Dienstag, 2. Januar 2007

Die heiligste Jungfrau Maria in der Geschichte Frankreichs - 01 - Kapitel 1

Von Marquis de la Franquerie (Geheimkämmerer S.H. Papst Pius XII., Laureat der Académie Française) - Aus dem Französischen übersetzt von Paul O. Schenker)

Kapitel I
Der Kult "der Jungfrau, die gebären soll" bereitete die Seelen unserer Väter auf die religiösen Wahrheiten vor.

"Ecce Virgo concipiet, et pariet Filium" (Isaias - VII, 14). Eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, den Emmanuel... Diese Prophezeiung von Isaias war überall in der heidnischen Welt einigermaßen bekannt (siehe: Suetone - Vita Vespasini c. II; Tacit - Hist. Lib. V.; Virgin - Eglogue IV, die der Sibylle von Cumes zugeschriebene Voraussage. Diesbezüglich nachschlagen: Aug. Nicolas - La Vierge Marie vivant dans l'Eglise; Hamon - Notre-Dame de France, tome I, p. 185). Dies erklärt sich leicht aus der Tatsache, daß sich alle Völker mündlich Echos der ursprünglichen Tradition überlieferten und bewahrten, die von Gott empfangen wurden durch unsere Stammeltern und durch die Patriarchen, und die nie vollständig verwischt wurden durch den Götzendienst, und auch daraus, daß nach der Zerstreuung der Juden (im Alten Bund) ihre heiligen Bücher nach und nach überall dort bekannt wurden, wohin sie gingen. Aber, indes die meiste Zeit die Völker diese Prophezeiungen verachteten oder sie als poetische Dichtungen behandelten, bewahrte das Gallische Volk diese antike Tradition mit einem tiefen Glauben und einer ebenso tiefen Frömmigkeit. Die Vorsehung ließ es in der Tat zu, daß die Druiden ihm diesen Kult einschärften sowie einige andere Glaubenswahrheiten und Riten, die die Einpflanzung des Christentums in Gallien begünstigen sollten. die Unsterblichkeit der Seele, ihre Bestrafung oder ihre Belohnung im anderen Leben entsprechend ihren Fehlern oder ihren Verdiensten. Sie glaubten, daß das menschliche Opfer notwendig sei, um die Verbrechen der Menschen loszukaufen und den gerechten Zorn Gottes zu besänftigen, und darin lag wirklich ein Wahrheitskern, da ja die Menschheit einzig durch das Blut des Gerechten losgekauft wurde. Die Vielweiberei war untersagt und die eheliche Treue war die Regel. Schließlich verpflichtete ihr Ritus die Druiden, den "Selago", die heilige Pflanze, barfüßig, die Hände gewaschen und nach dem Opfern von Brot und Wein, zu pflücken - eine Art Vorbedeutung des Eucharistischen Opfers. Währenddem, bei den Römern, der Glaube an mehrere Götter die einzelnen herabwürdigte und die Götter selbst alle Laster schützten und manchmal dazu aneiferten, inspirierte der druidische Kult - abgesehen von groben und grausamen Irrtümern - den Galliern noble Leidenschaften und schmiedete in ihnen einen glühenden, freigebigen, mutigen und treuen Charakter.
Das große religiöse Zentrum Galliens war der Wald von Chartres.
"Nun aber war gerade der Hügel, auf welchem seither die Kathedrale gebaut wurde, seinerzeit ein heiliger Wald: und in der Mitte dieses Waldes befand sich eine ausgedehnte Grotte, die kaum erhellter war als ein düsterer Tag... Dort, sagt die Tradition, in Gegenwart aller zusammengerufenen Berühmtheiten der Nation, im hundertsten Jahre vor der Geburt Jesu Christi, errichteten die Druiden der Jungfrau, die ihn zur Welt bringen sollte, einen Altar, meißelten in diesen Altar die seither so berühmt gewordene Inschrift: VIRGINI PARITURAE, der Jungfrau, die gebären soll; und Priscus, der König von Chartres, ergriffen von der Rede, die bei dieser Gelegenheit von ihrem großen Pontifex gehalten wurde, "voll Vertrauen in seine Vesprechungen, weihte feierlich vor der ganzen Vesammlung, sein Königreich dieser zukünftigen Königin, die den Ersehnten der Nationen gebären sollte. Die Anwesenden, überwältigt von solchen Worten, weihten sich selbst ebenso dieser bevorzugten Jungfrau; von da ab hegten sie Gefühle der zärtlichsten Verehrung...". (Hamon: op. cit. tome I, pp. 190-191.)
