werde. (In dieser Kapelle wurde die Begründung der zwei großen religiösen Orden entschieden. Am 15. August 1534 legten der hl. Ignatius und seine ersten Begleiter zu Füßen des Altars der Jungfrau ihre ersten Gelübde ab. Am 2. Mai 1645 gelobt M. Olier und seine Hauptassistenten erneut, daß er sich der Heranbildung der Kleriker in den Seminarien widmen will.)
Es ist dies die Epoche der großen Klostergründungen. Cluny, das Wilhelm der Fromme, der Herzog von Aquitanien, 910 gründete, befindet sich in voller Blüte. Sankt Bruno rief la Chartreuse ins Leben. Robert von Arbrisselles gründete Fontevrault, Norbert das Kloster im Waldtal Praemonstratum, der heilige Stephanus (von Thiers - auch von Muret) das zu Grandmont; der heilige Robert und der heilige Johannes Gualbertus (Walbert) gründeten mehrere andere Kongregationen, und zuletzt tritt ein neuer benediktinischer Zweig hervor, der den wahren Geist der einfachen Ordensregel, die in Cluny erschlafft war, wiederherstellt: die Zisterzienser unter Robert von Molesmes (1098).
Nach einigen Jahren war die Neugründung aufgrund einer Epidemie, die eine große Zahl von Opfern forderte, im Verschwinden begriffen. Da schickte die Vorsehung denjenigen, der nicht nur den Zisterziensern zu unvergleichlichem Ruhm und Wohlhabenheit verhelfen sollte, sondern der die Welt mit seinem Geist und seinen Tugenden erleuchten sollte, den heiligen Bernhard. Mit dreißig Gefährten, die er bekehrt und zum religiösen Leben geführt hatte, trat er ins Kloster ein. Drei Jahre später wurde er zum Abt der Neugründung, der von Clairvaux. Unter der Leitung Bernhards entwickelte sich der Orden dergestalt, daß die Abtei 68 andere Filialen in Frankreich, England, Deutschland und Spanien umfaßte, wodurch der Orden in zunehmendem Maße die Leute hervorbrachte, die die klösterliche Welt bevölkerten.
Der Einfluß des heiligen Abtes erstreckte sich auch auf andere benediktinische Zweige. Er erwirkte die Reform von St-Denis durch Abt Suger und die Cluny's durch Petrus den Ehrwürdigen (Pierre le Venerable). In seiner Predigt "De conversione ad clericos" erinnerte er die Geistlichkeit an ihre Mission, und in der Abhandlung "De moribus et officio episcoporum" weist er die Bischöfe zurecht. Er vermittelte zwischen den Königen Frankreichs Ludwig VI dem Dicken und Ludwig VII dem Jüngeren. Er beendete das Schisma der Gegenpäpste Anaclet II und Victor IV und bewegte letzteren, sich der Jurisdiktion Innozenz' II zu unterstellen. Sein Schüler, Bernhard von Pisa, der unter dem Namen Eugen III den päpstlichen Thron bestieg, gab ihm Gelegenheit zur Verfassung der bewunderswerten Abhandlung "De consideratione", über die Pflicht des Papsttums, das zum Lieblingsbuch des Papstes wurde.
Seine Tätigkeit erstreckte sich bis in den Orient. Hugo von Payns, der Gründer der Tempelritter (Templer) hatte die Hilfe des hl. Bernhards verlangt, worauf Bernhard für ihn die Abhandlung "Über den Zweck der neuen Miliz" (De laude novae militiae) schrieb. Beim Tod von Foulques, dem König von Jerusalem, im Jahre 1143, erteilte er der Königin Melisande während der Minderjährigkeit des jungen Balduin wichtige Ratschläge.
Nach der Einnahme von Edessa (einer Stadt in Mazedonien), die das christliche Königreich Jerusalems bedrohte, verlas Bernhard auf der nach Vezelay einberufenen Versammlung die päpstliche Bulle, die den Kreuzzug verlangt; durch seinen begeisterten Vortrag und seine Predigten in Frankreich wie auch in Deutschland gewinnt er den König von Frankreich, Ludwig VII. und den deutschen Kaiser Konrad III. für den Kreuzzug. Hierfür erlangte er sogar in Polen und Dänemark Hilfe. Sein Handeln gegen die Häresie, besonders gegen Petrus Abaelard, Arnold von Brescia, die Henricianer (Anhänger Heinrichs von Lausanne) von Albi und die Neomanichäer von Köln und Chalon, war nicht weniger wirksam. "Er hatte das unmittelbare Gespür und sichere Gefühl, den unerklärlichen Sinn für die Frömmigkeit und die Wahrheit, die auch die kleinsten Abweichungen von der katholischen Lehre sofort entdeckt", schreibt P. Ratisbonne.
Vor allem aber war der hl. Bernhard zugleich der große Verkünder und der große Theologe der Liebe Gottes und der Vorrechte der Hl. Jungfrau. Er vertrat, daß Maria als die Muttergottes die Fülle aller Güter erhalten habe, die unseren Reichtum ausmache; denn da Sie für sich selbst "voll der Gnade" ist, ist Sie für uns übervoll und überreich, die Vermittlerin und Spenderin aller Gnaden. "Es ist der Wille Gottes, daß wir alles durch Maria empfangen... Der Sohn erhört die (Bitten der) Mutter, wie der Vater die des Sohnes erhört. Meine Kinder, seht die Leiter der Sünder; hier liegt mein ganzes Vertrauen und der Grund all meiner Hoffnung", und in der Begeisterung vertrauensvoller Liebe schrieb er das rührende und erhabene "Memorare".
Der hl. Benhad verdient den Titel des "honigfließenden Lehrers - doctor mellifluus". Ihm war es vorbehalten, die glorreiche Liste der Kirchenväter zu beschließen und "so groß zu sein, wie die Größten unter ihnen". Pius VIII. verlieh ihm 1830 den offiziellen Titel des "Kirchenlehrers". (14)
Hinsichtlich der Verehrung Mariens stand Ludwig VII. seinen Vorfahren in keiner Weise nach. 1140 wallfahrtete er nach Longpont und übergab dem Bischof von Senlis eine offene Urkunde, in der er ihm erlaubte, die Gläubigen zum Wiederaufbau der niedergebrannten Kirche U.lb. Frau aufzurufen, damit konnte dort von 1170 an die Marienverehrung fortgesetzt werden. Er schenkte außerdem eine Lampe und die notwendige Rente, damit diese Lampe ununterbrochen vor dem Altar Mariens brenne. Im gleichen Jahr gründete er zusammen mit der Königin Adele von Champagne die Abtei U.lb. Frau von Montetis bei Brie Compte Robert. Im Schloß Fotainebleau befindet sich die von ihm errichtete Kapelle, die der heilige Thomas von Canterbury einweihte (15). Seine Liebe zur Jungfrau wurde noch inniger, als er noch im vorgeschrittenen Alter den so lange ersehnten Sohn erhielt, und als Maria ihn einige Jahre später von einer Krankheit rettete, die seinen Tod bedeutet hätte. Ihr zum Dank erbaute er die Abtei unserer lb. Frau von Barbeaux, wo er auch begraben sein wollte. (16) Ehe er auf den Kreuzzug ging, hatte er seine Person und sein Königreich dem Schutz Mariens empfohlen, indem er nach Liesse und Puy wallfahrte.
Philipp-August, der seine Geburt Maria vedankte, liebte den häufigen Besuch ihrer Gnadenstätten. Chartres, Le Puy, N.-D. de Boulogne, N.-D. la Fleury, usw. ... Er überschüttete die Abtei N.-D. von Preuilly bei Provins mit seinen Gaben, aus Dankbarkeit ob der Einnahme von Montrichard, und weil ihm Maria während des Kampfes gegen die Engländer einen reichen Regenguß zur 'Erquickung seiner Armee schickte, die vor Durst beinahe umkam, wiedererbaute er N.-D. von Nanteuil. (17) Außerdem legte Philippe-Auguste den Grundstein der eigentlichen Kathedrale Notre-Dame in Paris, für deren Erbauuung er große Summen aufbrachte. Es ist zum Teil auch seiner königlichen Freigebigkeit zuzuschreiben, daß die Kathedrale von Chartres nach dem Brand von 1194 wiedererbaut werden konnte.
Ohne Erbe für die Krone vertraute er auf Maria, der er sein Leben verdankte. Königin Isabella wallfahrte nach Chartres und 1187 schenkte sie demjenigen das Leben, der der Vater des heiligen Ludwig sein wird.
Nachdem diese große Gnade gewährt war, schickte Maria sich an, die leuchtenden Zeichen ihrer Vorliebe gegenüber dem König von Frankreich in drei denkwürdigen Fällen, die den Sieg und das Heil des Königreichs sichern, unter Beweis zu stellen:
Während sich Philippe-Auguste und der König von England wegen des Besitzes des Herzogtums von Aquitanien bekämpfen, greift U.lb. Frau von den Wundern von Deols am 24. Juni 1187 ein. Nachdem der König Frankreichs mehrere Tage hindurch vergeblich vesucht hatte, Fiedensverhandlungen einzuleiten, "wollte er den Kampf eröffnen, um den langen Krieg duch eine entscheidende Aktion zu beenden. Die Einwohner von Deols waren von dem verbissenen Kampf, der nun wieder aufleben sollte, erschreckt, warfen sich vor dem Bildnis Mariens nieder, um sie zu bitten, das Blutbad zu verhindern. Während sie beteten, hatten sich die beiden Armeen zum Kampf aufgestellt. Gerade sollte das Zeichen zum Kampf gegeben werden, als der englische König, - plötzlich friedlich gestimmt -, zusammen mit seinem Sohn hervortrat und mit Philippe-Auguste zu sprechen begehrte. Dieser kam und der englische König erklärte ihm, daß er bereit sei, die in den vorausgegangenen Verhandlungen vorgeschlagene Bedingungen anzunehmen, worauf der Friede unterzeichnet wurde. Eine derartig unerwartete Nachricht verursachte allgemein Ergriffenheit. Der König und die Adeligen, die Leute wie auch die Soldaten, alle erkannten in der plötzlichen Verwandlung der Situation, da der Zorn seine Spitze erreicht hatte und der Kampf auszubrechen drohte, ein Wunder. Das gleiche Gefühl der Bewunderung versammelte sie alle vor dem Bildnis Mariens, um sie zu preisen. Es gab keine Feinde mehr, Franzosen und Engländer waren vor der Mutter nur eine Familie von Brüdern, vor der Mutter, die sie beschützt und vor dem Tode gerettet hatte." (18)
"Im Jahr MCXCVIII, nachdem Philippe-Auguste entschieden hatte, Gisors zu Hilfe zu eilen, der von Richard I. (Löwenherz) bedroht wurde und treu dem Versprechen vor seinem Vasall nicht zu fliehen, hatte sich gerade einen Weg durch die feindliche Linie eröffnet, als die Brücke, die zur Stadt führte, unter ihm zusammenbrach. In den Fluß Epte stürzend, ruft er die heilige Jungfau an, deren Statue die Brücke ziert. Er entrinnt der Gefahr und wird in der Stadt empfangen. Zum Zeichen seiner Dankbarkeit läßt Philipp die Brücke und die darauf angebrachte Muttergottesstatue Mariens vergolden, unter deren Schutz er sich im Moment der Gefahr gestellt hatte." (19)
Im Jahre 1214 ist die Situation Frankreichs tragisch. Es ist eingeschlossen; zu Poitou von den es bedrohenden Engländern, im Norden durch Kaiser Otto, der es mit zweihunderttausend Mann angreift, um Philippe Auguste die Krone zu entreißen. Dieser verkennt die Faktoren der geistigen Situation keineswegs. Er weiß, daß sein Gegner vor kurzem exkommuniziert wurde und beabsichigt, Frankreich auszulöschen, um dann gegen Papst und Kirche vorzugehen. Daher schenkt der König Gott sein ganzes Vertrauen und appelliert an alle französischen Pfarren. 60.000 Mann kommen zu den Waffen. Der König geht nach Saint Denis, kommuniziert, nimmt die heilige Oriflamme (die rotseidene Kriegsstandarte der alten französischen Könige) und marschiert gegen den Feind. Am Morgen, bei Bouvines, - er fühlt den tiefen Ernst der Stunde -, nachdem er sich der heiligen Jungfrau geweiht hat... (20), läßt er die Oriflamme ausbreiten und schlägt den Feind in die Flucht, der ihm zahlenmäßig dreifach überlegen ist. Die Kirche und Frankreich sind gerettet. Der König schickt sofort einen Boten zu seinem Sohn Ludwig nach Lyon, wo dieser bei Poitou die Armee gegen die Engländer kommandiert. Der bereits siegreiche Thronfolger schickt seinerseits einen Boten an seinen Vater. Die beiden Boten treffen sich vor den Toren von Senlis. An der Stelle des denkwürdigen Zusammentreffens gründet der König die Abtei U.lb. Frau vom Sieg (de la Victoire), die Maria geweiht ist und läßt eine Statue anfertigen.
Gleich nach seiner triumphalen Rückkehr nach Paris begab sich Philipp-August zur Notre-Dame, um sich vor Maria niederzuwerfen, um ihr für den Sieg zu huldigen und ihr seine Dankbarkeit zu bezeugen.
Nach so vielen Wohltaten wünschte der König, daß nach seinem Tode sein Herz in einer Marienstätte zur Ruhe gelegt werde. Hierzu erwählte er sich N.-D. von Mantes, das einst einen seiner Onkel väterlicherseits zum Abt gehabt hatte.
Während der Herrschaft Philipp-Augusts, die für die Kirche, wie auch für Frankreich besonders glorreich war, führte Maria die Gründung zweier großer religiöser Orden in Frankreich herbei. 1197 verweilte Johannes von Matha in der Gebetsstätte U.lb.Frau von Limon und wurde dort zur Gründung der Trinitarier berufen. Ihre Aufgabe war es, die von den Mauren, welche die Mittelmeerküste verheerten, in die Gefangenschaft geführten Christen zu befreien. Um dieses großartige Werk zu verwirklichen, wandte sich Johannes von Matha an einen Prinzen des Hauses Frankreich, an Felix von Valois. (Beide wurden kanonisiert)
Etwas später, (1206), sah der bei U.lb. Frau von Prouille verweilende hl. Dominikus einen Feuerball, der dreimal vom Himmel herabschwebte, und er entnahm daraus, daß es der Wunsch Mariens sei, daß er seinen Orden hier gründe. Einige Jahre später, als Simon von Monfort mit Waffengewalt gegen die Häresie kämpfte, ohne jedoch ihren Führer, den Grafen von Toulouse bezwingen zu können, erschien während der entscheidenden Schlacht Maria in der Kapelle von N.-D. de Saint-Jacques von Muret dem hl. Dominikus, der dort mit noch sieben Bischöfen und zwei Äbten betete, und übergab ihm einen Rosenkranz. Die erste Frucht des Rosenkranzes war das Ende des Krieges gegen die Albigenser. Mit der Überreichung des Rosenkranzes begann ihre Niederlage, da sie bald an ihrem Ziel verzweifeln mußten. Der hl. Dominikus war von der wunderbaren Wirkung dieses Gebets erstaunt und begründete in einer der Kapellen der Kirche von Muret die Rosenkranzbruderschaft." (21)
Maria wollte nicht, daß diese Krone von Ave-Gebeten andernorts denn auf dem Boden Frankreichs erstehen sollte, denn "keine kindlichere Hand, denn die Frankreichs, konnte dieselbe Seiner Königin auf die Stirn setzen." (22) Blanka von Kastilien pflegte den Rosenkranz in besonderer Weise und verdankte dieser neuen Form der Verehrung die Geburt ihres Sohnes: des heiligen Ludwigs.
Einmal mehr hatte Maria über die Häresie gesiegt und sich dabei Frankreichs bedient.
Ludwig VIII. setzte die Wohltaten seines Vaters gegen die Kirche und Klöster, die Maria geweiht waren, fort, besonders gegenüber N-D. von Plaisance bei Montmorillon, die Eintracht der Adeligen unterstellte er dem Schutz U.lb. Frau von Rocamadour, um deren Beistand für den Kreuzzug gegen die Albigenser zu erlangen, in dessen Verlauf er sich eine Krankheit zuzog, an der er nach dreijähriger Herrschaft starb. In seinem Testament verlangte er, daß sein gesamter persönlicher Besitz verkauft und daß vom Erlös ein Kloster zu Ehren der Himmlischen Jungfrau gegründet werde. In andächtiger Weise verwirklichten Blanka von Kastilien und sein Sohn, Ludwig der Heilige, diesen Wunsch und erbauten die Königliche Abtei N.-D. von Royaumont, eine Kostbarkeit besonderer Art (23).
(1) Dom Bouquet, "Recueil des Historiens des Gaules et de la France", VIII, p. 88A und 215D
(2) Ebda. IX, p. 564D
(3) Dom Bouquet - op. cit., VII., p. 199D. Flodoard
(4) "Das bemerkenswerteste an diesem Kloster war die berühmte Schule, die im Mittelalter dort unter der Leitung des Kapitels stand, in der mehr als einmal die Kinder erzogen wurden, und die der Kirche sechs Päpste gab, neunundzwanzig Kardinäle, eine Vielzahl von Bischöfen und eine große Zahl hervorragender Männer, ausgezeichnet durch ihr wissenschaftliches und literarisches Wissen und durch ihre Heiligkeit". (Hamon: "Histoire du culte de la Sainte vierge en France - Tome I, p. 32)
(5) Auszug aus dem Pastorale des Werkes von Gerard Dubois. "Histoire de l'Eglise de Paris", II. 17 - Hamon, op. cit. I, 17-18
(6) Hamon, op. cit. IV. - 178
(7) Vgl. Hamon, Bd I. 331 - dom Bouquet. X, Chron.: CXLVII - Rerum Gallic. Scrip.: 270
(8) Saint Victor. Tableau de Paris, Bd. I, S. 3; Hamon: IV, 188
(9) Vgl. unsere Studie. "La Mission divine de la France, S. 67-73, Toulouse 1947
(10) Helgand, op. cit. p. 30; - dom Bouquet. X Ind. Chron. CLXXX et P. 115 A u. B.
(11) Dom Bouquet: XI, 217 A, 579 u. 580, 583 u. 584
(12) Dom Bouquet, op. cit. XI, Index S. 62
(13) Der Papst und Pierre l'Ermite (Petrus der Einsiedler) wollten die Mutter nicht vom Sohne trennen. Daher verbanden sie für die Kreuze der bewaffneten Wallfahrer (Kreuzfahrer) die Farbe Weiß Mariens mit dem Purpur des Kruzifixes. (Mgr. Richard: "Mission de la France", S. 151)
(14) Vgl. "Vie de St-Bernhard", von R.P. Ratisbonne. - Le Dictionnaire pratique des connaissances religieuses I, 774: L'article de Vacandard - "Marie Mediatrice" von St. Bernhard, Übesetzung und Anmerkungen von "De Aquaeductu" von R.P. Geoffroy O.P., 1932, Edition de la Revue du Rosaire a St-maximin
(15) Hamon I, 318
(16) Hamon, id. I, 317
(17) Hamon, id. I, 150
(18) Labbe: bibliotheca nova - Chronique de Deols. - Hamon, op. cit. II, 43 u. 44
(19) Inschrift des Sockesl der goldenen Statue auf der Brücke von Gisors. - Außerdem zeigt eines der Fenster der Kirche von Gisors Philippe-Auguste kurz vor dem Ertrinken im Fluß Epte, verfolgt von den Engländern, jedoch in wunderbarer Weise errettet, nachdem er die Heilige Jungfrau angerufen hat, deren Statue auf der eingebrochenen Brücke angebracht ist
(20) Sebastian Rouillard: Parthenie, chap. VI - 1609
(21) Hamon, op. cit., III, 276
(22) R.P. Lepicier: "Marie Reine de France" in "Messager de la T. Ste Vierge", Nov. Dez. 1936 - N.-D. de Beauregard, par Orgon (B.-du R.).)
(23) Duclos: "Histoire de royaumont, sa fondation par St-Louis", Paris, Douniol 1867, B.d I, S. 30, und Gründungsurkunde von 1228 von P. S. 37-42.
Maria kannte die tiefe Verehrung, die ihr seit mehreren Generationen der dritte Zweig des königlichen Stammes entgegenbrachte. Denn schon zu Zeiten der Merowinger hatte Hildebrand, der Bruder Karl Martels und Oberhaupt des kapetingischen Geschlechtes anläßlich einer Schlacht gegen die Barbaren auf Maria vertraut. Sein Glaube wurde belohnt, und er war bemüht, ein Zeichen seiner Dankbarkeit zu hinterlassen, indem er die Kirche U.lb. Frau von Aubune, nicht weit von Avignon gründete.
Anderthalb Jahrhunderte vorher (888) kommt Odo (Eudes) nach Reims, um vom Gesandten des Königs Arnulf, Sohn Karlmann, die Königskrone zu empfangen; diese will er sich nur in der Kirche U.lb.Frau zu Reims auf das Haupt setzen lassen, um so zu zeigen, daß er seine Macht Maria verdankt. (1) Ein wenig später übergibt ein König des gleichen Zweiges - Rudolf - der Kirche U.lb. Frau von Puy (2) kostbare Befreiungen. Zuletzt verbindet Maria Hugo den Großen, Vater von Hugo dem Kapetinger, mit der wunderbaren Heilung von der Brennseuche, die auf der Ile de France wütete. Es wurden jedoch nur diejenigen Kranken gerettet, die sich in die Basilika Notre-Dame von Paris flüchteten, und sich dort lange genug vor der Seuche schützten. Maria schenkte die Gesundheit, während der fränkische Prinz nicht nur die Ernährung der Unglücklichen übernahm, sondern während der Dauer der furchtbaren Epidemie auch für alle anderen Bedürfnisse sorgte. (3)
So bereitete Maria den dritten königlichen Zweig auf das Regierungsamt vor, indem sie ihn mit ihrem Werk des Mitleids und der Barmherzigkeit in Verbindung brachte. Und als es sich 987 zeigte, daß die Karolinger ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren, fiel die göttliche Wahl auf Hugo Capet, sorgte die himmlische Königin dafür, daß die Auswahl in Ihrem Hause, in einem ihr geweihten Kloster geschah: auf Mont Notre-Dame. - Welch bewundernswerter Symbolismus in diesem Namen! - Maria wachte (von der Höhe) über die göttliche Wahl. Hätte sie für das Volk ihrer Vorliebe und für das königliche Geschlecht mehr tun können, denn denjenigen Zweig auf den Thron zu erheben, der den heiligen Ludwig hervorbringen sollte, damit er die Welt mit seinen Tugenden erleuchte und das bewunderswerte Vorbild des vollkommen christlichen Königs verkörpere? Von da an pflegten die Kapetinger Maria den Stern ihres Königreiches zu nennen!"
Die Kirche von Notre-Dame (in Paris) war der Gegenstand der Vorliebe dieser Prinzen, und sie war in ihren Augen die erste unter allen Kirchen des Königreichs. Das zu ihr gehörige Kloster war die erste Schule, in die sie die (königlichen) Kinder Frankreichs schickten, gleichwie unter die Aufsicht Mariens gestellt, welche sie als die beste unter allen Müttern schätzten. Dort wurden die Thronfolger zu den christlichen Tugenden erzogen, dort wurden sie in die Wissenschaften eingeführt, die ihrer Stellung zukam. Der Charme dieser ersten Erziehung veweilte in ihrer Seele als zarte Erinnerung ihr ganzes Leben hindurch. (4) Das ist es, was uns Ludwig VII, in einer Verordnung aus dem Jahr 1155 mitteilt, durch welche er der Kirche Notre-Dame in Paris die Befreiung von den Abgaben zugesteht. "In ihr haben wir, wie im mütterlichen Schoß, die erste Zeit unserer Kindheit und unserer Jugendzeit verbracht, in der Kirche, die unseren Vorfahren besonders lieb war." (5) Innerhalb der großräumigen Umfriedung dieser großen Basilika wurden durch alle Jahrhunderte hindurch die Taufen, die Hochzeiten und die Begräbnisse der Oberhäupter abgehalten. Dorthin pflegten unsere Könige bei der Rückkehr von ihren Kriegszügen stets zu kommen, um Gott und Maria für den Sieg zu danken. Auch haben sie Ihr bei vielen anderen Anlässen die größte Huldigung, die ihr auf Erden entgegengebracht werden kann gemacht. Die Huldigung des schönsten Königreichs nach demjenigen des Himmels."
Nach dem Tode Hugo Capets wollten gewisse Adelige seinem Sohn Robert die Krone verweigern. Die Frage sollte durch einen Zweikampf entschieden werden. Auch hier griff Maria ein, um die Durchführung der göttlichen Wahl und des Salinischen Gesetzes zu sichern. Dem Grafen von Anjou, der für die Verteidigung der Rechte des legitimen Königs kämpfen sollte, vertraute die Königin eine Reliquie an, welche unter denen, die von Königen Frankreichs in frommer Andacht bewahrt werden, eine der kostbarsten ist: den Gürtel der heiligsten Jungfrau, welche die Kaiserin Irene von Konstantinopel Karl dem Großen übersandt hatte. Der Verteidiger des königlichen Blutes gürtete sich damit, wie mit einem Schutzpanzer und sein Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Der Gürtel der Jungfrau sicherte ihm den Sieg, sowie die Erhaltung des Thrones für die Kapetinger, auf den Maria sie berufen hatte. (6) Robert der Fromme hatte keine Konkurrenten mehr und konnte nunmehr den Thron besteigen. Während der fünfunddreißig Jahre seiner Regierung tat er alles in seiner Kraft stehende, um Maria seine Dankbarkeit zu bezeigen. Er legte den Grundstein für die Kirche U.lb. Frau von Longpont; er gründete das Stift U.lb. Frau von Melun; er wiederrebaute die Kirche U.lb. Frau der Guten Nachricht (de la Bonne Nouvelle) von Orsay; Königin Bertha erbaute N.-D. von Fresnay und N.-D. von Ségrie; Königin Irmengard, des Königs zweite Frau, wiedererbaute N.-D. von Talloires, usw.... (7) Außerdem wollte er druch die Kundgebung seiner Liebe zur himmlischen Königin zu ihrer Huldigung beitragen. Dazu bestätigte er am 8. September 1022 unter dem Titel der Verordnung von N.-D. de l'Etoile (U.lb.Frau vom Stern) den Orden, den Karl Martel nach der Schlacht von Poitiers gegründet hatte und dekretierte, daß alle Ritter, die Mitglieder des Ordens seien, täglich fünfzig Ave Maria zu beten hätten. Dieser Orden wurde zum Prototyp aller nachfolgend gegründeten Orden. (8) So viel Frömmigkeit konnte seitens Mariens nicht ohne Zeichen ihres Wohlwollens bleiben. Während die Könige Frankreichs durch die Salbung (9) die Kraft zur wunderbaren Heilung von der Skrofulose (écrouelles) erhielten, erhielt Robert der Fromme die außergewöhnliche Gabe, andere Krankheiten auf wunderbare Weise zu heilen. In der Osterzeit kurz vor seinem Tod in Jahre 1031 besuchte der König die Kranken, insbesondere die Leprakranken, küßte ihnen die Hände, berührte sie und heilte sie, indem er das Zeichen des Kreuzes machte. Dies berichtet sein Geschichtsschreiber, der Mönch Helgand. (10)
Der König pflegte die Komposition von Hymnen. Bestimmten davon wurde die Ehre zuteil, von der Kirche aufgenommen zu werden. Dazu gehört das "Ave Maris Stella".
Sein Sohn, Heinrich I., bezeigte 1046 seine königliche Wohltätigkeit zu Gunsten U.lb. Frau von Etampes, und zwei Jahre später zu Gunsten U.lb. Frau von Chartres, dessen neue Basilika gerade konsekriert worden war. Er erklärte sich zu ihrem Sachwalter und Beschützer. (11)
Philipp I. unterzeichnete am Tag seiner Salbung am Pfingstfest, den 22. Mai 1059, eine Verordnung zu gunsten der Kirche U.lb. Frau von Reims und der Kirchen und Abteien dieses Bezirkes. Auch begehrte er, in einem Maria geweihten Kloster begraben zu werden, in N.-D. la Fleury zu Saint-Benoît an der Loire. (12) Während seiner Regierung kam der französische Papst Urban II. nach Frankreich, um zum Kreuzzug aufzurufen. Von N.-D. von Puy aus berief er am 15. August das Konzil von Clermont ein. Dort, gleichsam unter dem Blick U.lb. Frau von Port, entflammte er die französischen Herzen und gewann sie für die Befreiung des Heiligen Grabes (13). Der König begünstigte den Kreuzzug, für welchen sein Bruder Hugo von Vermandois einer der Befehlshaber wurde. Dieser großen Glaubensbewegung und ihrem Enthusiasmus, der von Frankreich ausging und die übrige christliche Welt ergriff, konnte Maria nicht abhold sein.
Ludwig VI., der Dicke, wollte Theobald IV., den Grafen von Chartres, wegen seiner Unverschämtheit durch Respekt und Hingabe an U.lb. Frau züchtigen und wünschte daher, die Stadt nicht als Krieger, sondern als Wallfahrer zu betreten. In Erinnerung an seinen Schwager, Karl den Guten, Graf von Flandern, der zu Brügge ermordet worden war, gründete er die Abtei N.-D. de Chaalis, die dank seiner Freigebigkeit und derjenigen seiner Nachfolger zu einer der bedeutendsten Abteien des Königreichs wurde. Er schenkte 1130 der Abtei von Saint-Benoit an der Loire die Kapelle von N.-D. de Lepinay und im selben Jahr kaufte er zusammen mit der Königin Adelheid von Savoyen das Kloster und die Kirche St. Maria vom Montmartre, installierte dort die Benerdiktiner und bestimmte, daß die Kapelle Maria geweiht werde. (In dieser Kapelle wurde die Begründung der zwei großen religiösen Orden entschieden. Am 15. August 1534 legten der hl. Ignatius und seine ersten Begleiter zu Füßen des Altars der Jungfrau ihre ersten Gelübde ab. Am 2. Mai 1645 gelobt M. Olier und seine Hauptassistenten erneut, daß er sich der Heranbildung der Kleriker in den Seminarien widmen will.)