Man hat auch Kleidungsstücke von diesem Kult gegenüber der Jungfrau, die den Retter der Welt gebären soll, in Nogent-sous-Coucy (Guibert, Abbé de Nogent - Vita sua - lib. II, c. I.) gefunden, ebenso in Longpont und bis nach Lyon (I. Hirchenbach: Die heiligen catholischen Gnaden- und Wallfahrtsorte - 1883. Es scheint, daß dieser Kult in Lonpont in Ehre stand bevor er es in Chartres war).
Es gibt in unserem Frankreich eine geheiligte Erde, "gesegnet durch eine Vorherbestimmung, die sich in den Geheimnissen der Ewigkeit veliert", wo lange vor Longpont, lange vor Chartres die Jungfrau, die gebären soll, ihre Macht aufscheinen ließ: Paray-le-Monial, die Erde der Erwählung des Heiligsten Herzens.
"Sechshundert Jahre nach der Sündflut - wenn man der Überlieferung glaubt - wütete eine ungeheure Feuersbrunst, die übrigens von Diodore von Sizilien erzählt wird, über die Iberische Halbinsel und das Keltenland. Entsezt flehten die Bevölkerungen des Val d'Or zur Jungfrau, die gebären soll, und vesprachen, ihr "einen Stein des Zeugnisses" aufzurichten. Das Val d'Or wurde verschont, und es sei in diesen Stein des Zeugnisses, wohinein viele Jahrhunderte später das Bildnis Unserer Lieben Frau von Romay eingemeißelt worden wäre." (Bulletin de l'Archiconfrérie de N.-D. de Pellevoisin: "Terre Mariale", par A.-M. - N° Mai-juin 1938.)
Jedenfalls wurde der Kult der Jungfrau Maria in Paray vor Jahrhunderten geboren, und um die antike Madonna haben sich die Wunder gehäuft: Heilungen, Auferweckungen von Leibern und Seelen. Die christlichen Generationen sollten... zum Sohne geführt werden durch die Mutter: ad Jesum per Mariam." (Vie de la 'Mère Marie de Jésus, fondatrice et Prieure du Carmel de Paray-le-Monial' - par une Carmélite, Monastère de Paray, 1921, pp. 234 et 235).
So war denn lange vor der Geburt Mariens unser Land Frankreich das Zentrum eines Kultes zu ihrer Ehre und, im voraus, wurde ihr dieses geweiht, wie wenn Gott sich ein bervorzugtes Königreich hienieden für die Königin des Himmels hätte auserwählen und vorbereiten wollen.
Nach der römischen Eroberung wollte Kaiser Claudius den Druidismus unterdrücken und den Galliern die römischen Götter aufzwängen. Dies war eine andere Zulassung der Vorsehung, um "auf ihrem Territorium die Pflanzung einer neuen Religion zu begünstigen, die, während sie sich unter gewissen Aspekten besser einfügte in die ihre, die hybride Vielgötterei ihrer Gebieter absolut untersagte. (Hénault - Recherches historiques sur la fondation de l'Eglise de Chartres - p. 26.)
Daher fanden denn die ersten Jünger Christi, als sie in Gallien ankamen, um die "Frohbotschaft" dorthin zu bringen, den Erdboden der Seelen ganz vorbereitet, um den guten Samen aufzunehmen. Sie stützten sich auf den Kult der VIRGINIS PARITUARE und verkündeten, daß SIE lebe und den Erlöser Christus zur Welt gebracht habe, den sie zu predigen kämen.
"Es ist Maria, die beim Aufgang unserer Nationalität den Vorsitz führte, sagte Kardinal Donnet. Gleichfalls wie durch Sie Christus in die Welt eintrat, so auch drang durch Sie die Religion Christi in unser Land."

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