Es ist dies die Epoche der großen Klostergründungen. Cluny, das Wilhelm der Fromme, der Herzog von Aquitanien, 910 gründete, befindet sich in voller Blüte. Sankt Bruno rief la Chartreuse ins Leben. Robert von Arbrisselles gründete Fontevrault, Norbert das Kloster im Waldtal Praemonstratum, der heilige Stephanus (von Thiers - auch von Muret) das zu Grandmont; der heilige Robert und der heilige Johannes Gualbertus (Walbert) gründeten mehrere andere Kongregationen, und zuletzt tritt ein neuer benediktinischer Zweig hervor, der den wahren Geist der einfachen Ordensregel, die in Cluny erschlafft war, wiederherstellt: die Zisterzienser unter Robert von Molesmes (1098).
Nach einigen Jahren war die Neugründung aufgrund einer Epidemie, die eine große Zahl von Opfern forderte, im Verschwinden begriffen. Da schickte die Vorsehung denjenigen, der nicht nur den Zisterziensern zu unvergleichlichem Ruhm und Wohlhabenheit verhelfen sollte, sondern der die Welt mit seinem Geist und seinen Tugenden erleuchten sollte, den heiligen Bernhard. Mit dreißig Gefährten, die er bekehrt und zum religiösen Leben geführt hatte, trat er ins Kloster ein. Drei Jahre später wurde er zum Abt der Neugründung, der von Clairvaux. Unter der Leitung Bernhards entwickelte sich der Orden dergestalt, daß die Abtei 68 andere Filialen in Frankreich, England, Deutschland und Spanien umfaßte, wodurch der Orden in zunehmendem Maße die Leute hervorbrachte, die die klösterliche Welt bevölkerten.
Der Einfluß des heiligen Abtes erstreckte sich auch auf andere benediktinische Zweige. Er erwirkte die Reform von St-Denis durch Abt Suger und die Cluny's durch Petrus den Ehrwürdigen (Pierre le Venerable). In seiner Predigt "De conversione ad clericos" erinnerte er die Geistlichkeit an ihre Mission, und in der Abhandlung "De moribus et officio episcoporum" weist er die Bischöfe zurecht. Er vermittelte zwischen den Königen Frankreichs Ludwig VI dem Dicken und Ludwig VII dem Jüngeren. Er beendete das Schisma der Gegenpäpste Anaclet II und Victor IV und bewegte letzteren, sich der Jurisdiktion Innozenz' II zu unterstellen. Sein Schüler, Bernhard von Pisa, der unter dem Namen Eugen III den päpstlichen Thron bestieg, gab ihm Gelegenheit zur Verfassung der bewunderswerten Abhandlung "De consideratione", über die Pflicht des Papsttums, das zum Lieblingsbuch des Papstes wurde.
Seine Tätigkeit erstreckte sich bis in den Orient. Hugo von Payns, der Gründer der Tempelritter (Templer) hatte die Hilfe des hl. Bernhards verlangt, worauf Bernhard für ihn die Abhandlung "Über den Zweck der neuen Miliz" (De laude novae militiae) schrieb. Beim Tod von Foulques, dem König von Jerusalem, im Jahre 1143, erteilte er der Königin Melisande während der Minderjährigkeit des jungen Balduin wichtige Ratschläge.
Nach der Einnahme von Edessa (einer Stadt in Mazedonien), die das christliche Königreich Jerusalems bedrohte, verlas Bernhard auf der nach Vezelay einberufenen Versammlung die päpstliche Bulle, die den Kreuzzug verlangt; durch seinen begeisterten Vortrag und seine Predigten in Frankreich wie auch in Deutschland gewinnt er den König von Frankreich, Ludwig VII. und den deutschen Kaiser Konrad III. für den Kreuzzug. Hierfür erlangte er sogar in Polen und Dänemark Hilfe. Sein Handeln gegen die Häresie, besonders gegen Petrus Abaelard, Arnold von Brescia, die Henricianer (Anhänger Heinrichs von Lausanne) von Albi und die Neomanichäer von Köln und Chalon, war nicht weniger wirksam. "Er hatte das unmittelbare Gespür und sichere Gefühl, den unerklärlichen Sinn für die Frömmigkeit und die Wahrheit, die auch die kleinsten Abweichungen von der katholischen Lehre sofort entdeckt", schreibt P. Ratisbonne.
Vor allem aber war der hl. Bernhard zugleich der große Verkünder und der große Theologe der Liebe Gottes und der Vorrechte der Hl. Jungfrau. Er vertrat, daß Maria als die Muttergottes die Fülle aller Güter erhalten habe, die unseren Reichtum ausmache; denn da Sie für sich selbst "voll der Gnade" ist, ist Sie für uns übervoll und überreich, die Vermittlerin und Spenderin aller Gnaden. "Es ist der Wille Gottes, daß wir alles durch Maria empfangen... Der Sohn erhört die (Bitten der) Mutter, wie der Vater die des Sohnes erhört. Meine Kinder, seht die Leiter der Sünder; hier liegt mein ganzes Vertrauen und der Grund all meiner Hoffnung", und in der Begeisterung vertrauensvoller Liebe schrieb er das rührende und erhabene "Memorare".
Der hl. Benhad verdient den Titel des "honigfließenden Lehrers - doctor mellifluus". Ihm war es vorbehalten, die glorreiche Liste der Kirchenväter zu beschließen und "so groß zu sein, wie die Größten unter ihnen". Pius VIII. verlieh ihm 1830 den offiziellen Titel des "Kirchenlehrers". (14)
Hinsichtlich der Verehrung Mariens stand Ludwig VII. seinen Vorfahren in keiner Weise nach. 1140 wallfahrtete er nach Longpont und übergab dem Bischof von Senlis eine offene Urkunde, in der er ihm erlaubte, die Gläubigen zum Wiederaufbau der niedergebrannten Kirche U.lb. Frau aufzurufen, damit konnte dort von 1170 an die Marienverehrung fortgesetzt werden. Er schenkte außerdem eine Lampe und die notwendige Rente, damit diese Lampe ununterbrochen vor dem Altar Mariens brenne. Im gleichen Jahr gründete er zusammen mit der Königin Adele von Champagne die Abtei U.lb. Frau von Montetis bei Brie Compte Robert. Im Schloß Fotainebleau befindet sich die von ihm errichtete Kapelle, die der heilige Thomas von Canterbury einweihte (15). Seine Liebe zur Jungfrau wurde noch inniger, als er noch im vorgeschrittenen Alter den so lange ersehnten Sohn erhielt, und als Maria ihn einige Jahre später von einer Krankheit rettete, die seinen Tod bedeutet hätte. Ihr zum Dank erbaute er die Abtei unserer lb. Frau von Barbeaux, wo er auch begraben sein wollte. (16) Ehe er auf den Kreuzzug ging, hatte er seine Person und sein Königreich dem Schutz Mariens empfohlen, indem er nach Liesse und Puy wallfahrte.
Philipp-August, der seine Geburt Maria vedankte, liebte den häufigen Besuch ihrer Gnadenstätten. Chartres, Le Puy, N.-D. de Boulogne, N.-D. la Fleury, usw. ... Er überschüttete die Abtei N.-D. von Preuilly bei Provins mit seinen Gaben, aus Dankbarkeit ob der Einnahme von Montrichard, und weil ihm Maria während des Kampfes gegen die Engländer einen reichen Regenguß zur 'Erquickung seiner Armee schickte, die vor Durst beinahe umkam, wiedererbaute er N.-D. von Nanteuil. (17) Außerdem legte Philippe-Auguste den Grundstein der eigentlichen Kathedrale Notre-Dame in Paris, für deren Erbauuung er große Summen aufbrachte. Es ist zum Teil auch seiner königlichen Freigebigkeit zuzuschreiben, daß die Kathedrale von Chartres nach dem Brand von 1194 wiedererbaut werden konnte.
Ohne Erbe für die Krone vertraute er auf Maria, der er sein Leben verdankte. Königin Isabella wallfahrte nach Chartres und 1187 schenkte sie demjenigen das Leben, der der Vater des heiligen Ludwig sein wird.
Nachdem diese große Gnade gewährt war, schickte Maria sich an, die leuchtenden Zeichen ihrer Vorliebe gegenüber dem König von Frankreich in drei denkwürdigen Fällen, die den Sieg und das Heil des Königreichs sichern, unter Beweis zu stellen:
Während sich Philippe-Auguste und der König von England wegen des Besitzes des Herzogtums von Aquitanien bekämpfen, greift U.lb. Frau von den Wundern von Deols am 24. Juni 1187 ein. Nachdem der König Frankreichs mehrere Tage hindurch vergeblich vesucht hatte, Fiedensverhandlungen einzuleiten, "wollte er den Kampf eröffnen, um den langen Krieg duch eine entscheidende Aktion zu beenden. Die Einwohner von Deols waren von dem verbissenen Kampf, der nun wieder aufleben sollte, erschreckt, warfen sich vor dem Bildnis Mariens nieder, um sie zu bitten, das Blutbad zu verhindern. Während sie beteten, hatten sich die beiden Armeen zum Kampf aufgestellt. Gerade sollte das Zeichen zum Kampf gegeben werden, als der englische König, - plötzlich friedlich gestimmt -, zusammen mit seinem Sohn hervortrat und mit Philippe-Auguste zu sprechen begehrte. Dieser kam und der englische König erklärte ihm, daß er bereit sei, die in den vorausgegangenen Verhandlungen vorgeschlagene Bedingungen anzunehmen, worauf der Friede unterzeichnet wurde. Eine derartig unerwartete Nachricht verursachte allgemein Ergriffenheit. Der König und die Adeligen, die Leute wie auch die Soldaten, alle erkannten in der plötzlichen Verwandlung der Situation, da der Zorn seine Spitze erreicht hatte und der Kampf auszubrechen drohte, ein Wunder. Das gleiche Gefühl der Bewunderung versammelte sie alle vor dem Bildnis Mariens, um sie zu preisen. Es gab keine Feinde mehr, Franzosen und Engländer waren vor der Mutter nur eine Familie von Brüdern, vor der Mutter, die sie beschützt und vor dem Tode gerettet hatte." (18)
"Im Jahr MCXCVIII, nachdem Philippe-Auguste entschieden hatte, Gisors zu Hilfe zu eilen, der von Richard I. (Löwenherz) bedroht wurde und treu dem Versprechen vor seinem Vasall nicht zu fliehen, hatte sich gerade einen Weg durch die feindliche Linie eröffnet, als die Brücke, die zur Stadt führte, unter ihm zusammenbrach. In den Fluß Epte stürzend, ruft er die heilige Jungfau an, deren Statue die Brücke ziert. Er entrinnt der Gefahr und wird in der Stadt empfangen. Zum Zeichen seiner Dankbarkeit läßt Philipp die Brücke und die darauf angebrachte Muttergottesstatue Mariens vergolden, unter deren Schutz er sich im Moment der Gefahr gestellt hatte." (19)
Im Jahre 1214 ist die Situation Frankreichs tragisch. Es ist eingeschlossen; zu Poitou von den es bedrohenden Engländern, im Norden durch Kaiser Otto, der es mit zweihunderttausend Mann angreift, um Philippe Auguste die Krone zu entreißen. Dieser verkennt die Faktoren der geistigen Situation keineswegs. Er weiß, daß sein Gegner vor kurzem exkommuniziert wurde und beabsichigt, Frankreich auszulöschen, um dann gegen Papst und Kirche vorzugehen. Daher schenkt der König Gott sein ganzes Vertrauen und appelliert an alle französischen Pfarren. 60.000 Mann kommen zu den Waffen. Der König geht nach Saint Denis, kommuniziert, nimmt die heilige Oriflamme (die rotseidene Kriegsstandarte der alten französischen Könige) und marschiert gegen den Feind. Am Morgen, bei Bouvines, - er fühlt den tiefen Ernst der Stunde -, nachdem er sich der heiligen Jungfrau geweiht hat... (20), läßt er die Oriflamme ausbreiten und schlägt den Feind in die Flucht, der ihm zahlenmäßig dreifach überlegen ist. Die Kirche und Frankreich sind gerettet. Der König schickt sofort einen Boten zu seinem Sohn Ludwig nach Lyon, wo dieser bei Poitou die Armee gegen die Engländer kommandiert. Der bereits siegreiche Thronfolger schickt seinerseits einen Boten an seinen Vater. Die beiden Boten treffen sich vor den Toren von Senlis. An der Stelle des denkwürdigen Zusammentreffens gründet der König die Abtei U.lb. Frau vom Sieg (de la Victoire), die Maria geweiht ist und läßt eine Statue anfertigen.
Gleich nach seiner triumphalen Rückkehr nach Paris begab sich Philipp-August zur Notre-Dame, um sich vor Maria niederzuwerfen, um ihr für den Sieg zu huldigen und ihr seine Dankbarkeit zu bezeugen.
Nach so vielen Wohltaten wünschte der König, daß nach seinem Tode sein Herz in einer Marienstätte zur Ruhe gelegt werde. Hierzu erwählte er sich N.-D. von Mantes, das einst einen seiner Onkel väterlicherseits zum Abt gehabt hatte.
Während der Herrschaft Philipp-Augusts, die für die Kirche, wie auch für Frankreich besonders glorreich war, führte Maria die Gründung zweier großer religiöser Orden in Frankreich herbei. 1197 verweilte Johannes von Matha in der Gebetsstätte U.lb.Frau von Limon und wurde dort zur Gründung der Trinitarier berufen. Ihre Aufgabe war es, die von den Mauren, welche die Mittelmeerküste verheerten, in die Gefangenschaft geführten Christen zu befreien. Um dieses großartige Werk zu verwirklichen, wandte sich Johannes von Matha an einen Prinzen des Hauses Frankreich, an Felix von Valois. (Beide wurden kanonisiert)
Etwas später, (1206), sah der bei U.lb. Frau von Prouille verweilende hl. Dominikus einen Feuerball, der dreimal vom Himmel herabschwebte, und er entnahm daraus, daß es der Wunsch Mariens sei, daß er seinen Orden hier gründe. Einige Jahre später, als Simon von Monfort mit Waffengewalt gegen die Häresie kämpfte, ohne jedoch ihren Führer, den Grafen von Toulouse bezwingen zu können, erschien während der entscheidenden Schlacht Maria in der Kapelle von N.-D. de Saint-Jacques von Muret dem hl. Dominikus, der dort mit noch sieben Bischöfen und zwei Äbten betete, und übergab ihm einen Rosenkranz. Die erste Frucht des Rosenkranzes war das Ende des Krieges gegen die Albigenser. Mit der Überreichung des Rosenkranzes begann ihre Niederlage, da sie bald an ihrem Ziel verzweifeln mußten. Der hl. Dominikus war von der wunderbaren Wirkung dieses Gebets erstaunt und begründete in einer der Kapellen der Kirche von Muret die Rosenkranzbruderschaft." (21)
Maria wollte nicht, daß diese Krone von Ave-Gebeten andernorts denn auf dem Boden Frankreichs erstehen sollte, denn "keine kindlichere Hand, denn die Frankreichs, konnte dieselbe Seiner Königin auf die Stirn setzen." (22) Blanka von Kastilien pflegte den Rosenkranz in besonderer Weise und verdankte dieser neuen Form der Verehrung die Geburt ihres Sohnes: des heiligen Ludwigs.
Einmal mehr hatte Maria über die Häresie gesiegt und sich dabei Frankreichs bedient.
Ludwig VIII. setzte die Wohltaten seines Vaters gegen die Kirche und Klöster, die Maria geweiht waren, fort, besonders gegenüber N-D. von Plaisance bei Montmorillon, die Eintracht der Adeligen unterstellte er dem Schutz U.lb. Frau von Rocamadour, um deren Beistand für den Kreuzzug gegen die Albigenser zu erlangen, in dessen Verlauf er sich eine Krankheit zuzog, an der er nach dreijähriger Herrschaft starb. In seinem Testament verlangte er, daß sein gesamter persönlicher Besitz verkauft und daß vom Erlös ein Kloster zu Ehren der Himmlischen Jungfrau gegründet werde. In andächtiger Weise verwirklichten Blanka von Kastilien und sein Sohn, Ludwig der Heilige, diesen Wunsch und erbauten die Königliche Abtei N.-D. von Royaumont, eine Kostbarkeit besonderer Art (23).
(1) Dom Bouquet, "Recueil des Historiens des Gaules et de la France", VIII, p. 88A und 215D
(2) Ebda. IX, p. 564D
(3) Dom Bouquet - op. cit., VII., p. 199D. Flodoard
(4) "Das bemerkenswerteste an diesem Kloster war die berühmte Schule, die im Mittelalter dort unter der Leitung des Kapitels stand, in der mehr als einmal die Kinder erzogen wurden, und die der Kirche sechs Päpste gab, neunundzwanzig Kardinäle, eine Vielzahl von Bischöfen und eine große Zahl hervorragender Männer, ausgezeichnet durch ihr wissenschaftliches und literarisches Wissen und durch ihre Heiligkeit". (Hamon: "Histoire du culte de la Sainte vierge en France - Tome I, p. 32)
(5) Auszug aus dem Pastorale des Werkes von Gerard Dubois. "Histoire de l'Eglise de Paris", II. 17 - Hamon, op. cit. I, 17-18
(6) Hamon, op. cit. IV. - 178
(7) Vgl. Hamon, Bd I. 331 - dom Bouquet. X, Chron.: CXLVII - Rerum Gallic. Scrip.: 270
(8) Saint Victor. Tableau de Paris, Bd. I, S. 3; Hamon: IV, 188
(9) Vgl. unsere Studie. "La Mission divine de la France, S. 67-73, Toulouse 1947
(10) Helgand, op. cit. p. 30; - dom Bouquet. X Ind. Chron. CLXXX et P. 115 A u. B.
(11) Dom Bouquet: XI, 217 A, 579 u. 580, 583 u. 584
(12) Dom Bouquet, op. cit. XI, Index S. 62
(13) Der Papst und Pierre l'Ermite (Petrus der Einsiedler) wollten die Mutter nicht vom Sohne trennen. Daher verbanden sie für die Kreuze der bewaffneten Wallfahrer (Kreuzfahrer) die Farbe Weiß Mariens mit dem Purpur des Kruzifixes. (Mgr. Richard: "Mission de la France", S. 151)
(14) Vgl. "Vie de St-Bernhard", von R.P. Ratisbonne. - Le Dictionnaire pratique des connaissances religieuses I, 774: L'article de Vacandard - "Marie Mediatrice" von St. Bernhard, Übesetzung und Anmerkungen von "De Aquaeductu" von R.P. Geoffroy O.P., 1932, Edition de la Revue du Rosaire a St-maximin
(15) Hamon I, 318
(16) Hamon, id. I, 317
(17) Hamon, id. I, 150
(18) Labbe: bibliotheca nova - Chronique de Deols. - Hamon, op. cit. II, 43 u. 44
(19) Inschrift des Sockesl der goldenen Statue auf der Brücke von Gisors. - Außerdem zeigt eines der Fenster der Kirche von Gisors Philippe-Auguste kurz vor dem Ertrinken im Fluß Epte, verfolgt von den Engländern, jedoch in wunderbarer Weise errettet, nachdem er die Heilige Jungfrau angerufen hat, deren Statue auf der eingebrochenen Brücke angebracht ist
(20) Sebastian Rouillard: Parthenie, chap. VI - 1609
(21) Hamon, op. cit., III, 276
(22) R.P. Lepicier: "Marie Reine de France" in "Messager de la T. Ste Vierge", Nov. Dez. 1936 - N.-D. de Beauregard, par Orgon (B.-du R.).)
(23) Duclos: "Histoire de royaumont, sa fondation par St-Louis", Paris, Douniol 1867, B.d I, S. 30, und Gründungsurkunde von 1228 von P. S. 37-42.
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Kapetinger
Mittwoch, 17. Januar 2007
Die heiligste Jungfrau Maria in der Geschichte Frankreichs - 05 - Kapitel V
DIE JUNGFRAU MARIA UND DIE KAROLINGER
Immer ist Maria siegreich geblieben über die Häresien, und man kann ohne Furcht hierin zu irren behaupten, daß keine - wie auch immer geartete Häresie - je ohne das Eingreifen Mariens überwunden wurde.
Einmal hat die allerseligste Jungfrau Frankreich und seinen König Chlodwig bereits hervortreten lassen, um bei Vouillé die Häresie zu zerbrechen und die Kirche zu retten.
Zweieinhalb Jahrhunderte später rücken allerorts die islamischen Horden gleich einem zerstörerischen Sturzbach vor und scheinen Europa überschwemmen zu wollen. Sie kampieren bereits in der Ebene von Poitiers, wo sie - ihres Sieges sicher - in ihrem Lager sich zuchtloser Festivitäten hingeben.
Sie rechnen nicht mit Maria: die Königin des Himmels - um die schwerstens bedrohte christliche Kultur zu retten - , beruft erneut den königlichen Stamm der Franken, und läßt Karl Martel hervortreten, um die "Taten Gottes" fortzuführen. Die christlichen Soldaten - weit davon entfernt, die Ausschweifungen der mohammedanischen Saktierer nachzuahmen, bereiten sich nach dem Vorbild ihrer Führer in edler Manier auf den Kampf vor. Bouniol beschreibt das christliche Lager folgendermaßen: "Dort war kein ausgelassener Gesang, keine überschwengliche Musik zu hören und es wurde nicht gefeiert; es herrschte ernsthafte Stille und eine Ruhe, die etwas Außergewöhnliches an sich hatte. Die Soldaten, die ernsthaften Gedanken nachhingen, sprachen wenig miteinander; eine große Anzahl von ihnen drängte sich um ein Zelt, darüber das Kreuz aufgestellt war. Dort befanden sich die Priester. An verschiedenen Plätzen waren die Krieger damit beschäftigt, Altäre aufzustellen und zu schmücken. Und lange bevor die Sonne die ersten Strahlen über den neuen Tag aussandte, feierten die Bischöfe und die Priester an diesen Altären die Messe, während sich die Menge der Soldaten niederkniete, um das Brot der Starken, die Heilige Eucharistie, zu empfangen.
Karl Martel und seine Knechte machten den Anfang. Tief andächtig kommunizierten sie nacheinander. Der Sohn Pippins erstarkte mit seiner Sendung und angesichts der übergroßen Gefahr. Sofort nach dem Empfang der hl. Kommunion war er gewiß, daß er nicht mehr alleine war, sondern daß er in seinem Herzen den lebendigen Gott trug. Indem er sich erhob, fühlte er in sich eine neue unerhörte, übermenschliche Kraft und sein erhabenes Vertrauen, seine unbezähmbare Kraft verrieten sich im Glanz seines Blickes.
Angesichts dieser Flamme, die von seinen Augen ausging und der heiligen Kühnheit, die von seinem Gesicht erstrahlte, breitete sich unter seinen Knechten ein Beben aus, sodaß alle unwillkürlich in die Hände klatschten und ihm zujubelten: "Es lebe der gütige Karl! Ehre und Sieg dem Oberhaupte Frankreichs! Es lebe der Herr! Es lebe sein Christus! sprach der Held, denn durch Ihn allein sind wir siegreich!" (1).
Karl Martel stürzt dann mit der ganzen fränkischen Wut auf die Sarazenen; auf den Feldern von Poitiers schlägt und zermalmt er sie wie mit einem Hammer. (2).
Wieder einmal hatte Maria mit ihrem jungfräulichen Fuß über die Häresie triumphiert und der königliche Stamm der Franken war dabei das Werkzeug, mit dem die teuflische Schlange zermalmt wrude. Der Sieg wurde an einem Samstag, am Tag der allerseligsten Jungfrau, errungen. (3).
Karl Martel schrieb den Sieg von Poitiers Maria zu. Ein Jahr zuvor hatte ihm die Jungfrau anläßlich der Belagerung von Avignon schon einmal den Sieg geschenkt. Bei Tagesanbruch ließ Karl in seinem Zelt das heilige Meßopfer feiern und empfing die heilige Kommunion. An der Spitze seiner Truppen schlug er anschließend den Feind in die Flucht und bemächtigte sich der Stadt. Um Gott und Maria zu danken, ließ er am gleichen Ort, wo die Schlacht beendet worden war, nochmals das Meßopfer feiern. (4).
Maria segnete die Nachkommen von Karl Martel in besonderer Weise: sein Sohn, Pippin der Kleine, bestieg den Thron. Er legt großen Wert darauf, seine Krone unter den Schutz der Himmelskönigin zu stellen und wünschte, daß seine Weihe nur in einer der Jungfrau geweihten Kirche vollzogen werde. Der Papst kommt, um den für die Regierung würdigsten Prinzen zu weihen. Aus Dankbarkeit kommt er dem Papst zu Hilfe. Mit Seiner Armee dient er der Kirche als Schutzwall, und sein Schwert sichert ihr Sieg und Freiheit. Er begründet den zeitlichen Besitz des Heiligen Stuhls, das alleinige und wirkliche Unterpfand seiner Unabhängigkeit.
Es dauerte indes nicht lange, bis sich der marianische Schutz kund tat: eines Tages verirrte sich der auf der Jagd befindliche König in der Tiefe des Waldes von Tarentaise am Fuß eines Gletschers. Während er verzeifelt nach dem Weg suchte, ertönte plötzlich der helle Klang eines Glöckchens. Dies war die Rettung. Das Läuten führte ihn des Weges zu einer Einsiedelei, die einfache Gebetsstätte ist Maria geweiht. Dankbar und inbrünstig betet er zu Füßen der ländlichen Madonna und legt dort seinen goldbestickten und mit Edelsteinen besetzten Hut nieder. (5).
In seine Residenz zurückgekehrt, läßt er die kleine Kapelle erbauen, die seither zum Wallfahrtsort Unserer Lieben Frau von Vernettes bei Pésey wurde. (6).
Im Jahre 756 hatte er N.-D. de la Chausse in Valenciennes gegründet. Ihm ist auch die Gründung der Abtei von Ste Marie de Sorèze zu verdanken, die im 17. Jhdt. berühmt wurde, als Ludwig XIV eine Offiziersschule dort einrichtete.
Maria schenkte Pippin einen Sohn, der so groß war, daß "die Erhabenheit in seinen Namen eindrang: Karl der Große (Charlemagne)". Von frühester Kindheit an pflegte Karl eine tiefe Andacht zur Jungfrau. Auch hörte er in der langen Periode seiner Regierung nicht auf, die Verehrung der himmlischen Königin in seinen Staaten zu entfalten. Er begnügte sich nicht mit dem Besuch der wichigsten Wallfahrtsorte der Jungfrau wie Chartres, Rocamadour, den er zusammen mit Rolland besuchte, Le Puy, das er zu einem der drei Orte machte, wo die Gläubigen den Peterspfennig spenden konnten. Unserer Lieben Frau von Moutiers machte er wichtige Schenkungen und unserer Lieben Frau von Condat zu Livorno übergab er eine Dorne der Heiligen Krone. Er restaurierte N.-D. des Doms, erbaut duch die hl. Martha, wohin der hl. Dionysius und der hl. Remigius zu pilgern pflegten. Gleichfalls erbaute er die Stätte Unserer Lieben Frau von Alyscamps in Arles wieder, die der hl. Trophimus gegründet und der "Jungfrau, die noch lebt" geweiht hatte, die jedoch von den Sarazenen zerstört worden war. Die Anzahl von Kirchen und Abteien, die er unter dem Schutz Mariens gründete ist so groß, daß in jeder unserer Provinzen mehrere zu finden sind. Zu nennen sind besonders N.-D. von Ligueux zwischen Périgueux und Brantôme, N.D. von Montuzet nahe Blaye, die Abtei von N.-D. la Fleurie in Figeac, die von Camon bei Pirepoix, N.-D. von Piétat in St. Savin de Lavedan bei Argèles und andere.
Seine Armeen dienten nur dazu, den Glauben zu verbreiten und die Heiden zu besiegen. Er stellte die Armee unter den Schutz Mariens und setzte ihr Bildnis auf seine Standarten. In den Kampf gegen die Sarazenen ziehend, gründete er das Kloster von N.-D. von Trémolat, dem er das "Heilige Hemd des Jesus-Kindes", das die Heilige Jungfrau selbst angefertigt hatte, schenkt. Als er während dieses Krieges bei Foix lagerte und "eines Nachts eine strahlende Helligkeit und eine in ihrer Schönheit erstrahlende Frau" sah, ließ er dort die Kapelle von N.-D. von Sabart erbauen.
Siegreich über die Sarazenen, erbaute er am gleichen Ort seiner Siege N.-D. von Montgauzy nahe Foix, und N.-D. de Grâce nahe Nîmes, wo man seither für die für die Kirche und Frankreich gefallenen Soldaten betet. (7).
In diesem Moment ergibt sich eine Tatsache, die bedeutsam ist für die Entfaltung der Zärtlichkeit Mariens Frankreich gegenüber, durch Frankreich der Welt gegenüber, wie auch für die zukünftige Verehrung Mariens in unserem Land: 778 wird Karl der Große entlang der Pyrenäen durch eine Burg aufgehalten, die vom sarazenischen Prinzen Mirat besetzt ist. Von der Einnahme dieses strategischen Punktes hängt die Evangelisation der ganzen Umgegend ab. Mirat hält jedoch monatelang allen Angriffen stand. Alle Aufforderunegen, sich zu ergeben, alle Vorschläge, Graf und Ritter Karls zu werden und das Anerbieten, er solle allen Besitz behalten, wenn er sich taufen ließe, schlägt er mit der stolzen Antwort aus:
"Ich kenne kein sterbliches Wesen über mir und ziehe den Tod der Schande der Kapitulation vor".
Entmutigt gedachte Karl der Große, die Belagerung aufzuheben, als sein Feldgeistlicher, der Bischof von Puy in glühendem Gebet zu Unserer Lieben Frau von Puy flehte. Die Erhörung seiner Gebete ließ nicht lange auf sich warten, denn die Jungfrau girff ein "in einer Weise, in der die Ehre und der Vorteil des Sieges ihr allein vorbehalten blieb: ein riesiger Adler hatte vor der Burg einen übergroßen Fisch niedergelegt; Mirat über das Wunder in höchstes Erstaunen versetzt, ließ ihn durch seinen Diener Karl mit den Worten überbringen. "Mein Herr läßt Dir sagen, daß er (selbst nach der langen Belagerung) keine Hungersnot fürchte; sein Fischteich enthalte viel bessere Fische, deswegen schenkt er dir diesen". Daraufhin erbat sich der Bischof von Puy die Erlaubnis, als Parlamentarier auf die Zitadelle steigen zu dürfen. "Als er Mirat gegenüberstand, sagte er zu ihm: da du dich Karl dem Großen, dem größten aller Prinzen, nicht ergeben willst, da es dir nicht gefällt, ihn als Lehnsherrn zu haben, so anerkenne wenigstens als Herrin die erhabenste alle Frauen, welche es je gab, unsere Liebe Frau von Puy, die Mutter Gottes. Ich bin ihr Diener, sei Du ihr Ritter". "Ohne Zögern erklärte Mirat, daß er unter einer Bedingung bereit sei, die Waffen vor dem Diener Unserer Lieben Frau niederzulegen und die Taufe zu empfangen. daß seine Grafschaft - weder um seinetwegen, noch seiner Nachkommen wegen -, jemand anderem lehnbar sei denn IHR allein". (8). Karl der Große bestätigte das Übereinkommen.
Mirat empfing durch den Bischof von Puy die Taufe und nahm den Namen 'Lorda' an, der zu 'Lorde' und dann zu LOURDES wurde. (9). So nahm die Jungfrau mehr als tausend Jahre vor ihrem Erscheinen das bevorzugte Land in Besitz und machte es zu ihrem Eigentum, zu ihrem Fürstentum. Die Grafschaft von Lourdes wurde so durch den Willen seines eigentlichen Besitzers und das Abkommen des Königs von Frankreich zum Lehen Unserer Lieben Frau von Puy. In dieser Weise spielte Karl der Große eine Rolle bei der Begründung der Geschichte von Lourdes.
Überrascht es, daß Maria schon damals ihren eigenen Bereich gewählt haben sollte, um in ihn herunterzusteigen und von dort Frankreich und die ganze Welt mit all ihren Gnadenerweisen und mit ihrem Segen zu überfluten!
Karl der Große hatte seinen Ruhm und sein Heil unter den Schutz Unserer Lieben Frau gestellt, deren Bild er an einer goldenen Kette immer um den Hals trug. Ihrer mächtigen Fürsprache schrieb er den Erfolg all seiner Unternehmungen zu. Daher wollte er den zukünftigen Generationen ein leuchtends Zeugnis seiner Frömmigkeit und seiner Dankbarkeit Maria gegenüber überlassen: die Basilika von Aachen. "Er scheute keine Kosten, um dieses Gebäude zu einem der schönsten des Universums zu machen, Gold, Marmor, Porphyr wurden im Überfluß verwendet, die kostbarsten Reliquien aus Palästina wurden dort eingeschlossen, und damit es der Erhabenheit dieses Monumentes an nichts fehle, lud der Kaiser Papst Leo VII ein, damit er die Weihe der Kirche vornehme. Mit Freuden willfahrte der Papst dem Wunsche Karls. Er vollzog die Weihezeremonie mit einer außergewöhnlichen Herrlichkeit und in Anwesenheit von mehr als dreihundert Bischöfen und Erzbischöfen, Kardinälen und Edelmännern des Imperiums. In dieser Basilika, die er Maria geweiht hatte, wollte er auch "zum König der Römer gekrönt werden, um damit zu zeigen, daß er Zepter und Krone durch die Hände Mariens hielt. Man glaubt allgemein, daß sich der Brauch, die römischen Könige in der Kapelle und vor dem Altar des Allerheiligsten zu weihen, wie es auch sonst geschah, vom Vorbild, das Karl der Große gegeben, herrührt." (10).
Eginhard, der große, zeitgenössische Geschichtsschreiber und Minister des Kaisers fügt hinzu: "Morgens und abends begab er sich in die Basilika, um den öffentlichen Gebeten beizuwohnen; soweit seine Gesundheit es erlaubte, ging er sogar zu den nächtlichen Offizien und zur Stunde des heiligen Opfers. Er wachte darüber, daß die Zermonien mit großer Ehrfurcht durchgeführt wurden und ermahnte die Wächter ununterbrochen, nicht zuzulassen, daß vor der Heiligen Jungfrau Ungehöriges oder Unehrerbietiges getan werde." (10).
Die Verehrung, die er der Heiligen Jungfrau entgegenbrachte, belebte in ihm gleichermaßen die Verehrung des Heiligen Geistes; zu Ehren der dritten Person der Heiligsten Dreifaltigkeit verfaßte er den bewunderungswürdigen Anruf an das göttliche Licht, das "VENI CREATOR SPIRITUS". (11) Sein Anruf wurde gehört. Die herrlichen Kapitularien des Kaisers, in welchen er entschied, daß alle Gesetze der Kirche Gesetze seines Reiches seien, sind der leuchtende Beweis dafür. Der zu Lebzeiten so große Kaiser, war vor dem Tode nicht weniger groß. Im Vertrauen auf die himmlische Königin, der er so treu gedient hatte, wollte er mit einer Marienstatue auf der Brust im Aachener Dom, den er zu Ehren seiner göttlichen Beschützerin erbaut hatte, begraben werden.
Sein Sohn Ludwig der Fromme, sowie alle anderen seiner Kinder, denen der Kaiser die Liebe zu Maria einprägte, blieb ein treuer Marienverehrer. Immer trug er ein Bildnis der Jungfrau bei sich, und sogar während der Jagd zog er sich zurück, um knieend vor diesem Bildnis zu beten.
"816 gab er eine Verordnung heraus, mit der er den Grafen Beggon autorisierte, das Kloster Saint-Maur des Fossés, in dem sich die Kapelle "Unserer Lieben Frau der Wunder" (N.-D. des Miracles) befand, wiederherzustellen. Die Überlieferung besagt, daß diese marianische Gebetsstätte, wie auch die von Einsiedeln, durch Unseren Herrn selbst eingeweiht wurde. Ludwig (der Fromme) bewilligte unserer Lieben Frau von Cambrai und den davon abhängigen Territorien die Steuerfreiheit und gab für die Beleuchtung (der Kirche) alle Mittel, die ihr der Fiskus durch Steuern entzogen hatte. (12)
Karl der Kahle setzte diesen Brauch fort: Unserer Lieben Frau von Chartres machte er den Schleier der allerheiligsten Jungfrau zum Geschenk; diesen hatte die Kaiserin Irene von Konstantinopel Karl dem Großen übersandt.
"Er ging gerne zur Altarstätte Unserer Lieben Frau von Marillais, in der Diözese von Angers, um dort zu beten. Der Kirche Unserer Lieben Frau von 'La Daurade' zu Toulouse schenkte er Privilegien und Reichtümer. Ihm schreibt man den Bau der Altarstätte Unserer Lieben Frau von Bethlehem mit ihrem achteckigen Glockenturm zu Ferrières zu. Dieser Turm stürzte 1739 ein. Am 6. Mai 877 weihte er unserer Lieben Frau von Karlopol die Abtei Unserer Lieben Frau von Saint Corneille. Durch seine zahlreichen Schenkungen und die Rückgabe der Güter, die durch erzbischöfliche Erhebung konfisziert worden waren, trug er zur Erbauung der Kathedrale von Reims bei. In seiner Gegenwart wurde die neue Kirche am 19. Oktober 852 von Erzbischof Hincmar eingeweiht. Die Namen der beiden Wohltäter wurden in den Hauptaltar eingemeißelt, der 1746 zerstört wurde. Hincmar war ein großer Marienverehrer. Daher schrieb man ihm das Epitaph zu. Sis pia, cultori, sancta maria, tuo. "Heilige Maria, sei Deinem Verehrer gnädig". Ludwig der Stammler läßt sich in der von seinem Vater erbauten Kirche zu Compiègne begraben. (13)
Nach der Absetzung Karls des Starken flüchtete seine Gemahlin, die hl. Richarda - eine Verwandte der hl. Ottilia -, ins Elsaß und gründete dort zu Ehren der Muttergottes das Benediktiner-Kloster von Andlau-au-Val sowie eine Kirche. "Ein altes Breviarum aus Straßburg berichtet, daß die Blinden, die zu ihrem Grab kommen, sehend, die Gelähmten gehend werden, daß die Paralytiker geheilt und die Besessenen befreit werden, und daß alle möglichen Kranken Linderung erlangen."
Seit dem Tode Karls des Großen häuften sich die Einfälle der Normannen. Diese Barbaren zerstörten auf ihren Streifzügen alles. Sie plünderten, brandschatzten, verübten Gewalt und mordeten. Nirgends mehr war die Bevölkerung sicher. Aber Maria brachte ihrem Volke wieder einmal Hilfe:
885 während der Belagerung von Paris, befand sich der Bischof Gauzelin in den Befestigungen. Hilflos stand er der unerhörten Grausamkeit der Barbaren gegenüber. Da erhob er seine Hände zu Maria, zur Hilfe der Christen, und verrichtete unter Tränen folgendes Gebet: "Erhabene Mutter des Erlösers und des Heils der Welt, leuchtender Stern des Meeres, der mit seinem Licht alle übrigen überstrahlt, gnädig erhöre das flehende Gebet Deines Dieners!". Da er sein Gebet beendet hatte, nahm er einen Bogen und schoß einen Pfeil auf den Anführer der Normannen, der in den Staub stürzte. Die Normannen waren durch den Tod ihres Führers entsetzt und flohen. Paris war gerettet. (14). Zu dieser Zeit wurde die ganze Stadt Maria geweiht.
Einige Jahre später - 911 -, belagerte Rollon, der Führer der Piraten, Chartres. Der Bischof appellierte an Robert, Herzog von Frankreich, dessen Vater sich im Kampf gegen die Angreifer einen Namen gemacht hatte, an Richard, Herzog von Burgund und an Eble, Graf von Poitiers, die seiner Aufforderung Folge leisteten. Am Samstag, den 20. Juli am Tag der heiligen Jungfrau -, nahm der fromme Bischof, nachdem er insbrünstig und vertrauensvoll zu Unserer Lieben Frau gebetet hatte, den Schleier der heiligen Jungfrau aus dem Tresor der Kathedrale, und trug ihn an der Spitze der Truppen, die sich auf die Belagerer stürzten. Als die Normannen diese Standarte sahen, wurden sie von der Panik ergriffen; im Kampf verloren sie 1800 ihrer Soldaten und wurden in die Flucht geschlagen. Maria hatte die Stadt gerettet. Aber sie tat noch mehr. Rollon, der den Grund seiner Niederlage kannte und von ihm tief beeindruckt war, zog sich nach Rouen zurück, wo er das Heil fand. Der König Karl der Einfältige trug dem Erzbischof von Rouen auf, Rollon die Konversion vorzuschlagen, mit der er ihm die Provinz, die sich vom Ozean bis zu den Antillen ersteckte, sowie die Hand seiner Tochter, geben wollte. Rollon nahm an und empfing die Taufe. Durch Maria haben Rollon und die Normannen den Weg zu Jesus Christus gefunden. Ein neues Volk begab sich in den Schoß der Kirche, die Einbrüche der Piraten hörten auf und Frankreich erlangte Frieden und Sicherheit wieder. (15)
Einmal bekehrt, erkannten die Normannen Maria als ihre Königin an und bezeigten ihr eine rührende Treue und Hingabe. Zu Ehren derjenigen, die Rollon "Meine Herrin, heilige Maria" nannte, wiedererbaute er die Kirche von Rouen, in der er begraben werden wollte. Er bereicherte Unsere Liebe Frau von Bayeux und beschenkte Notre-Dame von Evreux.
auf ihren abenteuerlichen Streifzügen gaben sich die Normannen als Ritter Mariens aus und übereigneten ihr einen großen Teil ihrer Beute. Nach ihrem Sieg über die Sarazenen schickten Trankred und Robert Guiscard dem Bischof von Coutances, Geoffroy de Maubray, genügend Geld, um die Kathedrale Sainte Marie zu erbauen, von der Vauban sagte: "Wer ist der himmlische Dummkopf, der dieses Wunder in die Welt gesetzt hat?" (16).
Im Verlauf der heldnehaften Kämpfe ließ Maria einen neuen Zweig des französischen Königsgeschlechtes, nämlich den Roberts des Starken und der Herzöge von Frankreich hervortreten, und bereitete sie auf die Thronbesteigung vor. Von da an übernehmen die Kapetinger die volle Entfaltung der Marienverehrung in Frankreich.
Der karolingische Zweig, der ausstarb, stand dem merowingischen bezüglich der Heiligkeit in nichts nach. Das Heiligenleben von Mgr. Paul Guérin und der Bollandisten erwähnt etwa vierzig Heilige, die der Familie Karls des Großen angehören.
(1) Bathild Bouniol: "La France Héroique", zitiert von Abbé Périgaud in: "Le Baptême de la France", S. 361/362.
(2) P. Ubald: "Les trois Frances", S .477/478.
(3) Recueil des Hist. des Gaules et de la France: III, 316 E (Annales du Moine de St-Gal); 318. c (Chronique de St Benigne); 701 (Annales des Francs de l'abbé du Four, etc. Hamon (IV, 188) versichert, daß diese Schlacht am 8. Sept. stattgefunden habe, wodurch die Berühmtheit des Festes Mariae Geburt zusätzlich gefördert worden sei; andere Autoren behaupten hingegen, die Schlacht sei am 8. Oktober geschlagen worden.)
(4) Zum Gedenken des Sieges von Avignon läßt sein jüngerer Sohn, Karl der Große, das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Rochefort erbauen und restauriert die Basilika Unserer Lieben Frau des Doms, die, wie die Überlieferung berichtet, bei einer Erscheinung Unseres Herrn von Ihm selbst geweiht wurde. Diese wunderbare Weihe ist durch zwei päpstliche Bullen bestätigt: durch die Johannes XXII im Jahre 1316 und die Sixtus' IV vom 21. Nov. 1475.
(Vgl. Hamon: op. cit. VII, 5 u. 6. - Féron-Vrau. "Dieu et la France", p. 71, "Die wunderbare Weihe von N.-D. des Doms", sonderbare Erinnerung, veröffentlicht zu Marseille im Jahre 1862, von Marius Olive, 5. Aufl. - Bories: "La Royale couronne des Rois d'Arles", Dom Mège. "la Sainte Montagne de N.-D. des Grâces de Rochefort", Hamon. op. cit. VII, S. 101.)
(5) M. Guillier Turgis: "Marie, Reine de France", S. 150
(6) Bezüglich aller hier angeführten Einzelheiten vgl. Hamon: "Histoire du culte de la Sainte Vierge en France", in 7 Bänden, sowie M. Guillier Turgis: "Marie Reine de France".
(7) P. Parrau de Lorde: "Un miracle avant la lettre au pays des miracles". Dieser auf das Archiv des Hauses von Lorde gestützte Artikel wurde am 3. Juli 1933 in 'Express du Midi' veröffentlicht.
(8) Louis Guérin: "Lourdes", Paris 1930, S. 8.
(9) R.P. Huguet, Mariste: "Trésor historique des Enfants de Marie", Bd. II, S. 55.
(10) Eginhard: "Vie de Charlemagne", Kap. XXVI, zitiert von Dom Bouquet in: "Recueil des Historiens des Gaules et de la France", Bd. V, S. 99C; vgl. des weiteren die selbe Sammlung in: "Les grandes chroniques de Saint-Denis", (Buch III, Kap. I u. Buch IV, Kap. II, Bd. V, S. 264 u. 285)
(11) Abbé Dessailly: "Le grand Testament de Saint-Rémi", S. 109.
(12) Abbé Buron: "Marie et la Maison de France". Revue des Prêtres de Marie, Reine des Coeurs, Dezember 1938. - hersgeg. Saint-Laurent-sur-Sèvre (Vendée).
(13) Bezüglich dieser Tatsachen, vgl. Dom Bouquet, "Recueil des Historiens des Gaules et de la France", Bd. VII, p. 80 A und 274 B. Bd. VIII, p. 80 A.)
(14) Vgl. den zeitgenössischen Dichter Abbon - Chant I, Vers 328; ebenso Hamon - op. cit. I, pp. 14-16.
(15) Alle nachstehenden Hinweise sind entnommen aus "Recueil des Historiens des Gaules et de la France". Das Wunder von Chartres wird von folgenden Geschichtsschreibern ausführlich berichtet:
"Historia Normannorum" ex Willemi Gemeticensis Monachi VIII, 256D, "Ex alio fragmento historiae franciae", id. p. 302C; "Brevi chronico S. Martini turonensi", id. 316D; "Chronique de Hugue moine de fleury sur les Rois modernes des Francs", id., pp. 318A et 322A; "Histoire d'Ordéric Vitral, Moine de Saint Evroul", tome IX, p. 10B; "Ex chronic. Rotomag", id. p. 87D; "Ex chronic. S. Florentii in Prob. novae Hist. Britanniae", id. 87D.
Die folgenden Geschichtsschreiber berichten nur über die Taufe Rollons und über seine Heirat Gisle's, der Tochter Karls des Einfältigen: "Ex chron. Roberti Abbatis S. Michaelis, edito ab Acherio ad Calcem; Operum Guibert Abbatis Novigenti - id. p. 87E; "Ex chronico Fiscanensi", d'après Labbe - id. 87E, etc.
(16) Vgl. Mgr. Ricard, "La Mission de la France", p. 150.
Immer ist Maria siegreich geblieben über die Häresien, und man kann ohne Furcht hierin zu irren behaupten, daß keine - wie auch immer geartete Häresie - je ohne das Eingreifen Mariens überwunden wurde.
Einmal hat die allerseligste Jungfrau Frankreich und seinen König Chlodwig bereits hervortreten lassen, um bei Vouillé die Häresie zu zerbrechen und die Kirche zu retten.
Zweieinhalb Jahrhunderte später rücken allerorts die islamischen Horden gleich einem zerstörerischen Sturzbach vor und scheinen Europa überschwemmen zu wollen. Sie kampieren bereits in der Ebene von Poitiers, wo sie - ihres Sieges sicher - in ihrem Lager sich zuchtloser Festivitäten hingeben.
Sie rechnen nicht mit Maria: die Königin des Himmels - um die schwerstens bedrohte christliche Kultur zu retten - , beruft erneut den königlichen Stamm der Franken, und läßt Karl Martel hervortreten, um die "Taten Gottes" fortzuführen. Die christlichen Soldaten - weit davon entfernt, die Ausschweifungen der mohammedanischen Saktierer nachzuahmen, bereiten sich nach dem Vorbild ihrer Führer in edler Manier auf den Kampf vor. Bouniol beschreibt das christliche Lager folgendermaßen: "Dort war kein ausgelassener Gesang, keine überschwengliche Musik zu hören und es wurde nicht gefeiert; es herrschte ernsthafte Stille und eine Ruhe, die etwas Außergewöhnliches an sich hatte. Die Soldaten, die ernsthaften Gedanken nachhingen, sprachen wenig miteinander; eine große Anzahl von ihnen drängte sich um ein Zelt, darüber das Kreuz aufgestellt war. Dort befanden sich die Priester. An verschiedenen Plätzen waren die Krieger damit beschäftigt, Altäre aufzustellen und zu schmücken. Und lange bevor die Sonne die ersten Strahlen über den neuen Tag aussandte, feierten die Bischöfe und die Priester an diesen Altären die Messe, während sich die Menge der Soldaten niederkniete, um das Brot der Starken, die Heilige Eucharistie, zu empfangen.
Karl Martel und seine Knechte machten den Anfang. Tief andächtig kommunizierten sie nacheinander. Der Sohn Pippins erstarkte mit seiner Sendung und angesichts der übergroßen Gefahr. Sofort nach dem Empfang der hl. Kommunion war er gewiß, daß er nicht mehr alleine war, sondern daß er in seinem Herzen den lebendigen Gott trug. Indem er sich erhob, fühlte er in sich eine neue unerhörte, übermenschliche Kraft und sein erhabenes Vertrauen, seine unbezähmbare Kraft verrieten sich im Glanz seines Blickes.
Angesichts dieser Flamme, die von seinen Augen ausging und der heiligen Kühnheit, die von seinem Gesicht erstrahlte, breitete sich unter seinen Knechten ein Beben aus, sodaß alle unwillkürlich in die Hände klatschten und ihm zujubelten: "Es lebe der gütige Karl! Ehre und Sieg dem Oberhaupte Frankreichs! Es lebe der Herr! Es lebe sein Christus! sprach der Held, denn durch Ihn allein sind wir siegreich!" (1).
Karl Martel stürzt dann mit der ganzen fränkischen Wut auf die Sarazenen; auf den Feldern von Poitiers schlägt und zermalmt er sie wie mit einem Hammer. (2).
Wieder einmal hatte Maria mit ihrem jungfräulichen Fuß über die Häresie triumphiert und der königliche Stamm der Franken war dabei das Werkzeug, mit dem die teuflische Schlange zermalmt wrude. Der Sieg wurde an einem Samstag, am Tag der allerseligsten Jungfrau, errungen. (3).
Karl Martel schrieb den Sieg von Poitiers Maria zu. Ein Jahr zuvor hatte ihm die Jungfrau anläßlich der Belagerung von Avignon schon einmal den Sieg geschenkt. Bei Tagesanbruch ließ Karl in seinem Zelt das heilige Meßopfer feiern und empfing die heilige Kommunion. An der Spitze seiner Truppen schlug er anschließend den Feind in die Flucht und bemächtigte sich der Stadt. Um Gott und Maria zu danken, ließ er am gleichen Ort, wo die Schlacht beendet worden war, nochmals das Meßopfer feiern. (4).
Maria segnete die Nachkommen von Karl Martel in besonderer Weise: sein Sohn, Pippin der Kleine, bestieg den Thron. Er legt großen Wert darauf, seine Krone unter den Schutz der Himmelskönigin zu stellen und wünschte, daß seine Weihe nur in einer der Jungfrau geweihten Kirche vollzogen werde. Der Papst kommt, um den für die Regierung würdigsten Prinzen zu weihen. Aus Dankbarkeit kommt er dem Papst zu Hilfe. Mit Seiner Armee dient er der Kirche als Schutzwall, und sein Schwert sichert ihr Sieg und Freiheit. Er begründet den zeitlichen Besitz des Heiligen Stuhls, das alleinige und wirkliche Unterpfand seiner Unabhängigkeit.
Es dauerte indes nicht lange, bis sich der marianische Schutz kund tat: eines Tages verirrte sich der auf der Jagd befindliche König in der Tiefe des Waldes von Tarentaise am Fuß eines Gletschers. Während er verzeifelt nach dem Weg suchte, ertönte plötzlich der helle Klang eines Glöckchens. Dies war die Rettung. Das Läuten führte ihn des Weges zu einer Einsiedelei, die einfache Gebetsstätte ist Maria geweiht. Dankbar und inbrünstig betet er zu Füßen der ländlichen Madonna und legt dort seinen goldbestickten und mit Edelsteinen besetzten Hut nieder. (5).
In seine Residenz zurückgekehrt, läßt er die kleine Kapelle erbauen, die seither zum Wallfahrtsort Unserer Lieben Frau von Vernettes bei Pésey wurde. (6).
Im Jahre 756 hatte er N.-D. de la Chausse in Valenciennes gegründet. Ihm ist auch die Gründung der Abtei von Ste Marie de Sorèze zu verdanken, die im 17. Jhdt. berühmt wurde, als Ludwig XIV eine Offiziersschule dort einrichtete.
Maria schenkte Pippin einen Sohn, der so groß war, daß "die Erhabenheit in seinen Namen eindrang: Karl der Große (Charlemagne)". Von frühester Kindheit an pflegte Karl eine tiefe Andacht zur Jungfrau. Auch hörte er in der langen Periode seiner Regierung nicht auf, die Verehrung der himmlischen Königin in seinen Staaten zu entfalten. Er begnügte sich nicht mit dem Besuch der wichigsten Wallfahrtsorte der Jungfrau wie Chartres, Rocamadour, den er zusammen mit Rolland besuchte, Le Puy, das er zu einem der drei Orte machte, wo die Gläubigen den Peterspfennig spenden konnten. Unserer Lieben Frau von Moutiers machte er wichtige Schenkungen und unserer Lieben Frau von Condat zu Livorno übergab er eine Dorne der Heiligen Krone. Er restaurierte N.-D. des Doms, erbaut duch die hl. Martha, wohin der hl. Dionysius und der hl. Remigius zu pilgern pflegten. Gleichfalls erbaute er die Stätte Unserer Lieben Frau von Alyscamps in Arles wieder, die der hl. Trophimus gegründet und der "Jungfrau, die noch lebt" geweiht hatte, die jedoch von den Sarazenen zerstört worden war. Die Anzahl von Kirchen und Abteien, die er unter dem Schutz Mariens gründete ist so groß, daß in jeder unserer Provinzen mehrere zu finden sind. Zu nennen sind besonders N.-D. von Ligueux zwischen Périgueux und Brantôme, N.D. von Montuzet nahe Blaye, die Abtei von N.-D. la Fleurie in Figeac, die von Camon bei Pirepoix, N.-D. von Piétat in St. Savin de Lavedan bei Argèles und andere.
Seine Armeen dienten nur dazu, den Glauben zu verbreiten und die Heiden zu besiegen. Er stellte die Armee unter den Schutz Mariens und setzte ihr Bildnis auf seine Standarten. In den Kampf gegen die Sarazenen ziehend, gründete er das Kloster von N.-D. von Trémolat, dem er das "Heilige Hemd des Jesus-Kindes", das die Heilige Jungfrau selbst angefertigt hatte, schenkt. Als er während dieses Krieges bei Foix lagerte und "eines Nachts eine strahlende Helligkeit und eine in ihrer Schönheit erstrahlende Frau" sah, ließ er dort die Kapelle von N.-D. von Sabart erbauen.
Siegreich über die Sarazenen, erbaute er am gleichen Ort seiner Siege N.-D. von Montgauzy nahe Foix, und N.-D. de Grâce nahe Nîmes, wo man seither für die für die Kirche und Frankreich gefallenen Soldaten betet. (7).
In diesem Moment ergibt sich eine Tatsache, die bedeutsam ist für die Entfaltung der Zärtlichkeit Mariens Frankreich gegenüber, durch Frankreich der Welt gegenüber, wie auch für die zukünftige Verehrung Mariens in unserem Land: 778 wird Karl der Große entlang der Pyrenäen durch eine Burg aufgehalten, die vom sarazenischen Prinzen Mirat besetzt ist. Von der Einnahme dieses strategischen Punktes hängt die Evangelisation der ganzen Umgegend ab. Mirat hält jedoch monatelang allen Angriffen stand. Alle Aufforderunegen, sich zu ergeben, alle Vorschläge, Graf und Ritter Karls zu werden und das Anerbieten, er solle allen Besitz behalten, wenn er sich taufen ließe, schlägt er mit der stolzen Antwort aus:
"Ich kenne kein sterbliches Wesen über mir und ziehe den Tod der Schande der Kapitulation vor".
Entmutigt gedachte Karl der Große, die Belagerung aufzuheben, als sein Feldgeistlicher, der Bischof von Puy in glühendem Gebet zu Unserer Lieben Frau von Puy flehte. Die Erhörung seiner Gebete ließ nicht lange auf sich warten, denn die Jungfrau girff ein "in einer Weise, in der die Ehre und der Vorteil des Sieges ihr allein vorbehalten blieb: ein riesiger Adler hatte vor der Burg einen übergroßen Fisch niedergelegt; Mirat über das Wunder in höchstes Erstaunen versetzt, ließ ihn durch seinen Diener Karl mit den Worten überbringen. "Mein Herr läßt Dir sagen, daß er (selbst nach der langen Belagerung) keine Hungersnot fürchte; sein Fischteich enthalte viel bessere Fische, deswegen schenkt er dir diesen". Daraufhin erbat sich der Bischof von Puy die Erlaubnis, als Parlamentarier auf die Zitadelle steigen zu dürfen. "Als er Mirat gegenüberstand, sagte er zu ihm: da du dich Karl dem Großen, dem größten aller Prinzen, nicht ergeben willst, da es dir nicht gefällt, ihn als Lehnsherrn zu haben, so anerkenne wenigstens als Herrin die erhabenste alle Frauen, welche es je gab, unsere Liebe Frau von Puy, die Mutter Gottes. Ich bin ihr Diener, sei Du ihr Ritter". "Ohne Zögern erklärte Mirat, daß er unter einer Bedingung bereit sei, die Waffen vor dem Diener Unserer Lieben Frau niederzulegen und die Taufe zu empfangen. daß seine Grafschaft - weder um seinetwegen, noch seiner Nachkommen wegen -, jemand anderem lehnbar sei denn IHR allein". (8). Karl der Große bestätigte das Übereinkommen.
Mirat empfing durch den Bischof von Puy die Taufe und nahm den Namen 'Lorda' an, der zu 'Lorde' und dann zu LOURDES wurde. (9). So nahm die Jungfrau mehr als tausend Jahre vor ihrem Erscheinen das bevorzugte Land in Besitz und machte es zu ihrem Eigentum, zu ihrem Fürstentum. Die Grafschaft von Lourdes wurde so durch den Willen seines eigentlichen Besitzers und das Abkommen des Königs von Frankreich zum Lehen Unserer Lieben Frau von Puy. In dieser Weise spielte Karl der Große eine Rolle bei der Begründung der Geschichte von Lourdes.
Überrascht es, daß Maria schon damals ihren eigenen Bereich gewählt haben sollte, um in ihn herunterzusteigen und von dort Frankreich und die ganze Welt mit all ihren Gnadenerweisen und mit ihrem Segen zu überfluten!
Karl der Große hatte seinen Ruhm und sein Heil unter den Schutz Unserer Lieben Frau gestellt, deren Bild er an einer goldenen Kette immer um den Hals trug. Ihrer mächtigen Fürsprache schrieb er den Erfolg all seiner Unternehmungen zu. Daher wollte er den zukünftigen Generationen ein leuchtends Zeugnis seiner Frömmigkeit und seiner Dankbarkeit Maria gegenüber überlassen: die Basilika von Aachen. "Er scheute keine Kosten, um dieses Gebäude zu einem der schönsten des Universums zu machen, Gold, Marmor, Porphyr wurden im Überfluß verwendet, die kostbarsten Reliquien aus Palästina wurden dort eingeschlossen, und damit es der Erhabenheit dieses Monumentes an nichts fehle, lud der Kaiser Papst Leo VII ein, damit er die Weihe der Kirche vornehme. Mit Freuden willfahrte der Papst dem Wunsche Karls. Er vollzog die Weihezeremonie mit einer außergewöhnlichen Herrlichkeit und in Anwesenheit von mehr als dreihundert Bischöfen und Erzbischöfen, Kardinälen und Edelmännern des Imperiums. In dieser Basilika, die er Maria geweiht hatte, wollte er auch "zum König der Römer gekrönt werden, um damit zu zeigen, daß er Zepter und Krone durch die Hände Mariens hielt. Man glaubt allgemein, daß sich der Brauch, die römischen Könige in der Kapelle und vor dem Altar des Allerheiligsten zu weihen, wie es auch sonst geschah, vom Vorbild, das Karl der Große gegeben, herrührt." (10).
Eginhard, der große, zeitgenössische Geschichtsschreiber und Minister des Kaisers fügt hinzu: "Morgens und abends begab er sich in die Basilika, um den öffentlichen Gebeten beizuwohnen; soweit seine Gesundheit es erlaubte, ging er sogar zu den nächtlichen Offizien und zur Stunde des heiligen Opfers. Er wachte darüber, daß die Zermonien mit großer Ehrfurcht durchgeführt wurden und ermahnte die Wächter ununterbrochen, nicht zuzulassen, daß vor der Heiligen Jungfrau Ungehöriges oder Unehrerbietiges getan werde." (10).
Die Verehrung, die er der Heiligen Jungfrau entgegenbrachte, belebte in ihm gleichermaßen die Verehrung des Heiligen Geistes; zu Ehren der dritten Person der Heiligsten Dreifaltigkeit verfaßte er den bewunderungswürdigen Anruf an das göttliche Licht, das "VENI CREATOR SPIRITUS". (11) Sein Anruf wurde gehört. Die herrlichen Kapitularien des Kaisers, in welchen er entschied, daß alle Gesetze der Kirche Gesetze seines Reiches seien, sind der leuchtende Beweis dafür. Der zu Lebzeiten so große Kaiser, war vor dem Tode nicht weniger groß. Im Vertrauen auf die himmlische Königin, der er so treu gedient hatte, wollte er mit einer Marienstatue auf der Brust im Aachener Dom, den er zu Ehren seiner göttlichen Beschützerin erbaut hatte, begraben werden.
Sein Sohn Ludwig der Fromme, sowie alle anderen seiner Kinder, denen der Kaiser die Liebe zu Maria einprägte, blieb ein treuer Marienverehrer. Immer trug er ein Bildnis der Jungfrau bei sich, und sogar während der Jagd zog er sich zurück, um knieend vor diesem Bildnis zu beten.
"816 gab er eine Verordnung heraus, mit der er den Grafen Beggon autorisierte, das Kloster Saint-Maur des Fossés, in dem sich die Kapelle "Unserer Lieben Frau der Wunder" (N.-D. des Miracles) befand, wiederherzustellen. Die Überlieferung besagt, daß diese marianische Gebetsstätte, wie auch die von Einsiedeln, durch Unseren Herrn selbst eingeweiht wurde. Ludwig (der Fromme) bewilligte unserer Lieben Frau von Cambrai und den davon abhängigen Territorien die Steuerfreiheit und gab für die Beleuchtung (der Kirche) alle Mittel, die ihr der Fiskus durch Steuern entzogen hatte. (12)
Karl der Kahle setzte diesen Brauch fort: Unserer Lieben Frau von Chartres machte er den Schleier der allerheiligsten Jungfrau zum Geschenk; diesen hatte die Kaiserin Irene von Konstantinopel Karl dem Großen übersandt.
"Er ging gerne zur Altarstätte Unserer Lieben Frau von Marillais, in der Diözese von Angers, um dort zu beten. Der Kirche Unserer Lieben Frau von 'La Daurade' zu Toulouse schenkte er Privilegien und Reichtümer. Ihm schreibt man den Bau der Altarstätte Unserer Lieben Frau von Bethlehem mit ihrem achteckigen Glockenturm zu Ferrières zu. Dieser Turm stürzte 1739 ein. Am 6. Mai 877 weihte er unserer Lieben Frau von Karlopol die Abtei Unserer Lieben Frau von Saint Corneille. Durch seine zahlreichen Schenkungen und die Rückgabe der Güter, die durch erzbischöfliche Erhebung konfisziert worden waren, trug er zur Erbauung der Kathedrale von Reims bei. In seiner Gegenwart wurde die neue Kirche am 19. Oktober 852 von Erzbischof Hincmar eingeweiht. Die Namen der beiden Wohltäter wurden in den Hauptaltar eingemeißelt, der 1746 zerstört wurde. Hincmar war ein großer Marienverehrer. Daher schrieb man ihm das Epitaph zu. Sis pia, cultori, sancta maria, tuo. "Heilige Maria, sei Deinem Verehrer gnädig". Ludwig der Stammler läßt sich in der von seinem Vater erbauten Kirche zu Compiègne begraben. (13)
Nach der Absetzung Karls des Starken flüchtete seine Gemahlin, die hl. Richarda - eine Verwandte der hl. Ottilia -, ins Elsaß und gründete dort zu Ehren der Muttergottes das Benediktiner-Kloster von Andlau-au-Val sowie eine Kirche. "Ein altes Breviarum aus Straßburg berichtet, daß die Blinden, die zu ihrem Grab kommen, sehend, die Gelähmten gehend werden, daß die Paralytiker geheilt und die Besessenen befreit werden, und daß alle möglichen Kranken Linderung erlangen."
Seit dem Tode Karls des Großen häuften sich die Einfälle der Normannen. Diese Barbaren zerstörten auf ihren Streifzügen alles. Sie plünderten, brandschatzten, verübten Gewalt und mordeten. Nirgends mehr war die Bevölkerung sicher. Aber Maria brachte ihrem Volke wieder einmal Hilfe:
885 während der Belagerung von Paris, befand sich der Bischof Gauzelin in den Befestigungen. Hilflos stand er der unerhörten Grausamkeit der Barbaren gegenüber. Da erhob er seine Hände zu Maria, zur Hilfe der Christen, und verrichtete unter Tränen folgendes Gebet: "Erhabene Mutter des Erlösers und des Heils der Welt, leuchtender Stern des Meeres, der mit seinem Licht alle übrigen überstrahlt, gnädig erhöre das flehende Gebet Deines Dieners!". Da er sein Gebet beendet hatte, nahm er einen Bogen und schoß einen Pfeil auf den Anführer der Normannen, der in den Staub stürzte. Die Normannen waren durch den Tod ihres Führers entsetzt und flohen. Paris war gerettet. (14). Zu dieser Zeit wurde die ganze Stadt Maria geweiht.
Einige Jahre später - 911 -, belagerte Rollon, der Führer der Piraten, Chartres. Der Bischof appellierte an Robert, Herzog von Frankreich, dessen Vater sich im Kampf gegen die Angreifer einen Namen gemacht hatte, an Richard, Herzog von Burgund und an Eble, Graf von Poitiers, die seiner Aufforderung Folge leisteten. Am Samstag, den 20. Juli am Tag der heiligen Jungfrau -, nahm der fromme Bischof, nachdem er insbrünstig und vertrauensvoll zu Unserer Lieben Frau gebetet hatte, den Schleier der heiligen Jungfrau aus dem Tresor der Kathedrale, und trug ihn an der Spitze der Truppen, die sich auf die Belagerer stürzten. Als die Normannen diese Standarte sahen, wurden sie von der Panik ergriffen; im Kampf verloren sie 1800 ihrer Soldaten und wurden in die Flucht geschlagen. Maria hatte die Stadt gerettet. Aber sie tat noch mehr. Rollon, der den Grund seiner Niederlage kannte und von ihm tief beeindruckt war, zog sich nach Rouen zurück, wo er das Heil fand. Der König Karl der Einfältige trug dem Erzbischof von Rouen auf, Rollon die Konversion vorzuschlagen, mit der er ihm die Provinz, die sich vom Ozean bis zu den Antillen ersteckte, sowie die Hand seiner Tochter, geben wollte. Rollon nahm an und empfing die Taufe. Durch Maria haben Rollon und die Normannen den Weg zu Jesus Christus gefunden. Ein neues Volk begab sich in den Schoß der Kirche, die Einbrüche der Piraten hörten auf und Frankreich erlangte Frieden und Sicherheit wieder. (15)
Einmal bekehrt, erkannten die Normannen Maria als ihre Königin an und bezeigten ihr eine rührende Treue und Hingabe. Zu Ehren derjenigen, die Rollon "Meine Herrin, heilige Maria" nannte, wiedererbaute er die Kirche von Rouen, in der er begraben werden wollte. Er bereicherte Unsere Liebe Frau von Bayeux und beschenkte Notre-Dame von Evreux.
auf ihren abenteuerlichen Streifzügen gaben sich die Normannen als Ritter Mariens aus und übereigneten ihr einen großen Teil ihrer Beute. Nach ihrem Sieg über die Sarazenen schickten Trankred und Robert Guiscard dem Bischof von Coutances, Geoffroy de Maubray, genügend Geld, um die Kathedrale Sainte Marie zu erbauen, von der Vauban sagte: "Wer ist der himmlische Dummkopf, der dieses Wunder in die Welt gesetzt hat?" (16).
Im Verlauf der heldnehaften Kämpfe ließ Maria einen neuen Zweig des französischen Königsgeschlechtes, nämlich den Roberts des Starken und der Herzöge von Frankreich hervortreten, und bereitete sie auf die Thronbesteigung vor. Von da an übernehmen die Kapetinger die volle Entfaltung der Marienverehrung in Frankreich.
Der karolingische Zweig, der ausstarb, stand dem merowingischen bezüglich der Heiligkeit in nichts nach. Das Heiligenleben von Mgr. Paul Guérin und der Bollandisten erwähnt etwa vierzig Heilige, die der Familie Karls des Großen angehören.
(1) Bathild Bouniol: "La France Héroique", zitiert von Abbé Périgaud in: "Le Baptême de la France", S. 361/362.
(2) P. Ubald: "Les trois Frances", S .477/478.
(3) Recueil des Hist. des Gaules et de la France: III, 316 E (Annales du Moine de St-Gal); 318. c (Chronique de St Benigne); 701 (Annales des Francs de l'abbé du Four, etc. Hamon (IV, 188) versichert, daß diese Schlacht am 8. Sept. stattgefunden habe, wodurch die Berühmtheit des Festes Mariae Geburt zusätzlich gefördert worden sei; andere Autoren behaupten hingegen, die Schlacht sei am 8. Oktober geschlagen worden.)
(4) Zum Gedenken des Sieges von Avignon läßt sein jüngerer Sohn, Karl der Große, das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Rochefort erbauen und restauriert die Basilika Unserer Lieben Frau des Doms, die, wie die Überlieferung berichtet, bei einer Erscheinung Unseres Herrn von Ihm selbst geweiht wurde. Diese wunderbare Weihe ist durch zwei päpstliche Bullen bestätigt: durch die Johannes XXII im Jahre 1316 und die Sixtus' IV vom 21. Nov. 1475.
(Vgl. Hamon: op. cit. VII, 5 u. 6. - Féron-Vrau. "Dieu et la France", p. 71, "Die wunderbare Weihe von N.-D. des Doms", sonderbare Erinnerung, veröffentlicht zu Marseille im Jahre 1862, von Marius Olive, 5. Aufl. - Bories: "La Royale couronne des Rois d'Arles", Dom Mège. "la Sainte Montagne de N.-D. des Grâces de Rochefort", Hamon. op. cit. VII, S. 101.)
(5) M. Guillier Turgis: "Marie, Reine de France", S. 150
(6) Bezüglich aller hier angeführten Einzelheiten vgl. Hamon: "Histoire du culte de la Sainte Vierge en France", in 7 Bänden, sowie M. Guillier Turgis: "Marie Reine de France".
(7) P. Parrau de Lorde: "Un miracle avant la lettre au pays des miracles". Dieser auf das Archiv des Hauses von Lorde gestützte Artikel wurde am 3. Juli 1933 in 'Express du Midi' veröffentlicht.
(8) Louis Guérin: "Lourdes", Paris 1930, S. 8.
(9) R.P. Huguet, Mariste: "Trésor historique des Enfants de Marie", Bd. II, S. 55.
(10) Eginhard: "Vie de Charlemagne", Kap. XXVI, zitiert von Dom Bouquet in: "Recueil des Historiens des Gaules et de la France", Bd. V, S. 99C; vgl. des weiteren die selbe Sammlung in: "Les grandes chroniques de Saint-Denis", (Buch III, Kap. I u. Buch IV, Kap. II, Bd. V, S. 264 u. 285)
(11) Abbé Dessailly: "Le grand Testament de Saint-Rémi", S. 109.
(12) Abbé Buron: "Marie et la Maison de France". Revue des Prêtres de Marie, Reine des Coeurs, Dezember 1938. - hersgeg. Saint-Laurent-sur-Sèvre (Vendée).
(13) Bezüglich dieser Tatsachen, vgl. Dom Bouquet, "Recueil des Historiens des Gaules et de la France", Bd. VII, p. 80 A und 274 B. Bd. VIII, p. 80 A.)
(14) Vgl. den zeitgenössischen Dichter Abbon - Chant I, Vers 328; ebenso Hamon - op. cit. I, pp. 14-16.
(15) Alle nachstehenden Hinweise sind entnommen aus "Recueil des Historiens des Gaules et de la France". Das Wunder von Chartres wird von folgenden Geschichtsschreibern ausführlich berichtet:
"Historia Normannorum" ex Willemi Gemeticensis Monachi VIII, 256D, "Ex alio fragmento historiae franciae", id. p. 302C; "Brevi chronico S. Martini turonensi", id. 316D; "Chronique de Hugue moine de fleury sur les Rois modernes des Francs", id., pp. 318A et 322A; "Histoire d'Ordéric Vitral, Moine de Saint Evroul", tome IX, p. 10B; "Ex chronic. Rotomag", id. p. 87D; "Ex chronic. S. Florentii in Prob. novae Hist. Britanniae", id. 87D.
Die folgenden Geschichtsschreiber berichten nur über die Taufe Rollons und über seine Heirat Gisle's, der Tochter Karls des Einfältigen: "Ex chron. Roberti Abbatis S. Michaelis, edito ab Acherio ad Calcem; Operum Guibert Abbatis Novigenti - id. p. 87E; "Ex chronico Fiscanensi", d'après Labbe - id. 87E, etc.
(16) Vgl. Mgr. Ricard, "La Mission de la France", p. 150.
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Donnerstag, 4. Januar 2007
Die heiligste Jungfrau Maria in der Geschichte Frankreichs - 04 - Kapitel IV
DIE VEREHRUNG MARIENS DURCH DIE MEROWINGER
Nach seiner Bekehrung gab sich Chlodwig nicht damit zufrieden, seine Kräfte für die Bekämpfung der Häretiker zu verausgaben. Vielmehr wollte er seiner glühenden Marienverehrung unsterbliche Denkmäler hinterlassen. Gerne besuchte er die der himmlischen Königin geweihten Gebetsstätten. Nahe Nogent-sur-Seine gründete er die von unserer lb. Frau von Nesles, und am Rheinufer erbaute er die erste Kathedrale, die er unter den Schutz der Jungfrau stellte, der gegenüber er sich seiner Bekehrung und seiner Siege willen zu Dank verpflichtet wußte (1), so als wollte er durch diesen Glaubensakt von der Muttergottes den Schutz Ihres Königtums erbitten. Um die Basilika herum entstand nach und nach eine Stadt: Straßburg. Die kindliche Verehrung Mariens durch den ersten unserer Könige pflanze sich unter seinen Nachkommen und Nachfolgern fort.
Thierry, sein Sohn, gründete - gemäß der Urkunde - im Jahre 508 Notre-Dame des Anges von Pignon, nahe bei Fréjus. Seine Tochter, die hl. Theodechildis (Diethildis), ließ in Folge einer Erscheinung Notre-Dame des Miracles (der Wunder) in Mauriac erbauen.
Childebert, ein anderer Sohn Chlodwigs, ließ, als er von den Ärzten verlassen wurde, den hl. Germanus kommen, den Bischof von Paris, der die wunderbare Heilung des Königs erlangte. Soweit die feierlichen Urkunden darüber berichten, schenkte er für die Kathedrale Sancta Maria in Paris kostbare Gegenstände und mehrere Besitztümer. Anläßlich einer Reise nach Anges veranlaßte er die Erweiterung der Gebetsstäte von Notre-Dame du Rochet (vom Felsen). Auf der Rückkunft vom Krieg gegen die Wisigothen, ließ der König die Basilika von Selle-sur-Cher zu Ehren und unter dem Schutz von Notre-Dame la Blanche erbauen.
St. Cloud (Chlodoaldus), der Enkel Chlodwigs, schenkte der Notre-Dame von Paris das von ihm zu Nogent gegründete Kloster. (Das Dorf Nogent übernahm den Namen seines Gründers nach dessen Kanonisation.) Während der Regierung Chilperics erbaute die Königin zu Ehren Mariens der Unbefleckten (Virgini Intemerata) nahe des Klosters von St. Evroult (2) eine herrliche Basilika. nach dem Tode des Königs zog. Frédégonde sich in das Kloster Notre-Dame de Paris zurück und nahm all seine Schätze mit dorthin.
Wie könnte man über die Verehrung Mariens durch die hl. Radegundis schweigen, da die himmlische Königin selbst diese Verehrung anzuerkennen wünschte, indem sie die hl. Königin mit der Bewahrung von Poitiers vor den Engländern durch das Wunder der Schlüssel im Jahre 1202 in Verbindung brachte. (3).
Guntram, König von Orléans und Burgund, der Sohn Chlotars I, hatte einen Sohn, der im Jahre 562 an einer grausamen Krankheit litt, sodaß man dachte, er sei von einem Dämon besessen. Ohne Erfolg versuchte man die Exorzismen, umsonst vielerlei Anrufungen, Gebete und Wallfahrten. In seiner Verzweiflung wendete sich der König an die Jungfrau, indem er mit dem Kind zur Lieben Frau von Sales zu Bourg wallfahrte. "Der junge Prinz hatte kaum seinen Fuß in die Kirche gesetzt, als er von der Krankheit vollkommen befreit war." (4).
Zur Huldigung Mariens gründete Dagobert Unsere Liebe Frau von Cunault, nahe Saumur, übergab dem Kloster Unserer Lieben Frau von la Nef in Bourges, welches der hl. Supitius gegründet hatte, große Schenkungen und wiedererbaute im Jahre 628 die von Chlodwig errichtete Basilika zu Straßburg.
Dagobert II, der Enkel Dagoberts I, schenkte der Basilika Notre-Dame de Strasbourg im Jahre 675 Ländereien und große Reichtümer und weihte sich als Vasall (Lehnsmann) und Leibeigener der himmlischen Königin. Die Andacht des Monarchen belebte die Verehrung der Jungfrau, wodurch an beiden Rheinufern eine große Zahl von Kirchen und Klöstern zu Ehren der Muttergottes entstand.
Die hl. Enimia, die auf Wunsch ihres Vatres heiraten sollte, während sie jedoch beschlossen hatte, sich Gott zu weihen, verlangte den Verlust ihrer Gesundheit, um so ihre Jungfräulichkeit zu erhalten. Nach drei Versuchen wurde sie erhört und erlangte endlich was sie wünschte. Auf Anweisung eines Engels hin, ließ sie sich nahe Floriac nieder, um dort ein Kloster zu errichten. Eine der beiden von ihr erbauten Kapellen weihte sie Maria.
Der ältere Zweig des königlichen Geschlechts beging zweifelsohne Fehler, ja sogar Verbrechen. Dennoch sicherte ihm die glühende Verehrung der Jungfrau und sein tiefer Glaube den Ruhm, zahlreiche Heilige hervorzubringen.
Ohne von Chlodwig zu sprechen, den bestimmte Autoren, - obwohl er nicht kanonisert ist - als heilig betrachten, lassen sich die hl. Chlothilde, die hl. Radegundis, die hl. Bathildis, Königinnen Frankreichs, der hl. Guntram, König von Burgund und Orléans, die hl. Diethildis, die hl. Enimia und andere anführen...
Sieht man "das Leben der Heiligen" von Mgr. Guérin oder das der Bollandisten durch, so kann man mehr als vierzig Heilige zählen, die von Chlodwig und der hl. Chlothilde abstammen. Hierbei sind die Prinzen, die von den beiden anderen Zweigen der königlichen Familie abstammen, dann des Majordomus wie: der hl. Pippin von Landes, der hl. Arnulf und die großen Bischöfe wie der hl. Eligius und der hl. Leodegar nicht gezählt. Der hl. Bischof Leodegar (St-Légér) gehört zur Familie der Herzöge von Elsaß. Dieses erlauchte Haus stammt dem salischen Gesetz nach von den Merowingern ab. Von ihnen stammen auch die Karolinger und Kapetinger ab. Das merowingische Haus brachte auch die lothringischen Häuser und die habsburgischen hervor; ebenso die Könige des zweiten und dritten Zweiges des Hauses Frankreichs, abkünftig durch Irmengard, die Gemahlin Lothars I und durch Adelheide, die Gemahlin Roberts des Starken. Dieser Familie gehört eine außergewöhnlich große Anzahl heiliggesprochener Personen an: die hl. Sigrada, die Mutter des hl. Leodegar und des hl. Gerinus; die hl. Ottilia und die hl. Roswinde, germanische Kusinen des hl. Leodegar; die hl. Attala, die hl. Eugenia, die hl. Gundelindis, seine Kusinen germanischer Abkunft; nicht zu nennen den hl. Papst Leo IX, sowie die Heiligen des Hauses Frankreichs, des Hauses Lothringen und des Hauses Lothringen-Habsburg. (5).
Sie alle gehören zum merowingischen Stamm und stammen von Zweigen ab, von welchen jeder gleichfalls zahlreiche Heilige hervorgebracht hat. Welch prächtiger Heiligenschein, welch herrlichste aller Kronen! Der ganze Ruhm geht zurück auf Maria. Sie ist die Quelle solch großer Gnaden und solcher Heiligkeit.
(1) Hamon, op. cit. Bd. VI, S. 168. Vgl. 'Beatus Rhenanus' "Rer. Germ." II, S. 173)
(2) Migne: Patrologie latine CLXXXVIII, p. 476, Orderic Vital - und Hamon, ebd. V. 162.)
(3) Vgl. Abbé Brossard, "Le Miracle des Clefs" und den Anhang "Maria beschützt die Städte Frankreichs gegen die Angreifer und befreit sie von ihnen".)
(4) Hamon, op. cit. Bd. II, pp. 13/14)
(5) Vgl. hierzu die beiden Aufzeichnungen des Stammbaumes, die der gelehrte Kardinal Pitra in seinem Buch "Histoire de St. Légér" aufgestellt hat.
Nach seiner Bekehrung gab sich Chlodwig nicht damit zufrieden, seine Kräfte für die Bekämpfung der Häretiker zu verausgaben. Vielmehr wollte er seiner glühenden Marienverehrung unsterbliche Denkmäler hinterlassen. Gerne besuchte er die der himmlischen Königin geweihten Gebetsstätten. Nahe Nogent-sur-Seine gründete er die von unserer lb. Frau von Nesles, und am Rheinufer erbaute er die erste Kathedrale, die er unter den Schutz der Jungfrau stellte, der gegenüber er sich seiner Bekehrung und seiner Siege willen zu Dank verpflichtet wußte (1), so als wollte er durch diesen Glaubensakt von der Muttergottes den Schutz Ihres Königtums erbitten. Um die Basilika herum entstand nach und nach eine Stadt: Straßburg. Die kindliche Verehrung Mariens durch den ersten unserer Könige pflanze sich unter seinen Nachkommen und Nachfolgern fort.
Thierry, sein Sohn, gründete - gemäß der Urkunde - im Jahre 508 Notre-Dame des Anges von Pignon, nahe bei Fréjus. Seine Tochter, die hl. Theodechildis (Diethildis), ließ in Folge einer Erscheinung Notre-Dame des Miracles (der Wunder) in Mauriac erbauen.
Childebert, ein anderer Sohn Chlodwigs, ließ, als er von den Ärzten verlassen wurde, den hl. Germanus kommen, den Bischof von Paris, der die wunderbare Heilung des Königs erlangte. Soweit die feierlichen Urkunden darüber berichten, schenkte er für die Kathedrale Sancta Maria in Paris kostbare Gegenstände und mehrere Besitztümer. Anläßlich einer Reise nach Anges veranlaßte er die Erweiterung der Gebetsstäte von Notre-Dame du Rochet (vom Felsen). Auf der Rückkunft vom Krieg gegen die Wisigothen, ließ der König die Basilika von Selle-sur-Cher zu Ehren und unter dem Schutz von Notre-Dame la Blanche erbauen.
St. Cloud (Chlodoaldus), der Enkel Chlodwigs, schenkte der Notre-Dame von Paris das von ihm zu Nogent gegründete Kloster. (Das Dorf Nogent übernahm den Namen seines Gründers nach dessen Kanonisation.) Während der Regierung Chilperics erbaute die Königin zu Ehren Mariens der Unbefleckten (Virgini Intemerata) nahe des Klosters von St. Evroult (2) eine herrliche Basilika. nach dem Tode des Königs zog. Frédégonde sich in das Kloster Notre-Dame de Paris zurück und nahm all seine Schätze mit dorthin.
Wie könnte man über die Verehrung Mariens durch die hl. Radegundis schweigen, da die himmlische Königin selbst diese Verehrung anzuerkennen wünschte, indem sie die hl. Königin mit der Bewahrung von Poitiers vor den Engländern durch das Wunder der Schlüssel im Jahre 1202 in Verbindung brachte. (3).
Guntram, König von Orléans und Burgund, der Sohn Chlotars I, hatte einen Sohn, der im Jahre 562 an einer grausamen Krankheit litt, sodaß man dachte, er sei von einem Dämon besessen. Ohne Erfolg versuchte man die Exorzismen, umsonst vielerlei Anrufungen, Gebete und Wallfahrten. In seiner Verzweiflung wendete sich der König an die Jungfrau, indem er mit dem Kind zur Lieben Frau von Sales zu Bourg wallfahrte. "Der junge Prinz hatte kaum seinen Fuß in die Kirche gesetzt, als er von der Krankheit vollkommen befreit war." (4).
Zur Huldigung Mariens gründete Dagobert Unsere Liebe Frau von Cunault, nahe Saumur, übergab dem Kloster Unserer Lieben Frau von la Nef in Bourges, welches der hl. Supitius gegründet hatte, große Schenkungen und wiedererbaute im Jahre 628 die von Chlodwig errichtete Basilika zu Straßburg.
Dagobert II, der Enkel Dagoberts I, schenkte der Basilika Notre-Dame de Strasbourg im Jahre 675 Ländereien und große Reichtümer und weihte sich als Vasall (Lehnsmann) und Leibeigener der himmlischen Königin. Die Andacht des Monarchen belebte die Verehrung der Jungfrau, wodurch an beiden Rheinufern eine große Zahl von Kirchen und Klöstern zu Ehren der Muttergottes entstand.
Die hl. Enimia, die auf Wunsch ihres Vatres heiraten sollte, während sie jedoch beschlossen hatte, sich Gott zu weihen, verlangte den Verlust ihrer Gesundheit, um so ihre Jungfräulichkeit zu erhalten. Nach drei Versuchen wurde sie erhört und erlangte endlich was sie wünschte. Auf Anweisung eines Engels hin, ließ sie sich nahe Floriac nieder, um dort ein Kloster zu errichten. Eine der beiden von ihr erbauten Kapellen weihte sie Maria.
Der ältere Zweig des königlichen Geschlechts beging zweifelsohne Fehler, ja sogar Verbrechen. Dennoch sicherte ihm die glühende Verehrung der Jungfrau und sein tiefer Glaube den Ruhm, zahlreiche Heilige hervorzubringen.
Ohne von Chlodwig zu sprechen, den bestimmte Autoren, - obwohl er nicht kanonisert ist - als heilig betrachten, lassen sich die hl. Chlothilde, die hl. Radegundis, die hl. Bathildis, Königinnen Frankreichs, der hl. Guntram, König von Burgund und Orléans, die hl. Diethildis, die hl. Enimia und andere anführen...
Sieht man "das Leben der Heiligen" von Mgr. Guérin oder das der Bollandisten durch, so kann man mehr als vierzig Heilige zählen, die von Chlodwig und der hl. Chlothilde abstammen. Hierbei sind die Prinzen, die von den beiden anderen Zweigen der königlichen Familie abstammen, dann des Majordomus wie: der hl. Pippin von Landes, der hl. Arnulf und die großen Bischöfe wie der hl. Eligius und der hl. Leodegar nicht gezählt. Der hl. Bischof Leodegar (St-Légér) gehört zur Familie der Herzöge von Elsaß. Dieses erlauchte Haus stammt dem salischen Gesetz nach von den Merowingern ab. Von ihnen stammen auch die Karolinger und Kapetinger ab. Das merowingische Haus brachte auch die lothringischen Häuser und die habsburgischen hervor; ebenso die Könige des zweiten und dritten Zweiges des Hauses Frankreichs, abkünftig durch Irmengard, die Gemahlin Lothars I und durch Adelheide, die Gemahlin Roberts des Starken. Dieser Familie gehört eine außergewöhnlich große Anzahl heiliggesprochener Personen an: die hl. Sigrada, die Mutter des hl. Leodegar und des hl. Gerinus; die hl. Ottilia und die hl. Roswinde, germanische Kusinen des hl. Leodegar; die hl. Attala, die hl. Eugenia, die hl. Gundelindis, seine Kusinen germanischer Abkunft; nicht zu nennen den hl. Papst Leo IX, sowie die Heiligen des Hauses Frankreichs, des Hauses Lothringen und des Hauses Lothringen-Habsburg. (5).
Sie alle gehören zum merowingischen Stamm und stammen von Zweigen ab, von welchen jeder gleichfalls zahlreiche Heilige hervorgebracht hat. Welch prächtiger Heiligenschein, welch herrlichste aller Kronen! Der ganze Ruhm geht zurück auf Maria. Sie ist die Quelle solch großer Gnaden und solcher Heiligkeit.
(1) Hamon, op. cit. Bd. VI, S. 168. Vgl. 'Beatus Rhenanus' "Rer. Germ." II, S. 173)
(2) Migne: Patrologie latine CLXXXVIII, p. 476, Orderic Vital - und Hamon, ebd. V. 162.)
(3) Vgl. Abbé Brossard, "Le Miracle des Clefs" und den Anhang "Maria beschützt die Städte Frankreichs gegen die Angreifer und befreit sie von ihnen".)
(4) Hamon, op. cit. Bd. II, pp. 13/14)
(5) Vgl. hierzu die beiden Aufzeichnungen des Stammbaumes, die der gelehrte Kardinal Pitra in seinem Buch "Histoire de St. Légér" aufgestellt hat.
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